Die schönsten Städte in Europa: Granada
3. Februar 2020Die Alhambra, ein Palast wie aus den Erzählungen von 1001 Nacht. Mit über 2,7 Millionen Touristen pro Jahr ist sie eine der meist besuchten Sehenswürdigkeiten Spaniens. Direkt daneben liegt der Sultanspalast Generalife. Während die aufwändig gestaltete Königsresidenz aus der Zeit der arabischen Herrschaft stammt, kündet die Kathedrale im Herzen Granadas von der christlichen Rückeroberung der Stadt im 15. Jahrhundert.
Die Geschichte der Stadt haben Muslime, Christen und Juden gleichermaßen geprägt. Ihre Einflüsse mischen sich in den Stadtvierteln. Heute macht genau dieser multikulturelle Mix den Charme der andalusischen Stadt aus. Deren Zauber hat sich bis nach Asien rumgesprochen - nicht zuletzt, seit auf Netflix "Memories of the Alhambra" zu einer der erfolgreichsten Serien avancierte.
Ein perfektes Wochenende
Durch die geschützte Lage am Fuß des Hochgebirges Sierra Nevada lohnt ein Besuch Granadas das ganze Jahr über. Was kann und sollte man hier in 48 Stunden sehen? Das hat DW-Moderatorin Meggin Leigh herausgefunden. Sie checkt die spannendsten Städte Europas und stellt sie auch in der Reihe "Meggins perfektes Wochenende" im DW-TV-Magazin Euromaxx vor.
Das sind Meggin Leighs persönliche Tipps für Granada:
Kultur-Tipp
Nach dem Besuch der Alhambra in die historische arabische Badekultur eintauchen im Museum El Bañuelo, Carrera del Darro, 31
Kulinarik-Tipp
Die Vielfalt der typisch spanischen Häppchen probieren in der Tapas-Bar Bodegas Castañeda, Calle Almireceros, 1
Aktiv-Tipp
Eine Flamenco-Stunde nehmen in der Escuela Municipal de Flamenco de Granada, Joaquina Eguaras, 96
Arabischer Lebensstil trifft auf spanisches Temperament
Fast alle Sehenswürdigkeiten der 236.000-Einwohner-Stadt lassen sich gut zu Fuß erreichen - etwa bei einer der zahlreichen, kostenlosen Free Walking Touren, für die Gäste am Ende der Führung ein Trinkgeld zahlen. Die Guides erzählen auch persönliche Geschichten zu ihrer Stadt. Aber natürlich führt ein solcher Stadtrundgang zur Kathedrale, dem größten kirchlichen Bau Granadas, oder zur Königskapelle Capilla Real, in der viele spanische Könige bestattet wurden.
Das Elixier der Provinzhauptstadt Granada ist der Mix aus arabischem Lebensstil und spanischem Temperament. Die Atmosphäre vergangener Zeiten, als Granada unter arabischer Herrschaft stand, ist besonders gut im Stadtviertel Albaicín zu spüren. Es zählt wie die Alhambra und der Sultanspalast Generalife seit 1984 zum Unesco-Welterbe. Am berühmten Aussichtspunkt des Albaicín-Viertels, dem Mirador de San Nicolás, versammeln sich zum Sonnenuntergang die Schaulustigen, um den Blick auf die Alhambra vor dem Panorama der schneebedeckten Sierra Nevada zu genießen.
Schlichte, weiße Häuser säumen die verwinkelten Gassen des Viertels. Das Albaicín wurde im 7. Jahrhundert angelegt und ist damit Granadas ältestes Stadtviertel. Hier finden Touristen orientalische Teestuben und Gewürzläden, zahlreiche Tapas-Bars und urige Handwerkerläden. Sehenswert ist die traditionelle andalusische Keramikkultur. Das Atelier Al Yarrar hat sich auf die handgemalten historischen Muster spezialisiert - ob bei Mosaiken, Kacheln oder Geschirr.
An das Albaicín-Viertel grenzt der Stadtteil Sacromonte. Olé-Rufe, Gitarrenklänge und stampfende Füße im Takt des Flamenco überall – das hat Sacromonte den Ruf des Flamenco-Viertels von Granada eingetragen. Typisch sind die Höhlengebäude, in denen jeden Abend Flamenco-Shows stattfinden. Die Gitanos, wie die spanischen Zigeuner genannt werden, spielen hier mit Herzblut auf und die Flamenco-Tänzerinnen lassen die Emotionen bei den Shows hochkochen. Am Camino del Sacromonte findet man mehrere Flamenco-Höhlen: Die Cueva de la Rocia ist die älteste unter ihnen und als Flamencotänzer-Schmiede bekannt. Als größte Flamenco-Bühne Granadas hat sich der El templo del Flamenco einen Namen gemacht, während das Le Chien Andalou zu den kleinen Bühnen zählt.
Soul Food: klein und lecker
Tapas essen ist so etwas wie ein Volkssport in Granada: Eine Tapas-Runde durchs Zentrum zu drehen, läutet für Einheimische wie Touristen den Abend ein. In vielen Bars kommen mit jedem Getränk auch ein paar Häppchen auf den Tisch. Günstige Tapas gibt es im Universitätsviertel in der Calle Nas und der Carrera del Darro. Zu den typischen granadinischen Tapas zählen Treveléz-Schinken, frittierte Auberginen und Fische, kleine Tintenfische und Hai im Teigmantel. Wer will, kann sich organisierten Tapas-Touren anschließen, die Sightseeing und Kulinarik miteinander kombinieren.
Weitere typisch lokale Produkte sind Honig, Olivenöl und das Pionono, ein Dessert, das speziell für den Besuch von Papst Pius im Jahr 1854 kreiert wurde. Wie ihm das lockere Mini-Gebäck aus Eiern, Mehl, Zucker und Zimt schmeckte, ist nicht überliefert. Aber in der Gunst der Touristen steht die Süßspeise ganz oben.
Wer gerne selbst kocht und sich der andalusischen Küche annähern möchte, bucht einen Kochkurs. Besonderes Flair bieten etwa Kurse in einer volleingerichteten, historischen Höhle von Sacromonte. Bei einzelnen Anbietern gehört zudem der Einkauf an den Marktständen im Albaicín-Viertel zum Kochkurs dazu.
Europas südlichstes Skigebiet
Wem nach so viel Kultur und Kulinarik nach Natur und Bewegung ist, kann Granada als perfekten Ausgangspunkt für Bergwanderungen nutzen. Etwa in die Sierra de Huétor. Ein ausgedehntes Wanderwegenetz verbindet die Aussichtspunkte und Höhlen des Naturparks miteinander. Pinien, Atlas-Zedern und Spanische Tannen fügen sich zu einem besonderen Baumbestand zusammen. Sie sind der Lebensraum von Adlern, Bergziegen, Schmetterlingen und Libellen.
Die nahe Sierra Nevada ist mit über 3000 Höhenmetern das Hauptskigebiet Südspaniens. Es bietet von Dezember bis in den Frühling oft gute Schneebedingungen. Mit 20 Liften, über 100 Pistenkilometern und 120 Pisten . Im Skigebiet der Sierra Nevada gibt es auch einen Snowpark mit einer 140 Meter langen Halfpipe, Loipen für Langläufer, Skischulen und jede Menge Skiverleihe.