Die russische Revolution – 25. Oktober 1917
Mit einem gewaltigen Kanonendonner wurde vom Panzerkreuzer "Aurora" der Startschuss für die glorreiche Oktoberrevolution gegeben. Kaum war dieser verhallt, seien mit Wagemut und revolutionärem Elan die Soldaten der Roten Armee ins Winterpalais von St. Peterburg – dem Sitz der Regierung – eingedrungen und hätten die Verteidiger des alten Systems hinweggefegt. So berichtete später die sowjetische Propaganda. In Wahrheit saßen im Inneren des Palais Mitglieder der Regierung verängstigt und schutzlos. Sie ergaben sich ohne nennenswerte Gegenwehr – zu lange schon standen sie in der Kritik sowohl von rechtsextremen Kräften als auch von den Bolschewiken.
Lenin und Trotzki
Bei den Aufständischen zogen Lenin (1870 – 1924) und Leo Bronstein, genannt Trotzki (1879 – 1940) die Fäden. Sie führten ihre Anhänger im Oktober 1917 in die Revolution. Unter Trotzkis Kommando wurden die wichtigsten Gebäude in St. Petersburg (dem späteren Leningrad) besetzt und die Mitglieder der Regierung verhaftet. Ein eilig zusammen gerufener "allrussischer Sowjetkongress" billigte am Abend der Revolution den Umsturz und die nächsten Schritte der neuen Regierung: Enteignung der Grundbesitzer und Friedensschluss mit Deutschland.
Der Zermürbungskrieg an der russischen Westfront sollte sofort beendet werden, so dass Trotzki unmittelbar nach der erfolgreichen Revolution die Verhandlungen mit der deutschen Militärführung aufnahm.
Frieden von Brest – Litowsk
Die Deutschen hatten den Umsturz in Russland mit Wohlwollen gesehen und unterstützt. Nun wollten sie einen günstigen Frieden mit Russland erreichen, damit sie ihre gesamte militärische Stärke an der Westfront gegen französische und britische Armeen in Wagschale werfen konnten. Aber die Verhandlungen gestalteten sich schwierig, am 17. November 1917 wurde lediglich ein Waffenstillstand vereinbart. Die eigentlichen Friedensverhandlungen begannen am 9. Dezember 1917 in der Nähe von Warschau - in Brest-Litowsk.
Die Verhandlungen wurden Ende Januar 1918 ergebnislos abgebrochen. Trotzki akzeptierte die deutsche Forderung nach Annexion großer Teile der von der deutschen Armee besetzten Gebiete nicht. Daraufhin wurden die Kampfhandlungen wieder aufgenommen. Als das deutsche Heer immer weiter vorrückte und neue Gebiete besetzte, wurde der Friedensvertrag am 3. März 1918 schließlich unterzeichnet.
Die Ukraine und Finnland erhielten ihre Souveränität, Russland verzichtete auf territoriale Ansprüche gegenüber Polen und dem Baltikum. Armenien wurde der Türkei zugesprochen. Dieser Diktatfrieden schwächte Russland: 60 Millionen Einwohner verließen das Land, das außerdem rund 1,4 Millionen km² seines Staatsgebietes verlor. Die wirtschaftliche Lage wurde durch den Verlust der ukrainischen Kornkammer und der dort beheimateten Kohle- und Eisenindustrie noch katastrophaler. Die ökonomische Situation erwies sich schnell als schwere Hypothek für die Sowjetregierung.
Stalin
Während Lenin und Trotzki, mit revolutionärem Eifer den Umsturz vorantrieben, zögerte Josef Wissarionowitsch Dschugaschwili, genannt Stalin (1878 – 1953). Er war Kommissar für Nationalitäten, erhob zahlreiche Einwände gegen die Revolution und hielt sich von den revolutionären Ereignissen weitgehend fern. Nach Lenins Tod am 21. Januar 1924 gelang es ihm, die Macht innerhalb der Partei und des Staates an sich zu reißen. Fast 30 Jahre stand er anschließend an der Spitze des Staates. Er führte das Land einerseits erfolgreich im Zweiten Weltkrieg und machte aus dem russischen Agrarstaat eine Weltmacht. Andererseits aber überzog er es mit Terror und Unterdrückung und machte auch vor Millionenfachem Mord kein Halt. Während der so genannten "Kulakenverfolgungen" zwischen 1928 und 1937 wurden nach letzten Schätzungen auf Stalins Befehl rund 10 Millionen als "ländliche Ausbeuter" verleumdete Bauern umgebracht.
Die UdSSR ("Union der sozialistischen Sowjetrepubliken") hatte bis 1991 Bestand. Die Reformpolitik Michael Gorbatschows (1931), die unter den Schlagworten "Perestroika" und "Glasnost" weltweit bekannt wurde, wollte ursprünglich den sowjetischen Staat "nur" reformieren. Gorbatschows Politik führte allerdings zu innenpolitischen Schwierigkeiten und wirtschaftlichen Engpässen, die schließlich die UdSSR erfasst hatten. Die baltischen Staaten erklärten im August 1991 ihre Unabhängigkeit, weitere Unionsmitglieder folgten diesem Beispiel. Am 8. Dezember 1991 erfolgte die Auflösung der UdSSR, die noch verbliebenen 12 Unionsmitglieder schlossen sich zur GUS ("Gemeinschaft unabhängiger Staaten") zusammen.