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Die großen Sorgen der Wissenschaft

Kay-Alexander Scholz29. April 2015

Die Wissenschaft braucht bei ihren Problem-Themen internationale Hilfe. Deshalb stehen sie auch auf der Agenda der G7-Gipfeltreffen. Die Kanzlerin bekam in Berlin drei Themen für das kommende Treffen mit auf den Weg.

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Wissenschaftler treffen Angela Merkel in Berlin (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/von Jutrczenka

Seit zehn Jahren werden die G7-Gipfeltreffen von den nationalen Wissenschaftsakademien begleitet. Im Vorfeld werden deshalb multilaterale, also über den nationalen Rahmen hinausgehende Themen identifiziert, die es in das Abschlussdokument des Treffens schaffen sollen. Beim letzten in Deutschland abgehaltenen G7-Gipfel 2007 in Heiligendamm waren es die Themen Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Klimaschutz und Schutz des geistigen Eigentums. Schon damals koordinierte die Leopoldina, die Nationale Akademie der Wissenschaften, diese Abstimmung.

Nun wurden in Berlin die Empfehlungen für das diesjährige Gipfeltreffen im Juni auf Schloss Elmau der Kanzlerin übergeben. Mit dabei waren die Präsidenten der sechs anderen nationalen Wissenschaftsakademien und weitere Forscher der Länder. Sie begegneten der Kanzlerin mit Hochachtung - standen auf, als die Kanzlerin den Saal betrat, applaudierten und bedankten sich. Für Angela Merkel, schließlich selbst Naturwissenschaftlerin, war das sozusagen ein Heimspiel. Bei den davor stattfindenden G7-Dialogtreffen mit Gewerkschaften und NGOs war die Stimmung angespannter.

Meeresschutz, Tropenkrankheiten, Antibiotika

Bei den drei Themen Zukunft der Ozeane, vernachlässigte Tropenkrankheiten und Antiobiotika-Resistenzen sollten die G7-Staaten dringend aktiv werden, so die Meinung der Wissenschaftler. Dazu wurden Stellungnahmen erarbeitet, die analysieren und Vorschläge enthalten.

Der Text sei auch für Laien verständlich, lobte Merkel. Das helfe der Politik, ebenso wie der einstimmige Tenor. Danach skizzierte die Kanzlerin, die Themen bereits parat habend, wie sie angegangen werden könnten.

Gegen die Vermüllung der Meere soll es einen G7-Aktionsplan geben, nationale Pläne gebe es bereits, aber das reiche nicht, so Merkel. "Die größte Mülldeponie der Welt" habe schon jetzt Konsequenzen für das Leben nachfolgender Generationen. Jährlich 13 Millionen Tonen Plastikmüll landeten im Meer. Es werde Jahrhunderte dauern, bis dieser abgebaut ist. Außerdem werde Mikroplastik zunehmend eine Gefahr für die Nahrungsketten. Mehr Bewusstsein darüber zu schaffen, könnte politischen Handlungsdruck erzeugen, zunächst bei den Industrie-, dann aber auch bei den Schwellenländern.

Darüberhinaus müsse das Thema Tiefseebergbau besprochen werden. Es gebe weltweit mehr werdende Anträge für den Abbau von Kuper, Nickel oder seltenen Erden am Meeresgrund. Hier sollten die Tücken nicht außer Acht gelassen werden, warnte Merkel und sprach sich für hohe Standards aus.

Plastikmüll am Strand (Foto: imago/alimdi)
Dreiviertel des Mülls in den Meeren ist PlastikBild: imago

Aussicht auf konkrete Ergebnisse?

Von einem "klassischen Marktversagen" sprach Merkel beim Thema vernachlässigte Tropenkrankheiten. Nur weil die Krankheiten oftmals in armen Ländern auftreten würden und Forschungen keine Gewinne versprächen, würden Regionen damit allein gelassen. Die G7 müssten - vor allem nach der Erfahrung mit der Ebola-Epidemie in Westafrika - eine Bestandsaufnahme der Krankheiten, von denen es rund 30 gibt, erstellen, die Forschungen abstimmen und die Weltgesundheitsorganisation einbeziehen.

Beim Thema Antibiotika sei man sich unter den G7 inzwischen einig, lange Zeit sei das nicht so gewesen, den Einsatz in der Tiermast zu verhindern. Darüber hinaus müsse es eine Rezeptpflicht geben - viele Länder seien da aber noch zurückhaltend eingestellt, dämpfte Merkel die Erwartungen.

"One Health"

Funktionierende Antibiotika seien systemrelevant, betonte der Leopoldina-Präsident Jörg Hacker bei der Kurzvorstellung der drei Themen. Ohne diese gebe es keine Organtransplantationen und Krebstherapien. Ebola sei eine dieser vernachlässigten Tropenkrankheiten, bei denen es zukünftig vermehrt Kooperation zwischen Firmen, Stiftungen und Staat geben müsse. Außerdem sei ein globales Monitoring nötig, denn der Slogan "One Health" sei richtig. Zum Schutz der Ozeane sei der Umstieg auf eine CO2-freie Wirtschaft zu beschleunigen, denn die Meere sind ein großer Speicher von Kohlendioxid, versauern dadurch aber.

Die Wissenschaftler hoffen, gab Hacker Merkel mit auf den Weg, dass es nach dem G7-Gipfel auch zu Aktionen kommt. Die Kanzlerin versprach, sich die Texte sehr genau anzuschauen und betonte, dass Deutschland in seiner G7-Präsidentschaft eben auch solche Themen ernst nehme.