Die Russische Revolution und ihre Folgen
Das Deutsche Historische Museum widmet der Russischen Revolution zum 100. Jahrestag eine Ausstellung. Erzählt wird die komplizierte Geschichte des Umsturzes in Russland mit seinen Auswirkungen auf die Nachbarländer.
Im Fokus: Lenin und die Revolution
Die Lenin-Statue steht stellvertretend für die ideologische Kraft der Russischen Revolution, die weltweites Echo fand. Erst seit dem Ende des Kalten Krieges lösen sich die ideologischen Vereinnahmungen auf und ermöglichen nun einen ausgewogeneren Blick auf Kontext, direkte Folgen und Langzeitwirkung der Russischen Revolution inner- und außerhalb Russlands.
Ende des Zarenreichs
Dem Sturz des Zaren in der Februarrevolution 1917 war ein langer Prozess der Entfremdung vorausgegangen. Den Stein ins Rollen brachten Hungersnöte und Demonstrationen in Petrograd, die Zar Nikolaus II. nicht unter Kontrolle bringen konnte. Das Militär lief im Februar 1917 zu den Aufständischen über, Russland wurde eine Republik und die Romanows wurden wenige Wochen später im Exil ermordet.
Machtergreifung der Bolschewiki
Die Machtergreifung der Bolschewiki in der Oktoberrevolution 1917 führte in einen blutigen Bürgerkrieg zwischen "Roten" und "Weißen". Errungenschaften wie der basisdemokratische Rätestaat und die Arbeiterkontrolle in den Fabriken überlebten den Bürgerkrieg nicht. Revolutionsführer Lenin starb 1924 kränklich und geschwächt. Der Personenkult um Lenin ist heute vielerorts höchst umstritten.
Repression und Lagerhaft
Zur Durchsetzung ihrer Ziele setzten die Bolschewiki auf ein umfassendes Repressionssystem, ausgeführt durch die Tscheka, einer politischen Polizei in der Sowjetunion. Ab 1920 entstand ein landesweites Netz von "Arbeits- und Besserungslagern", Lenin selbst sprach von Konzentrationslagern für politische Gegner und "Konterrevolutionäre".
Mit aller Gewalt
Gewalt und Gegengewalt bestimmten das Geschehen im Bürgerkrieg, auch durch die 1918 gegründete Rote Armee (im Bild ihre Kopfbedeckung). Einer Fachzeitschrift zufolge verlor Russland von 1917 bis 1922 etwa 13 Millionen Menschen: durch bewaffnete Konflikte, Epidemien, in Folge von Terror, Pogromen oder der großen Hungersnot nach dem Bürgerkrieg. Bis zu zwei Millionen Menschen emigrierten.
Kommunistische Internationale
Lenin träumte von der Weltrevolution: In der Kommunistischen Internationalen, einem Zusammenschluss aller kommunistischen Parteien, fanden die revolutionär Gesinnten ab 1919 ihr Sammelbecken. Dieses Gemälde des deutschen Malers und KPD-Mitglieds Otto Griebel von 1929 illustriert die Idealvorstellung eines gesellschaftsübergreifenden Weltproletariats.
Propaganda auf Porzellan
Die Russische Revolution führte zur Aufbruchstimmung in den Künsten: Es wurde viel experimentiert, unzählige Gruppen entstanden, die um die ästhetische und gesellschaftliche Vorherrschaft konkurrierten. Bis Mitte der 1920er dominierte eine architektonische-konstruktivistische Avantgarde. Politische Propaganda - durch namhafte Künstler wie Kandinsky gestaltet - fand sich nun sogar auf Porzellan.
Angstgegner Bolschewismus
Neben euphorischen Bekenntnissen zur Revolution und künstlerischen Experimenten war Panikmache eine verbreitete Reaktion auf die voranschreitende Revolution in Russland. Dieses von einer rechtsradikalen Gruppierung 1918 gestaltete Plakat steht exemplarisch für den aggressiven Straßenkampf der politischen Lager in der jungen Weimarer Republik.
Arbeiterhilfe in Deutschland
Die Internationale Arbeiterhilfe wurde 1921 in Deutschland als Reaktion auf Lenins Hilferuf gegründet. Im Wolgagebiet herrschte damals große Hungersnot. 1922 stieg die Arbeiterhilfe ins Filmgeschäft ein und unterstützte sowjetische Filmproduktionen. Sie wurde von zahlreichen Intellektuellen mitgetragen. Dieses Plakat gestaltete Käthe Kollwitz.
Gründung der Sowjetunion
In der "Deklaration zu den Rechten der Völker Russlands" von 1917 war das Recht der freien Selbstbestimmung - und somit auch einer Abspaltung - ausdrücklich anerkannt. Eine ganze Reihe von Nationalstaaten gründeten sich nach der Oktoberrevolution. Der Sieg der Roten Armee beendete 1922 jedoch viele Unabhängigkeitsbestrebungen.