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Audi fälschte auch Fahrgestellnummern

8. Oktober 2018

Der Autobauer Audi hat in Südkorea offenbar nicht nur Abgaswerte manipuliert, sondern auch die Nummern von Fahrgestellen gefälscht, um den Betrug zu verschleiern. Jetzt ermittelt auch die deutsche Justiz.

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Südkorea Seoul VW Zentrale Durchsuchung
Bild: picture-alliance/dpa/Yonhap

Gegen die Volkswagen-Tochter Audi laufen im Zuge des Dieselskandals nun auch Ermittlungen wegen Betrugsverdachts in Südkorea. Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II am Montag erklärte, geht es dabei um falsch angegebene Fahrgestellnummern. Zuvor hatte die "Süddeutsche Zeitung" über die Vorwürfe und Ermittlungen berichtet.

Demnach soll die Ingolstädter VW-Tochter jahrelang Fahrgestellnummern und Testprotokolle gefälscht haben, um die südkoreanischen Behörden zu täuschen. Spezielle, dort geforderte Vorschriften habe der Autobauer nicht einhalten können. Das Unternehmen habe folglich in Südkorea mit falschen Angaben die Zulassung von Autotypen erschlichen, die sonst keine Betriebserlaubnis erhalten hätten.

Ein Audi-Sprecher bestätigte dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" die Informationen. Es habe sich um eine "Folgestraftat" gehandelt. Zunächst hätten Mitarbeiter des Unternehmens Emissionswerte gefälscht. Um die Nachprüfung zu erschweren, seien Testfahrzeugen falsche Fahrgestellnummern zugeordnet worden.

Ermittlungen gegen drei Audi-Mitarbeiter

Die Staatsanwaltschaft München ermittelt jetzt wegen Betrugsverdachts gegen drei unterhalb der Vorstandsebene angesiedelte Mitarbeiter von Audi, wie eine Behördensprecherin am Montag sagte.

Audi erklärte, konzerneigene Prüfer seien den Verfehlungen in dem ostasiatischen Land auf die Spur gekommen und hätten dazu einen internen Revisionsbericht angefertigt. "Wir haben festgestellt, dass Abgaswerte manipuliert wurden", sagte ein Audi-Sprecher. "Das ist in zwei Prüfberichten festgehalten worden."

Diese Dokumente waren den Strafverfolgern laut Bericht der "Süddeutschen Zeitung" bei einer Razzia wegen der Abgasaffäre im März 2017 in der Ingolstädter Audi-Zentrale in die Hände gefallen. Von sich aus habe die VW-Tochter die Ermittler nicht eingeschaltet. "Audi hat die Staatsanwaltschaft nicht informiert", teilte die Behörde der Zeitung auf Anfrage mit.

Die Staatsanwaltschaft München ermittelt bei Audi bereits seit Längerem gegen mehrere Beschuldigte wegen Abgasmanipulationen in den USA und Europa. Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler sitzt seit Mitte Juni 2018 in Untersuchungshaft.

Südkorea Seoul VW Niederlassung Durchsuchung
Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft in Seoul beschlagnahmen am 19.02.2016 Unterlagen in der Audi-ZentraleBild: picture-alliance/dpa/EPA/Jeon Heon-Kyun

Schlüsselland im Dieselskandal

Weltweit zählt Südkorea zu den wichtigsten Schauplätzen des Abgasskandals bei Volkswagen, in dem Audi eine zentrale Rolle spielt. Das Land, das einer der größten Märkte für Dieselfahrzeuge in Asien ist, hat bereits scharf durchgegriffen. So wurden mehrere Volkswagen-Manager wegen Verstößen gegen Luftreinhaltebestimmungen angeklagt.

Bereits 2016 wurde dort ein zeitweiliger Verkaufsstopp für fast alle Volkswagen-Fahrzeuge verhängt. Anderthalb Jahre lang habe Audi wegen der Manipulationen in Südkorea keine Autos verkaufen dürfen, ein koreanischer Mitarbeiter sei verhaftet worden, sagte ein Audi-Sprecher. Erst seit diesem Frühjahr ist Audi wieder in Südkorea aktiv - "in kleineren Stückzahlen", wie der Sprecher sagte.

Wer wusste wann was?

Der Prüfbericht der Audi-Revision zu Südkorea trägt der "Süddeutschen Zeitung" zufolge das Datum 14. Juli 2016. Auf dem Verteiler des Berichts stand demnach an erster Stelle der damalige Vorstandschef Rupert Stadler, gefolgt von weiteren Managern. Die Prüfergebnisse besagten, dass Mitarbeiter in den Werken Ingolstadt und Neckarsulm seit 2013 Testprotokolle für die Zulassung von Fahrzeugen in Südkorea "gezielt manipuliert" hätten.

Das betraf Messergebnisse des Schadstoffausstoßes und des Kraftstoffverbrauchs. Testdaten und Kilometerzahlen der betreffenden Autos seien manipuliert worden, um vorzutäuschen, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten würden.

Um zu verhindern, dass dies nachvollziehbar sei, seien Fahrgestellnummern gefälscht worden. In 18 Fällen sei eine falsche Fahrgestellnummer ins Testprotokoll eingetragen worden. Die manipulierten Unterlagen seien an den Verkauf in Südkorea geschickt worden, zur Vorlage bei den dortigen Behörden.

bea/iw (dpa, reuters, afp, SZ, Spiegel)