Die Tour kollabiert
26. Juli 2007Der einstige Tour-Favorit und zweimalige Etappensieger Alexander Winokurow aus Kasachstan: Doping mit Fremdblut. Der frühere italienische Meister Christian Moreni: Doping mit Testosteron. Die Teams der beiden Sünder ziehen die Konsequenz: Ausstieg aus der Tour. Und jetzt der Höhepunkt: Der Träger des Gelben Trikots, Michael Rasmussen, wird von seinem Team Rabobank aus dem Verkehr gezogen.
Späte Einsicht
Eine mehr als überfällige Entscheidung. Eigentlich hätte der Däne nämlich gar nicht erst bei der Tour starten dürfen. Seine Mannschaft wusste, dass sich Rasmussen mehrfach Dopingkontrollen durch Abwesenheit entzogen hatte. Damit ist er nicht als Doper ertappt, aber hat eindeutig gegen die Vorschriften verstoßen. Die Begründung des Teams Rabobank für die jetzige späte Notbremse, Rasmussen habe die Verantwortlichen hinsichtlich seines Aufenthaltsortes belogen, scheint vorgeschoben.
Der öffentliche Druck auf Rasmussen und seine Mannschaft und auch der Widerstand im Fahrerfeld waren von Tag zu Tag größer geworden. Die Sponsoren aus der niederländischen Finanzwelt dürften nun endlich realisiert haben, dass Rasmussen - Toursieg hin oder her - dem Image von Rabobank nur noch schaden konnte. Eine späte Einsicht, aber immerhin.
Beflecktes Trikot
Nun schlüpft der Spanier Alberto Contador ins befleckte Gelbe Trikot, das damit aber auch nicht viel sauberer werden dürfte. Es gibt Dokumente, die ziemlich eindeutig belegen, dass Contador zu den Kunden des spanischen Dopingarztes Fuentes gehörte. Wie durch Zauberhand verschwand sein Name plötzlich von der Liste der Verdächtigen.
Die Tour de France steht endgültig vor einem Scherbenhaufen, der so groß ist, dass er kaum mehr aufgekehrt werden kann. Die Hauptgeldgeber der Rundfahrt denken bereits offen über ihren Ausstieg nach - und auch die Geduld der Teamsponsoren wie T-Mobile oder Gerolsteiner scheint erschöpft. Vielleicht wäre es wirklich besser, auf die letzten Etappen der Tour schlichtweg zu verzichten und in Klausur zu gehen. Radikale Schnitte sind nämlich nötig. Andernfalls ist nicht nur die Tour de France, sondern der gesamte Profiradsport bald tot.