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IAAF weist Vorwürfe zurück

27. November 2015

Hat der Leichtathletik-Weltverband positive Blutdopingtests toleriert? Knapp vier Monate nach den irritierenden Rechercheergebnissen der ARD und Sunday Times äußert sich die IAAF. Und auch Kenias Verband reagiert.

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WADA zum Russland Ausschluss Symbolbild
Bild: picture alliance/AP Photo/D. J. Phillip

Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat Vorwürfe vehement zurückgewiesen, er habe bei Blutdoping-Kontrollen nicht effektiv gearbeitet und Verstöße ignoriert oder sogar toleriert.

Diese Behauptungen entbehrten "jeder wissenschaftlichen oder rechtlichen Grundlage", heißt es in einer langen Mitteilung vom Freitag. Es war die erste ausführliche Reaktion des Weltverbandes auf die Vorwürfe von "ARD" und der "Sunday Times" von Anfang August.

Bei ihren Recherchen hatten der deutsche TV-Sender und die britische Zeitung eine aus der Datenbank der IAAF stammende Liste mit 12.000 Bluttests von rund 5000 Läuferinnen und Läufern ausgewertet. Darunter sollen 800 Sportler mit dopingverdächtigen Blutwerten sein, die von 2001 bis 2012 bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften gestartet sind. Unter ihnen sollen auch rund 150 Athleten sein, die Medaillen bei den Topereignissen gewonnen haben.

Nicht zwingend

Es gebe keinen "zwingenden Beweis" für Blutdoping vor der Einführung des Blutpass-Programms im Jahr 2009, hieß es in der Mitteilung. Die IAAF bekräftigte, sie sei in dieser Sache weder untätig gewesen noch hätten die abnormen Werte den Beweis von Blutdoping erbracht. Testergebnisse seien "nur zuverlässig, wenn sie fairerweise mit Ergebnisse von anderen Proben im Profil eines Athleten verglichen" werden.

"Wir sind es gewohnt, dass Sportverbände immer wieder sehr empfindlich auf solche Recherchen reagieren", sagte der ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt am Freitag der Deutschen Presse-Agentur DPA. "Die IAAF scheint den Eindruck zu haben, dass ihr die Felle davonschwimmen könnten", sagte Seppelt. "Die Argumentation ist nicht neu und überrascht wenig." Die australischen Blutdoping-Experten Michael Ashenden und Robin Parisotto sowie das ARD-Rechercheteam blieben bei ihrer Darstellung. Die TV-Dokumentation mit allen Rechercheergebnissen kann auf der Seite der ARD weiter angeschaut werden.

Unterschiedliche Ansichten

Ashenden und Parisotto hatten für den Film neue Analysen auf Grundlage einer IAAF-Liste mit Bluttests vorgelegt. Ashenden kritisierte die Anzahl und zeitliche Verzögerung von Bluttests bei Leichtathleten, die bereits mit verdächtigen Blutwerten aufgefallen waren. Vor 2009 beim Blut-Screening auffällig gewordene Athleten hätten unverzüglich sanktioniert werden müssen - ohne die Notwendigkeit weiterer Kontrollen auf EPO.

Doping: Hajo Seppelt im DW-Interview

"Die IAAF weist diese Behauptung grundsätzlich zurück und steht damit nicht allein", heißt es in der Mitteilung. Auch die Welt-Anti-Doping- Agentur WADA und Richard Pound, der Chef ihrer unabhängigen Untersuchungskommission, seien zu dieser Erkenntnis gekommen. In ihrem Bericht sei "klar und unmissverständlich" festgestellt worden, dass "keine Testergebnisse, die aus der Datenbank vor der Einführung des Athleten-Blutpasses 2009 stammen, als Beweis für Doping angesehen werden können".

Warum Radcliffe?

In keinem dieser Fälle hätten Athleten deshalb wegen Dopings beschuldigt werden dürfen. Dies illustriere insbesondere der Fall von Marathon-Weltrekordlerin Paula Radcliffe, die "öffentlich des Blutdopings bezichtigt wurde", schreibt die IAAF. Dies sei allerdings aufgrund der "Missinterpretation ungeprüfter und unvollständiger Daten" erfolgt. Die Werte in Radcliffes Profil seien plausibel erklärbar und würden beweisen, dass die Britin "vollkommen unschuldig" ist. Weder die ARD noch die "Sunday Times" hatten in ihrer Berichterstattung im August 2015 den Namen von Radcliffe erwähnt.

Auch Kenias Verband scheint nun auf den weltweiten Doping-Skandal zu reagieren. Er sperrte die zweimalige Crosslauf-Weltmeisterin Emily Chebet für vier Jahre. Neben Chebet wurden sechs weitere Leichtathleten für bis zu vier Jahre gesperrt, gab Kenias Verband bekannt. Darunter sind Joyce Zakary und Koki Manunga. Beide Läufer waren bei der Leichtathletik-WM im Sommer in Peking positiv getestet worden. Wie bei Chebet, Cross-Weltmeisterin von 2010 und 2013, wurde bei ihnen Furosemid
festgestellt. Die Substanz kann Doping-Präparate verschleiern und steht auf der Doping-Liste.

sw/hz (dpa, sid)