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Die NSA und ihre Helfer

Kersten Knipp27. April 2015

Womöglich hat der BND den amerikanischen Nachrichtendienst NSA dabei unterstützt, deutsche Wirtschaftsunternehmen auszuspähen. Noch sind die Vermutungen nicht belegt. Die Indizien legen Spionage aber nahe.

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Logo des NSA, 16.01.2014 (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der Bundesnachrichtendienst (BND) steht unter Verdacht: Womöglich hat er die amerikanische National Security Agency (NSA) nicht nur bei strategischer, sondern auch bei Wirtschaftsspionage unterstützt. Diese könnte sie womöglich auch gegen europäische Unternehmen gerichtet haben. So berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", dass die NSA über den BND versucht habe, an geheime Informationen etwa über den Rüstungskonzern EADS (heute Airbus) und dessen Tochter Eurocopter zu gelangen.

Generell seien Beweise und Indizien dafür, dass die NSA in Deutschland mit Erfolg Wirtschaftsspionage betreibe, eher dünn, sagt Alexander Huber, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Beuth Hochschule für Technik in Berlin, gegenüber der DW. "Es gibt in Europa sehr wenige Fälle, bei denen die Vermutung im Raum steht und durch verschiedene Quellen belegt wurde. Das sind zum Beispiel ENERCON, Eurocopter oder die RADF".

"Europäische Technologie lohnt Diebstahl nicht"

Andererseits hegen Journalisten und Vertreter der Wirtschaft bereits seit längerem den Verdacht, US-amerikanische Geheimdienste könnten auch Wirtschaftsspionage betreiben. "Es ist schon seit vielen Jahren kein Geheimnis, dass Wirtschaftsspionage betrieben wird", sagt Timo Kob, Vorstandsmitglied der Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft e.V. (ASW), im Gespräch mit der DW. Er verweist auf das Spionagenetzwerk Echelon, dessen Existenz Anfang des neuen Jahrtausends bekannt wurde. Unter diesem Namen hatten sich Geheimdienste der USA, Großbritanniens, Kanadas, Australiens und Neuseelands zusammengeschlossen und mutmaßlich auch geschäftliche Kommunikation in mehreren europäischen Ländern ausgekundschaftet. Der ehemalige CIA-Chef James Woolsey bestätigte im März 2000 in einem Artikel für das Wall Street Journal die Existenz des Netzes. Amerikanische Unternehmen hätten von diesen Aktivitäten allerdings nicht profitiert. "Die meiste europäische Technologie lohnt den Diebstahl einfach nicht", erklärte Woolsey lapidar.

Edward Snowden auf der CeBIT in Hannover, 18.03.2015 (Foto: dpa)
Edward Snowden, hier digitaler Gast der CeBIT in HannoverBild: picture-alliance/dpa

Dass die USA fremde Unternehmen auskundschaften, erklärte in einem Interview mit der ARD auch der ehemalige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden im Januar 2014. "Es gibt keinen Zweifel, dass die USA Wirtschaftsspionage betreiben. (...) Wenn es etwa bei Siemens Informationen gibt, die dem nationalen Interesse der Vereinigten Staaten nutzen, aber nichts mit der nationalen Sicherheit zu tun haben, dann nehmen sie sich diese Informationen trotzdem".

Zudem sei fraglich, ob die NSA, sollte sie tatsächlich spionieren, ihre Erkenntnisse tatsächlich auch weitergibt. Eben dies bezweifelt Huber. "Wenn ich mir vorstelle, dass ein mittelständischer Weltmarktführer etwa im Bereich Hightech-Pumpen von den Amerikanern ausspioniert wird, frage ich mich, wie es weitergeht: Geht die NSA an ein mittelständisches Unternehmen in den USA heran und bietet ihnen die Erkenntnisse an? Das glaube ich nicht".

Satellitenschüssel des BND in Bad Aibling, 06.06.2014 (Foto: dpa)
Gut gerüstet: Satellitenschüssel des BNDBild: picture-alliance/dpa/Stephan Jansen

Täter sind kaum zu ermitteln

Sicher, nicht ausgespäht zu werden, könnten Unternehmen kaum sein, sagt Timo Kob im Gespräch mit der DW. Würde ein Unternehmen durch das Internet ausspioniert, vergingen im Schnitt 180 bis 230 Tage, bis man das bemerke. Zudem sei es sehr schwierig, den Angreifer zu lokalisieren. "Wenn ich etwa herausfinde, dass der Server, über den der Angriff lief, in China steht, dann kann das ein Indiz dafür sein, dass Chinesen dahinter stecken. Es kann aber auch ein Hinweis sein, dass Amerikaner den Umweg über einen chinesischen Server genommen haben, um den Verdacht auf die Chinesen zu lenken". Erkenntnisse ließen sich darum oft nur indirekt gewinnen. "Ich kann mich ihm oft nur über mögliche Motive nähern: Wer hat an welchen Erkenntnissen Interesse? Wenn man aber nun das Beispiel Rüstungsindustrie nimmt, gibt es immer viele Interessen".

Gerade solche Schlüsselbranchen seien bedroht, erklärt Kob. Denn sie trieben die technische Innovation enorm voran. "Eben das wissen auch die ausländischen Dienste. Und sie wissen auch, dass die Mittelständler besonders schlecht geschützt sind. Das sind leichte Opfer".

Umdenken gefordert

Dabei könnten sich die Unternehmen schützen. Dies setze allerdings ein Umdenken voraus, so Huber. Gewisse Daten und Informationen sollten nicht über das Internet kommuniziert werden. Das gelte für technische Entwicklungen, vor allem aber für alles, was mit Vertragsabschlüssen zu tun habe. "Gerade bei großen internationalen Ausschreibungen und großen Fusionen und Übernahmen lohnt es sich, sich so abzusichern, dass weder BND noch NSA Zugriff auf die Daten haben".

NSA-Untersuchungsausschuss, 03.07.2014 (Foto: dpa)
Der NSA-UntersuchungsausschussBild: picture-alliance/dpa/Hannibal

Grundsätzlich leistet die Kommunikation über nicht-öffentliche Verbindungen den nach wie wirksamsten Schutz dagegen, ausgespäht zu werden: Wo nicht über das Internet kommuniziert wird, kann auch niemand über das Internet ausgespäht werden.