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Schwierige Suche nach MH 370 geht weiter

Gabriel Domínguez/ tko5. März 2015

Ein Jahr nach dem Verschwinden der Malaysia Airlines-Maschine gibt es keinen Hinweis auf das Schicksal des vermissten Flugzeugs. Im DW-Interview spricht der Leiter der Suchaktion, Martin Dolan, über die akribische Suche.

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Symbolbild Flugzeug Suche
Bild: Reuters

Das Passagierflugzeug der Malaysia Airlines mit der Flug-Nummer MH 370 verschwand am 8. März auf seinem Flug von Kuala Lumpur nach Peking. 227 Passagiere und 12 Besatzungsmitglieder waren an Bord der Maschine. Das Schicksal des verschollenen Flugzeugs ist seit seinem Verschwinden geheimnisumwittert.

Obwohl man annimmt, dass die Boeing 777 über dem südlichen Indischen Ozean abgestürzt ist, haben die internationalen Suchanstrengungen bisher keinerlei Anhaltspunkte dafür geliefert, was mit der Maschine passiert sein könnte. Am 29. Januar hat die zivile Luftfahrtbehörde Malaysias (DCA) offiziell erklärt, dass es sich um einen Unfall handelt, bei dem davon auszugehen sei, dass alle 239 Menschen an Bord der Maschine ums Leben gekommen sind. Die Erklärung entspricht den internationalen Flugverkehrsbestimmungen und ist die Voraussetzung dafür, dass die Angehörigen der Passagiere eine Entschädigung erhalten. Malaysische Behörden-Vertreter schließen noch immer eine Fremdeinwirkung nicht aus und unterstreichen, dass die Bergung des verschwundenen Flugzeugs nach wie vor Priorität habe.

Porträt - Martin Dolan
Martin Dolan, Chef des Australischen Transport Safety Bureau (ATSB)Bild: ATSB

Satellitendaten haben ergeben, dass Flug MH 370 noch länger als sechs Stunden weitergeflogen ist, nachdem die Maschine vom Radar verschwunden war. Alle verfügbaren Informationen deuten darauf hin, dass das Flugzeug "ins Meer gestürzt ist, in einem Gebiet, das sich über einen langen, aber schmalen Bogen des südlichen Indischen Ozeans erstreckt“, gab das Australische Transport Safety Bureau (ATSB) bekannt, das die Unterwasser-Suche nach Flug MH 370 im südlichen Indischen Ozean koordiniert.

In einem Exklusiv-Interview mit der DW spricht der Chef der ATSB, Martin Dolan, über die erheblichen Schwierigkeiten der Suchanstrengungen und den Mangel an Anhaltspunkten in einem riesigen, abgelegenen Suchgebiet.

Suche MH 370 Malaysia Airlines
Der "Schleppfisch" wird auf der Fugro Discovery eingeholtBild: cc-by/ATSB/Photo by Chris Beerens/RAN

DW: Wie optimistisch sind Sie ein Jahr nach dem Verschwinden von Flug MH 370, an der richtigen Stelle zu suchen und das Wrack des Flugzeugs zu finden?

Martin Dolan: Wir sind vorsichtig optimistisch, weil wir davon überzeugt sind, dass wir mit den Suchmethoden, die wir anwenden, das Trümmerfeld auf dem Meeresboden aufspüren werden. Aber wir müssen vorsichtig sein, weil wir kaum Informationen haben, die auf die Position des Wracks auf dem Meeresboden hindeuten. Das aktuelle Suchgebiet hat sich aus der Rekonstruktion möglicher Flugrouten ergeben - nach einer bahnbrechenden Analyse von Satellitendaten und weiter übermittelten technischen Flug-Informationen der Maschine.

Experten der Arbeitsgruppe für die Suchstrategie haben ihre Arbeit durch Fachleute überprüfen lassen, so dass wir großes Vertrauen in ihre Analysen haben. Trotzdem ist die Suche eine riesige Herausforderung und während wir in den wahrscheinlichsten Gebieten suchen, gibt es einfach keine Garantie dafür, dass wir damit richtig liegen.

Wie viele Menschen und Schiffe aus wie vielen Ländern sind momentan an der Suche nach dem Flugzeug beteiligt?

