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Ditib will unabhängiger werden

14. August 2016

Der in die Kritik geratene türkische Islamverband Ditib will langfristig weniger abhängig von der Türkei werden. Zudem kündigt er an, stärker als bisher auf Imame setzen, die Deutschland kennen.

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Die DITIB-Zentralmoschee in Köln (Foto: Getty)
Die DITIB-Zentralmoschee in KölnBild: Getty Images/AFP/M. Hitij

"Die Frage ist, wie lange die Türkei die Unterstützung der Ditib-Imame noch leisten wird ", sagte der Sprecher des Islamverbandes Ditib, Zekeriya Altug, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Wir müssen uns langfristig nach Alternativen in der Finanzierung umschauen."

Dem Dachverband deutsch-türkischer Moscheegemeinden war vorgeworfen worden, er lasse sich von der Türkei aus lenken und betreibe politische Agitation für Präsident Recep Tayyip Erdogan. Die niedersächsische Landesregierung stoppte diese Woche Verhandlungen mit dem Islamverband über einen Staatsvertrag. In Nordrhein-Westfalen meldete Ministerpräsidentin Kraft Zweifel an, ob Ditib als Religionsgemeinschaft eingestuft werden könne. Sie brachte das in Zusammenhang mit "Ereignissen" nach dem Putschversuch in der Türkei.

Ditib-Sprecher Zekeriya Altug (Foto: dpa)
Ditib-Sprecher Zekeriya AltugBild: picture-alliance/dpa/H. Kaiser

Ditib-Sprecher Altug äußerte sich überrascht von der Kritik: Dass der Verband mit der türkischen Religionsbehörde Diyanet kooperiere, sei nicht neu. Die Zusammenarbeit sei wissenschaftlich begutachtet und die Unabhängigkeit der Ditib bestätigt worden. "Ditib ist und bleibt politisch neutral", erklärte Altug: "Es gibt keine finanzielle Unterstützung durch den türkischen Staat oder die Diyanet, bis auf die Imame, welche die Diyanet bereitstellt, für die wir kein Gehalt zahlen müssen."

Ausbildungsprogramm für deutsche Imame

Bisher ist es so, dass die türkische Religionsbehörde ihre Beamten für bis zu fünf Jahre in deutsche Ditib-Gemeinden entsendet. Diese sprechen meist kaum Deutsch und kennen die hiesige Kultur oft nicht. Die Ditib fördere seit zehn Jahren ein Ausbildungsprogramm in der Türkei, das bisher etwa 150 Absolventen hervorgebracht habe, von denen 60 als Ditib-Imame tätig seien, sagte Altug. Die Auszubildenden müssten deutsche Staatsangehörige sein. Er gehe davon aus, "dass in zehn Jahren mindestens die Hälfte unserer Imame in Deutschland sozialisiert sein wird".

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), sagte der Zeitung: "Wenn wir genügend Ausbildungsmöglichkeiten in Deutschland anbieten können, dann wird auch die Forderung glaubwürdiger, dass Imame hier ausgebildet sein sollten." Die Islamverbände sollten stärker zusammenarbeiten, damit tatsächlich die Religion an vorderste Stelle rücke, und nicht mehr nationalstaatliche Interessen.

stu/SC (afp, epd, kna)