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Zwei Jungunternehmer bringen mit einer mutigen Idee Jobs nach Süditalien.

Philipp Barth, Antje Binder22. Januar 2013

Raus aus dem sicheren Job im Norden, rein ins Abenteuer Unternehmensgründung im Süden. Dort, wo die einzige Perspektive oft Auswandern heißt. Was zwei Jungunternehmer dazu antreibt? Der Traum vom eigenen Flugzeug.

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Luciano Belviso und Angelo Petrosillo
Firma Blackshape in ItalienBild: DW/A. Binder

In Apulien sieht man die Krise nicht auf den ersten Blick. Sie versteckt sich hinter alten, dicken Stadtmauern, in charmanten engen Gassen und auf Fischerbooten, die im Hafenbecken vor sich hin schaukeln. Protestchöre entstehen nur, wenn die lokale Fußballmannschaft verliert und Graffitis handeln hier noch von Amore. Die Wirtschaftsmisere von Italien lockt in Apulien niemanden auf die Straße. Warum auch? Krise gibt es hier nicht erst seit gestern. Der "Mezzogiorno", wie Italiener den Süden des Landes nennen, ist so malerisch wie krisenerprobt. Seit Jahrzehnten hinkt seine Wirtschaft hinter dem reichen Norden hinterher, er gilt als eine der strukturschwächsten Regionen in ganz Westeuropa. Mehr als 40 Prozent der unter 25-Jährigen suchen einen Job.

Auch die Schulfreunde Angelo Petrosillo, 30, und Luciano Belviso, 29, kommen aus Apulien. Dort, im Küstenort Monopoli, haben sie sich vor zwei Jahren ihr eigenes Unternehmen "Blackshape" aufgebaut. Noch vor ein paar Jahren war daran nicht zu denken. "Von klein auf haben wir gehört, dass man aus dem Süden weggehen muss, um beruflich Erfolg zu haben", sagt Angelo Petrosillo.

Ultraleichtflieger "Prime" auf Flugfeld in Monopoli
Ultraleichtflieger "Prime" auf Flugfeld in MonopoliBild: DW/A. Binder

Karriere oder Heimat?

Wie die meisten ihrer Freunde kehrten auch Angelo Petrosillo und Luciano Belviso ihrer Heimat den Rücken. Angelo ging nach Pisa, studierte dort Jura. Luciano machte einen Abschluss als Luftfahrtingenieur in Turin. Für ihren Master gingen beide danach ins Ausland: in die Schweiz, nach Russland und nach Paris. Sie fanden ihre ersten Jobs, verdienten gutes Geld. Hoch qualifiziert standen ihnen international alle Türen offen. Sie gehören zu den Privilegierten, den mobilen jungen Menschen, von denen Italien nun immer mehr verliert. Apulien? Dort waren Angelo und Luciano nur noch, um ihre Familien zu besuchen.

Trotzdem entschieden sie sich im Jahr 2009, zurück in ihre Heimat zu gehen. Ein Gründerwettbewerb der Region gab den Anstoß. Er versprach Startkapital für die beste Unternehmer-Idee, vorausgesetzt, sie wird in der Region umgesetzt. Sie überzeugten die Jury von ihrem Konzept: Ein modernes Ultraleichtflugzeug aus Karbon, made in Apulien. Und nicht genug, auch ein apulischer Unternehmer war von der Idee begeistert. "Eigentlich wollten wir nur nach Tipps für die Unternehmensgründung fragen", erzählt Angelo Petrosillo. Am Ende des Gesprächs stieg der Investor ins Geschäft ein, mit einer Million Euro Anschubfinanzierung.

Werkshalle der Firma Blackshape im süditalienischen Monopoli mit Ultraleichtfliegern
Werkshalle der Firma BlackshapeBild: DW/A. Binder

Seit drei Jahren sind die Jungunternehmer mit ihrer Firma "Blackshape" ihr eigener Boss, haben nicht nur sich, sondern inzwischen gut 40 weiteren Menschen einen Job verschafft. "Man muss sich trauen, groß zu denken", sagt Luciano Belviso. "Das ist eine Eigenschaft, die der Jugend in Italien oft fehlt."

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