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Die Schlossherrin

Aufgezeichnet von Pia Ann Gram

Kathrin Külow ist Schlossassistentin in Potsdam. Sie führt Besucher durch das Neue Palais. DW-WORLD stellt in einer Serie Menschen vor, die im Bereich Tourismus arbeiten: ein Tag im Leben von Kathrin Külow.

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Das Neue Palais im Park von Sanssouci in PotsdamBild: dpa
Kathrin Külow
Kathrin Külow auf dem Dach des südlichen Flügels, das die Wohnung Friedrichs II. beherbergt. Dahinter befindet sich der Theaterflügel des Schlosses. Foto: Kathrin KülowBild: Kathrin Külow

"Ich bin natürlich keine echte Schlossherrin, aber ich arbeite in einem wunderschönen Palais, so dass mein Titel nicht ganz falsch ist. Genau heißt es allerdings: Schlossassistentin oder stellvertretende Schlossbereichsleiterin. Mein Arbeitsplatz ist das Neue Palais im Park von Sanssouci, das König Friedrich der Große in den Jahren 1763 bis 1769 als Gästeschloss bauen ließ.

Ich lebe in Berlin und fahre mit dem Zug zur Arbeit in Potsdam, das bedeutet, dass ich um 6.00 Uhr aufstehe. Um 8.30 Uhr bin ich im Neuen Palais angekommen, kurz darauf kommen die Kassierer und holen sich bei mir ihr Wechselgeld und ihre Schlüssel ab. Wir öffnen um 9.00 Uhr, allerdings kommen zu der Zeit nur Gäste hinein, die eine Führung gebucht haben. Um 9.45 Uhr sind in der Regel alle Aufsichten da, so dass ab 10.00 Uhr das Schloss für alle Besucher geöffnet ist.

Führung in Pantoffeln

Neues Palais Friedrichswohnung
Das Konzertzimmer in der Friedrichwohnung. Fotograf Gerhard Murza 1992, Stiftung Preussische Schlösser und GärtenBild: Stiftung Preussische Schlösser und Gärten

Die meisten kommen, um die große Tour zu machen, die durch die so genannten Fürstenquartiere führt mit den vier Festsälen. An diesem Tag war ich für die Friedrich-Wohnung zuständig, das ist eine Führung, die eher für kleine Gruppen gedacht ist. Um 11.00 Uhr waren die ersten Gäste da, sieben Personen. Ich habe sie abgeholt, und bevor sie die Wohnung betreten habe ich sie gebeten, Pantoffeln über ihre Schuhe anzuziehen. Das ist sehr wichtig wegen des Parketts, das – genau wie die meisten anderen Gegenstände – original aus dem 18. Jahrhundert ist und geschont werden muss.

Klein, intim, privat

König Friedrich der Große hat sich seine Privatwohnung nicht – wie sonst üblich bei Herrschern – in der Mitte des Schlosses bauen lassen, sondern an der Seite. Sie ist klein und intim, er mochte es privat und das macht den Reiz dieser Wohnung aus. Mit der Gruppe bin ich zuerst durch die beiden Vorzimmer und dann durch die sieben Privaträume gegangen. Ich erzähle immer etwas über die Zimmer, über die besondere Lage im Haus und über Friedrich den Großen und seine Familie. Der Rundgang endete in der Bibliothek, danach war die Gruppe wieder im Treppenhaus, wo die Teilnehmer ihre Pantoffeln auszogen und von mir verabschiedet wurden.

Finger weg von Vasen

Neues Palais Oberes Vestibül
Neues Palais: Oberes Vestibül. Fotograf Gerhard Murza 1992 Stiftung Preussische Schlösser und GärtenBild: Stiftung Preussische Schlösser und Gärten

Nach der Führung schaue ich immer bei der Kasse vorbei, um zu erfahren, wie hoch die Auslastung ist, ob ich noch einspringen muss oder ob irgendwo vielleicht eine Lampe kaputt gegangen ist. Ich bin für alles verantwortlich, was mit unserem Haus zu tun hat und werde in solchen Fällen auch immer gerufen. An das ganze Kunstgut gehe ich allerdings nicht ran, ich verrücke keine einzige Vase, entferne keinen einzigen Fussel. Das machen die Restauratoren, sie hängen Bilder um, oder stellen etwas um.

Geschichte im Beruf und privat

Nach der Mittagspause ging es um 13.00 Uhr weiter mit der nächsten Besuchergruppe, weitere Gruppen hatte ich an diesem Tag nicht. Den Nachmittag verbrachte ich mit Büroarbeiten, und ich musste noch einen Vortrag über die Gärten und Bauten von Johann Moritz von Nassau-Siegen vorbereiten, den ich demnächst halten werde. Um 18.00 Uhr hatte ich Feierabend und trat den Nachhauseweg an. Auch privat beschäftige ich mich viel mit Geschichte, lese viel zum Thema, ich bin Historikerin. Ich brauche für meine Führungen auch nichts auswendig zu lernen, denn ich merke mir alles rasend schnell, das ist wirklich von Vorteil."