Aktuell führen drei Schiffe die Unterwasser-Suche durch – die Fugro Equator, Fugro Discovery und Fugro Supporter – die gemeinsam von den Regierungen von Australien und Malaysia finanziert werden. Außerdem ist die GO Phoenix im Einsatz, die komplett von der malaysischen Regierung finanziert wird.

Auf jedem einzelnen Schiff gibt es neben der Schiffsbesatzung Spezialisten für die Suche, die Bedienung der Suchausrüstung und die Auswertung der Sonar-Daten. Insgesamt sind ungefähr 35 Besatzungsmitglieder auf jedem Schiff, das jeweils bis zu 47 Tage lang ununterbrochen auf See ist. Auch wenn die Schiffsbesatzungen die härtesten Arbeitsbedingungen zu meistern haben – es sind daneben noch viele, viele andere an den Suchanstrengungen beteiligt.

Um nur einige zu nennen: Da sind die Mitglieder der Arbeitsgruppe für die Suchstrategie aus den unterschiedlichsten Organisationen weltweit. Dann gibt es das Team im Gemeinsamen Koordinationszentrum, das Operative Suchteam beim Australischen Transport Safety Bureau, die an Land arbeitenden Mitarbeiter von Fugro Survey und Phoenix International und die vielen malaysischen und chinesischen Regierungsmitarbeiter.

Suche MH 370 Malaysia Airlines
"Das AUV hat einen eigenen Antrieb, ist äußerst manövrierfähig und wird eingesetzt, um einen vorher einprogrammierten Bereich des Meeresbodens abzusuchen"Bild: cc-by/ATSB/Photo by Fugro

Es ist ein riesiges Unterfangen mit vielen Facetten und es benötigt die Mitarbeit einer Vielzahl von Menschen, um es erfolgreich umzusetzen.

Welche Ausrüstung wird verwendet und wie funktioniert sie?

Drei der Schiffe – die GO Phoenix, Fugro Discovery und Fugro Equator – führen die Unterwasser-Suche durch, indem sie Geräte im Schlepptau haben, die wir Schleppfische nennen und die an den Seiten mit Sonar-Scannern, Spezial-Radar, Fächer-Echolot und Kameras ausgerüstet sind. Die Schleppfische sind alle auf 6000 Meter eingestellt und werden von Kabeln geschleppt, die bis zu zehn Kilometer lang sind und wochenlang im Einsatz sind, ohne eingeholt werden zu müssen. Während die Geräte effektiv und in einer annehmbaren Geschwindigkeit große Suchkorridore abdecken können, schränkt die Schleppvorrichtung die Suche auf schwierigem Terrain auf dem Meeresboden ein.

Es gibt Bereiche des Suchgebiets – insbesondere zerklüftetes Gelände oder Abgründe zum Beispiel, die den effektiven Einsatz eines Schleppfisches nicht zulassen. Um sicherzustellen, dass sie abgesucht werden, wurde die Fugro Supporter hinzugezogen, die am 29. Januar im Suchgebiet angekommen ist. Das Schiff wurde mit einem selbstfahrenden Unterwasser-Fahrzeug ausgerüstet, einem so genannten Autonomen Unterwasser Vehikel, kurz AUV. Das AUV hat einen eigenen Antrieb, ist äußerst manövrierfähig und wird eingesetzt, um einen vorher einprogrammierten Bereich des Meeresbodens abzusuchen.

Nach jeder Unterwasser-Mission taucht das AUV auf und wird an Bord geholt, um die gesammelten Daten zu übertragen und die Batterien des AUVs gegen einen Satz geladener Batterien zu tauschen.

Die Manövrierfähigkeit des AUV ermöglicht eine effektive Suche auch in schwierigen Bereichen des Meeresbodens.

Die ATSB koordiniert alle Aktivitäten und all die Technik, die mit der Unterwasser-Suche zu tun haben, darunter die Fugro-Boote und Such-Schiffe, die die malaysische Regierung zur Verfügung stellt.

Suche MH 370 Malaysia Airlines
"Wegen der entfernten Lage und der Größe des Suchgebiets muss jeder Aspekt der Operation sorgfältig geplant und durchgeführt werden"Bild: cc-by/ATSB and Geoscience Australia

Worin bestanden bis jetzt die größten Schwierigkeiten und Herausforderungen, um das Flugzeug zu finden – besonders, wenn man die abgelegene Meeresregion berücksichtigt, wo Sie nach dem Flugzeug suchen?

