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Iran-Contra-Affäre

20. Juli 2009

Im Herbst 1986 flog die so genannte Iran-Contra-Affäre auf. Es war der größte Skandal in der Amtszeit von Ronald Reagan. Die USA hatten Waffen an den Iran verkauft, deren Erlös an die Contra-Rebellen in Nicaragua ging.

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US-Oberstleutnant Oliver North sagte 1987 vor dem Kongressausschuss aus (Foto: DPA)
US-Oberstleutnant Oliver North sagte 1987 vor dem Kongressausschuss ausBild: picture-alliance / dpa

"Ich muss gestehen, dass ich der Meinung war, es sei richtig, das Geld der Ajatollahs zur Unterstützung des Widerstandes in Nicaragua zu verwenden. Und ich war nicht der einzige, der davon begeistert war. CIA- Direktor Casey bezeichnete es als die "ultimative Ironie" und die "ultimative verdeckte Operation", sagte Oberstleutnant Oliver North vom "Nationalen Sicherheitsrat" der USA im Sommer 1987 vor einem Kongressausschuss zur Untersuchung der "Iran-Contra-Affäre". Der bis dahin noch unbekannte Offizier entpuppte sich dabei als Schlüsselfigur in einem Polit-Thriller, wie man ihn kaum je zuvor erlebt hatte.

Die USA hatten Waffen an den Iran verkauft und mit einem Teil der Erträge die nikaraguanischen "Contras“ bei ihrem Bemühen unterstützt, die linken Sandinisten in ihrer Heimat zu stürzen. Gleichzeitig versuchte Washington mit dieser Strategie, amerikanische Geiseln freizukaufen, die im Libanon verschwunden waren. Israel war als Mittler eingeschaltet, das freilich auch auf eigene Initiative bereits Waffengeschäfte mit Teheran aufgenommen hatte. All das, obwohl Israel und die USA von den neuen Herren der "Islamischen Republik“ als "kleiner und großer Satan" beschimpft wurden. Der Iran aber stand im Krieg mit dem Irak und der damalige Parlamentspräsident Rafsanjani erklärte nach dem bekannt werden der ungewöhnlichen Geschäftsbeziehung, dass der Iran Waffen gebraucht habe und man dafür bereit gewesen sei selbst mit dem Feind zu handeln.

Ronald Reagan im Weißen Haus (Foto: AP)
Ronald Reagan - die Hintergründe blieben bis heute unklarBild: AP

Mittel zum Zweck

Auch in den USA war man pragmatisch. Obwohl die Besetzung der US-Botschaft in Teheran noch gegenwärtig war, schien eine Verbesserung der Beziehungen zum Iran geboten. Präsident Reagan fürchtete in der Folge des Golfkrieges wachsenden Einfluss der Sowjetunion im Iran und er setzte sich deswegen über die Boykott-Bestimmungen des eigenen Landes gegenüber dem Iran hinweg, um eine andere Strategie zu verfolgen, die inzwischen aber auch vom US-Kongress untersagt war: Mit "verdeckten Operationen" gegen kommunistische Regime zu agieren. In diesem Fall Nicaragua. Der Iran sollte die Waffen – es handelte sich vor allem um Raketen – deswegen über Israel erhalten und das gezahlte Geld sollte auf demselben Weg den "Contras" zufließen. Und als Gegenleistung sollte der Iran sich für die Freilassung der US-Geiseln im Libanon einsetzen.

Russel Senate Office Buildings in Washington (Foto:DPA)
Russel Senate Office Buildings in Washington -dort fanden die Anhörungen zur Iran-Contra-Affäre stattBild: picture-alliance / dpa

In Washington versuchte man, die Hintergründe geheim zu halten und bis heute wurde nicht alles aufgedeckt. So weiß man unter anderem nicht, ob Präsident Reagan wissentlich die Unwahrheit sagte, als er versicherte: "Unsere Regierung hat eine klare Linie, vor terroristischen Forderungen nicht zu kapitulieren. Diese Politik, keine Konzessionen zu machen, bleibt in Kraft. Trotz der äußerst spekulativen und falschen Berichte über Waffen für Geiseln und angebliche Lösegeldzahlungen, haben wir nicht – ich wiederhole nicht– Waffen oder sonst etwas gegen Geiseln eingetauscht. Und wir werden das auch nicht tun."

Gegen die Prinzipien

Im März 1987 musste Reagan einen Rückzieher machen. Inzwischen war die "Iran-Contra-Affäre" publik geworden und es konnte nicht länger vertuscht werden, dass Washington hier selbst gegen die eigenen Prinzipien verstoßen hatte. Unklar ist bis heute ob und was der Präsident wusste. Er verstand es aber, sich gleichsam als Opfer hinzustellen: "Vor einigen Monaten versicherte ich dem amerikanischen Volk, dass ich nicht Waffen gegen Geiseln getauscht habe. Mein Herz und meine Überzeugung sagen mir immer noch, dass das stimmt. Tatsachen und Beweise sagen aber, dass es nicht stimmt."

Nie ganz aufgeklärt

Es ist diese Ungewissheit, wer was gewusst und wer wem was befohlen hatte, die bis heute dazu führt, dass die "Iran-Contra-Affäre" von zahllosen Gerüchten, Spekulationen und Vermutungen umrankt ist. Hierzu gehört, dass Israel bereits Jahre vor den USA – nämlich 1980 – seine alten Kontakte zum Iran aktivierte und Teheran mit Waffenlieferungen gegen den Irak unter Saddam Hussein half, den es damals als größere Gefahr betrachtete. Dazu gehört ebenso, dass die neuen Machthaber in Teheran die US-Botschaftsgeiseln erst am Tag der Amtseinführung Reagans – nach 444 Tagen - freiließen. Man habe damit die Wiederwahl Jimmy Carters verhindern wollen und vom neuen Präsidenten Unterstützung gegen den Irak erhofft.

Alle offiziellen Stellen schweigen zu solchen Gerüchten. Aber allen ist doch auch klar, dass die "Iran-Contra-Affäre" nicht einfach auf Oliver North zu reduzieren ist. So sehr dieser sich auch Mühe gab, den treuen und ergebenen Soldaten zu spielen.

Autor: Peter Philipp

Redaktion: Diana Hodali