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Die "Neuen" in Straßburg

Janine Albrecht, z.Zt. Straßburg21. Juli 2004

Das EU-Parlament ist das größte direkt gewählte Parlament der Welt. Im Juni haben die Bürger über ihre neuen Vertreter abgestimmt. Für 732 Abgeordnete hat jetzt die Arbeit begonnen. Janine Albrecht war dabei.

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Hier hat jeder sein angestammtes PlätzchenBild: AP


Wie eine Schulglocke tönt es durch's Gebäude. Das ist das Zeichen für den Sitzungsbeginn des Europaparlamentes. Aber der riesige Sitzungssaal füllt sich nur langsam. Draußen wuseln Abgeordnete, Journalisten und Besucher durch die Gänge. Es ist nicht leicht, sich hier zu orientieren.

Ein hoher, heller Mittelgang teilt den "Tour" durch den man das Parlament betritt, vom "Hémicycle" mit dem Sitzungssaal und den Abgeordnetenbüros. Über Brücken gelangen die Politiker hinüber. Doch längst nicht auf jeder Etage führt ein Weg auf die andere Seite, Treppen gibt es kaum. Schön gebaut, aber nicht sonderlich praktisch. Vor dem einzigen Fahrstuhl in Richtung Plenarsaal drängeln sich die Menschen. Glücklich, wer schon den schnelleren Weg durch's weniger schöne Treppenhaus gefunden hat.

Mittelgang
Mittelgang im EU-Parlamentsgebäude in StraßburgBild: DW
Hilfe für die "Neuen"

Für viele der Abgeordneten ist es ihre erste Sitzungswoche. Sie müssen sich erst einmal zurecht finden. Direkt vor dem Saal sind dafür Infostände aufgebaut. Hier bekommen die "Neuen" die nötige Hilfe. 20 Stände, für jede Sprache einer. "Es ist schon viel, was die hier alles machen müssen, wenn sie ankommen“, sagt Doris Obrzut vom deutschen Stand. Jede Menge Papierkram, wie etwa Ausweise fürs Parlament besorgen und den Schlüssel fürs Büro holen. Viel Verwaltung, bevor es überhaupt an die Arbeit geht.

Infostand im EU-Parlamentsgebäude in Straßburg
Infostand im EU-Parlamentsgebäude in StraßburgBild: DW

Aber nach und nach trudeln dann auch die letzten Abgeordneten ein. Die Sitzung beginnt. Auf der Tagesordnung steht als erstes die Wahl des neuen Parlamentspräsidenten. Beide Kandidaten dürfen noch einmal für sich werben. Je fünf Minuten reden der Spanier Josep Borrell und der Pole Bronislaw Geremek im Plenum. Dann geben die Abgeordneten ihre Stimmen ab - geheim. Aber bereits im Vorfeld war eigentlich klar, dass der Sozialdemokrat Borrell neuer Parlamentspräsident wird. Die beiden größten Fraktionen hatten sich abgesprochen.

Josep Borrell Fontelles
Josep Borrell Fontelles, der neue Präsident des EU-ParlamentsBild: AP

Damit haben die Abgeordneten ihre erste Amtshandlung hinter sich gebracht. Nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses ist Pause. Vor dem Sitzungssaal wird es voll. Smalltalk mit den Parteikollegen. Die Alten begrüßen die Neuen. Weisen ihnen den Weg zur Caféteria. In dem Gedränge Journalisten, die Interviews mit den Politkern machen, Kameraleute, die den Trubel filmen. Danach wird in den Fraktionen beraten, bevor die Sitzung weiter geht. Arbeitsalltag, wie in nationalen Parlamenten.

Zaungäste

Eine Etage tiefer ist der Eingang zur Besuchertribüne. Heute ist sie besonders voll: Gäste der Abgeordneten, Touristen und Schüler bevölkern die Sitze. "Das ist gute Arbeit, hier wird die Freundschaft zwischen den Ländern von Europa gepflegt", sagt Stas. Der russische Austauschschüler ist begeistert von der Europäischen Union. "Russland soll auch in die EU."