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Weniger Hinrichtungen

Christina Bergmann31. Januar 2007

Der "Weltkongress gegen die Todesstrafe", der bis zum 3. Februar in Paris stattfindet, wird nichts daran ändern, dass die Todesstrafe in den USA Alltag bleibt. Doch auch dort wächst die Zahl der Gegner.

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Giftraum in den USA: der Todeskampf kann länger als eine halbe Stunde dauern
Giftraum in den USA: der Todeskampf kann länger als eine halbe Stunde dauernBild: AP

David Elliot ist optimistisch: Noch fünf bis zehn Jahre, dann wird es die Todesstrafe in den USA nicht mehr geben, sagt der Pressesprecher der "Nationalen Koalition zur Abschaffung der Todesstrafe". In manchen Bundesstaaten werde sie bald abgeschafft, in anderen würden Hinrichtungen zunächst ausgesetzt. In einigen Bundesstaaten wie zum Beispiel Texas werde der Prozess bis zur Abschaffung der Todesstrafe aber noch einige Jahre dauern. Dort gab es 2006 nach Angaben des Todesstrafen-Informationszentrums die meisten Hinrichtungen: 24.

Die öffentliche Meinung aber wandele sich, sagt Elliot, und nennt die Gründe. "Die amerikanische Bevölkerung bemerkt immer mehr das Ausmaß der Fehler, die dieses System macht." 123 Menschen seien zunächst in die Todeszelle geschickt worden. "Erst danach haben wir erfahren, dass sie unschuldig waren. So konnten wir sie befreien, bevor sie hingerichtet wurden."

Kosten sparende Alternative

Die Amerikaner, meint Elliot, würden auch erkennen, dass es eine Alternative zur Todesstrafe gebe: Eine lebenslange Haftstrafe ohne vorzeitige Entlassung. Diese Alternative sei wichtig, weil die Menschen überzeugt werden müssten, dass sie vor Kriminellen sicher sind, bevor die Todesstrafe abgeschafft weden könne.

Und schließlich, so Elliot, seien da noch die enormen Kosten, die das Verfahren mit sich bringe. Drei, vier oder sogar fünf Millionen Dollar müssten pro Fall bezahlt werden. Das sei weit mehr, als eine lebenslange Gefändnisstrafe koste.

Weniger Hinrichtungen

2006 wurden in den USA 53 Menschen hingerichtet – so wenig wie noch nie in den vergangenen dreißig Jahren. Die Zahl der Verurteilten, die in den so genannten Todeszellen sitzen, hat sich allerdings nicht wesentlich verändert – es sind noch immer über 3300.

Bei der Abschaffung der Todesstrafe ist vom Obersten Gerichtshof der USA in seiner derzeitigen Besetzung keine Hilfe zu erwarten, so die Einschätzung von Elliot. Auch wenn die Richter in den letzten Urteilen die Hinrichtung von Jugendlichen unter 18 Jahren und von geistig Zurückgebliebenen mit einem Intelligenzquotienten von unter 70 verboten haben.

Doch entscheidend sind die Gesetze in den Bundesstaaten der USA. Dort geht der Trend zur Abschaffung der Hinrichtungen. In zwölf der 50 Bundsstaaten gibt es keine Todesstrafe, im Bundesstaat New York wurde das entsprechende Gesetz für verfassungswidrig erklärt. In New Jersey, wo seit 1963 kein Todesurteil mehr vollstreckt wurde, hat eine Parlamentskommission die Abschaffung der Todesstrafe gefordert. In Maryland hat das Oberste Gericht im letzten Dezember Hinrichtungen bis auf weiteres verboten.

Langer Todeskampf

Seit Anfang 2007 wird in den USA heftig über die meist übliche Hinrichtungsart diskutiert - den Tod per Giftcocktail. 34 Minuten dauerte der Todeskampf von Angel Nieves Diaz in Florida. Die Injektionsnadeln wurden bei ihm falsch gesetzt, der Giftcocktail gelangte nicht ins Blut, sondern in das Muskelgewebe des 55-Jährigen. Der Mann erlitt dadurch Verbrennungen an beiden Armen, er war auch noch lange Zeit bei Bewusstsein. Kalifornien und Florida haben die Hinrichtung mit der Giftspritze danach gestoppt.

Diese Diskussion sei vor allem aus einem Grund wichtig, so Elliot: "Es zeigt uns, dass man Menschen nicht auf eine nette, menschliche Weise umbringen kann."

Immer mehr Amerikaner scheinen dies zu erkennen. In einer Umfrage des Gallup-Instituts waren 48 Prozent der Amerikaner für eine lebenslange Haft als Strafe für Mord – 47 Prozent für die Todesstrafe.