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Die große Ernüchterung

17. Dezember 2009

Große Hoffnungen setzten die Menschen in Lateinamerika auf Barack Obama, als dieser im Januar US-Präsident wurde. Jetzt ist das erste Jahr seiner Amtszeit rum - und in Lateinamerika macht sich Enttäuschung breit.

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Obama bei Gipfel Amerikanischer Staaten in Trinidad (Foto: ap)
Obama war Hoffnungsträger für viele LateinamerikanerBild: AP

Eine "neue Ära" in den Beziehungen hatte Barack Obama angekündigt, als er im Januar 2009 Präsident der Vereinigten Staaten wurde. Obama versprach, künftig "auf Augenhöhe" mit den lateinamerikanischen Staaten zu verhandeln. Das machte Hoffnung.

Neuanfang für Kuba, Hilfe für Mexiko

Chavez, Obama (Foto: ap)
Gute Freunde? Venezuelas Staatschef Chavez und ObamaBild: AP

Erst sah es gut aus: Obama versprach Kuba einen "Neuanfang" in den frostigen Beziehungen und lockerte spontan das alte Wirtschaftsembargo. Selbst Fidel Castro konnte sich daraufhin zu positiven Worten über Obama durchringen.

Der US-Präsident reichte auch Venezuelas Staatschef Hugo Chávez die Hand - dieser erklärte spontan: "Ich möchte Obamas Freund sein!" Und auch im Drogenkrieg in Mexiko wollten sich die USA nun mehr engagieren, räumten sogar ein, Mitverantwortung übernehmen zu wollen. Lateinamerika war im Obama-Taumel. Es hätte so schön werden können.

Belastungsprobe Honduras

Honduras (Foto: ap)
Der Staatsstreich in Honduras wurde zur Belastungsprobe für ObamaBild: AP

Doch dann kam Honduras - und Obamas lateinamerikanische Wohlfühlpolitik löste sich schlagartig in Luft auf. Als die Armee den in Honduras gewählten Präsidenten Manuel Zelaya stürzte und Viehzüchter Roberto Micheletti sich selbst zur Macht putschte, wusste Washington offensichtlich nicht, wie man reagieren sollte.

"Die US-Diplomatie wechselte von Empörung über den Staatsstreich zur Gleichgültigkeit, dann Konfusion und schließlich Nachgiebigkeit - und das alles in weniger als fünf Monaten", kritisiert selbst das Brookings Institut, ein Obama nahestehender Thinktank. Als Micheletti Ende November in Honduras Wahlen abhielt, stellte Obama den Putschisten sogar die Anerkennung des Wahlergebnisses in Aussicht, ohne Gegenleistungen zu fordern.

Entsetzen bei den Nachbarn

In den Nachbarländern löste dieses Verhalten Bestürtzung und Enttäuschung aus. Die brasilianische Regierung sei äußerst frustriert von Obamas Politik, ließ der Stab von Präsident Lula da Silva verlauten. Es sei bedauerlich, einen Staatsstreich durch eine Wahl reinwaschen zu wollen. Ähnlich äußerten sich andere Staaten. Weltweit erkannten nach den USA nur noch Costa Rica, Panama, Kolumbien und Peru das Wahlergebnis in Honduras an.

Militärische Verbrüderung

Uribe, Obama (Foto: ap)
Verstehen sich zu gut: Kolumbiens Präsident Uribe und ObamaBild: picture-alliance/ dpa

Noch größeren Unmut erregte das Militärabkommen, das die USA mit Kolumbien schlossen. Ganz Lateinamerika ist entsetzt über die militärische Verbrüderung der beiden Staaten. Nach dem Abkommen dürfen die USA sieben Militärstützpunkte Kolumbiens sowie zahlreiche Flughäfen uneingeschränkt nutzen. Auch der gesamte Funkverkehr steht den USA zur Verfügung. Besonders Ecuador und Venezuela reagierten erschüttert, Venezuela drohte Kolumbien sogar mit Krieg.

Und so ist sie wieder da, die alte Befürchtung: Auch unter Obama scheinen die USA Lateinamerika nur als strategische Ressourcen-Quelle zu behandeln, die man beliebig anzapfen kann. "Sie dachten alle, Obama sei anders", sagt Julia Sweig vom Rat für auswärtige Beziehungen in Washington D.C. "Doch diese Hoffnungen haben sich während des Sommers zerschlagen."

Autorin: Anna Kuhn-Osius (mit epd, dpa, ap)
Redaktion: Oliver Pieper