Bei dieser Operation gibt es viele große Herausforderungen, auf vielen verschiedenen Ebenen. Die erste ist der Mangel an Informationen über die Position des Flugzeugs und seine Flugroute, nachdem der Radar-Kontakt an der Nordspitze Sumatras abgerissen ist. Bei den meisten Flugzeug-Unglücken ist die letzte bekannte Position der Maschine relativ nah am Absturzort und man kann in vergleichsweise unmittelbarer Nähe Flugzeug-Trümmer finden. In diesem Fall wissen wir aber, dass Flug MH 370 noch viele Stunden lang weitergeflogen ist, nachdem das Flugzeug aus dem Bereich des Haupt-Radars verschwunden ist. Außerdem war die Vorbereitung der Unterwasser-Suchaktion schwierig. Um zeitnah damit beginnen zu können, mussten wir zuerst unter Einbeziehung von Experten klären, welche technische Ausrüstung wir benötigen. Dann mussten wir die geeigneten, hoch spezialisierten Anbieter für die Suche finden und engagieren.

Sie mögen vielleicht nicht so im Rampenlicht stehen wie die Schiffsbesatzungen, aber es gab Mitarbeiter, die sehr lange Arbeitstage – oft bis in die Nacht hinein – in Kauf genommen haben, um alles vorzubereiten, zu planen, die Risiken abzuschätzen und Verträge auszuhandeln, damit die Such-Operation so effektiv, effizient und sicher wie möglich umgesetzt wird.

Jetzt, seit die Unterwasser-Suchaktion in Gang gekommen ist, stehen wir immer wieder Herausforderungen gegenüber. Einige haben mit dem Suchgebiet zu tun. Wegen der entfernten Lage und der Größe des Suchgebiets muss jeder Aspekt der Operation sorgfältig geplant und durchgeführt werden. Dabei hat die Sicherheit der Crew oberste Priorität.

In welcher Tiefe und in welchem Zustand glauben Sie das Flugzeug zu finden?

Das Suchgebiet unterscheidet sich stark, was die Beschaffenheit des Meeresbodens und die Tiefe angeht. Einige Bereiche sind bis zu 6000 Meter tief. Das ist einer der Gründe, warum die Suche so schwierig ist. Es ist unmöglich mit Sicherheit vorherzusagen, in welchem Zustand das Flugzeug ist. Wir rechnen damit, dass das Flugzeug in viele Teile auseinander gebrochen ist, als es auf die Meeresoberfläche aufschlug und es dann auf den Meeresboden gesunken ist. Wir bereiten uns auf alle Eventualitäten vor.

Falls Sie das Flugzeug finden, haben Sie dann einen Bergungsplan für solche Tiefen?

Obwohl noch keine Wrackteile des vermissten Flugzeugs gefunden wurden, haben wir sichergestellt, dass eine Bergungsoperation schnell und effektiv eingeleitet werden kann. Die ATSB ist in der Lage zu entscheiden, welche Organisationen die entsprechende Ausrüstung und Expertise beisteuern können, die für eine Bergung notwendig sind. Entscheidungen, die eine Bergungsoperation betreffen, werden gemeinsam von den Regierungen von Australien, Malaysia und China getroffen.

Suche MH 370 Malaysia Airlines
Das Meer im Suchgebiet ist bis zu 6000 Meter tiefBild: cc-by/ATSB and Geoscience Australia

Es soll die teuerste Suche nach einem Flugzeug in der Geschichte des Luftverkehrs ist. Wer wird für die Kosten aufkommen?

26 Länder sind bis jetzt an der Suche beteiligt gewesen, wobei jedes Land seine eigenen Kosten übernommen hat. Australien hat 90 Millionen Australische Dollar beigesteuert, von denen 60 Millionen auf die Unterwasser-Suche entfallen.

Wann, erwarten Sie, wird die Suche in diesem Gebiet beendet und wer entscheidet darüber, ob die Suche weitergeht oder nicht, falls das Flugzeug nicht gefunden wird?

Jede Entscheidung darüber werden die Regierungen von Australien, Malaysia und China treffen.

Martin Dolan ist Chief Commissioner des Australischen Transportation Safety Bureau (ATSB).