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Doping-Kronzeuge beschuldigt Putin

29. Januar 2018

Im Zuge der russischen Dopingaffäre zeigt Kronzeuge Grigori Rodschenkow erstmals mit dem Finger auf Wladimir Putin. Russlands Präsident soll von den Betrügereien gewusst haben, wie eine weitere ARD-Dokumentation zeigt.

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Russland Doping Grigory Rodchenkov
Bild: picture-alliance/dpa/V. Melnikov

Kronzeuge Grigori Rodschenkow hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Staatsdoping-Skandal direkte Mitwisserschaft vorgeworfen. "Natürlich kam es von ganz oben, vom Präsidenten", sagte Rodtschenkow in einem Telefoninterview, das die ARD-Dopingredaktion in Kooperation mit dem Deutschlandfunk geführt hat. Putin könne "nicht leugnen", über den Plan Bescheid gewusst zu haben. Der in die USA geflüchtete Whistleblower, einst Leiter des Moskauer Doping-Kontrolllabors und Drahtzieher des Dopingskandals rund um die Winterspiele 2014 in Sotschi, ist überzeugt, dass Putin von Witali Mutko, dem damaligen Sportminister und heutigen Vizepremier, über alle Details informiert worden ist. "Er wusste alles, weil es eine sehr einfache Kette war: Ich berichtete Nagornich [der damalige Vize-Sportminister Juri Nagornich, d. Red.], Nagornich berichtete Mutko, Mutko berichtete Putin."

Keine Beweise

Russland Thomas Bach und Wladimir Putin in Sotschi
Wie viel wusste Wladimir Putin?Bild: picture-alliance/dpa/EPA/B. Walton

Rodschenkow bestätigte zudem, dass es bereits für die Sommerspiele 2008 in Peking und 2012 in London ein staatlich organisiertes Dopingsystem in Russland gegeben habe. Für 2014 in Sotschi, sagte er, wurde das Staatsdoping dann perfektioniert. Rodschenkow, der Ende 2015 aus Russland geflohen ist, befindet sich derzeit im Zeugenschutzprogramm des FBI. Russland fahndet nach ihm mit internationalem Haftbefehl. "Ich genieße jeden neuen Tag, an dem ich lebe", sagte er in dem Interview, in dem er erstmals zu hören ist, seit er unter FBI-Schutz steht.

Eine Mitwisserschaft Putins ist bislang nicht nachgewiesen. Weder Richard McLaren, der Sonderermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), noch die Kommissionen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die sich mit dem Russland-Skandal befasst haben, konnten eine Verknüpfung zum Staatspräsidenten herstellen. McLaren und das IOC sehen es als erwiesen an, dass das Sportministerium involviert gewesen ist. Mutko und Nagornich erhielten eine lebenslange Olympia-Sperre.

Pound: "Bevorzugte Behandlung für Russland"

Richard Pound
WADA-Gründungspräsident Richard PoundBild: picture-alliance/dpa

Richard Pound, WADA-Gründungspräsident und dienstältestes IOC-Mitglied, attackierte IOC-Präsident Thomas Bach in der ARD-Doku im Zusammenhang mit der Handhabung des russischen Skandals vor den Sommerspielen 2016 in Rio, wo trotz allem ein russisches Team an den Start gehen durfte, grundsätzlich. Im IOC gebe es "keinen Raum für ernsthafte Diskussion oder Opposition". Das Risiko sei, "dass du zum Staatsfeind wirst". Wenn man Maßnahmen kritisiere, könne es sein, dass Bach dies persönlich nehme. "Er ist nicht flexibel darin, abweichende und möglicherweise kritische Kommentare und Vorschläge anzunehmen", sagte der Kanadier.

Pound ist überzeugt, dass Russland infolge des Staatsdoping-Skandals rund um Sotschi vor den Sommerspielen in Rio bevorzugt behandelt worden ist. "Ich denke, wenn all das woanders passiert wäre, sagen wir: Guatemala - Sie wissen die Antwort: Guatemala wäre raus. Gar keine Frage", sagte Pound, der in einer IOC-Abstimmung in Rio allerdings Bachs Russland-Kurs zugestimmt hatte.

Das IOC reagierte auf SID-Anfrage gelassen auf die Angriffe von Pound. "Herr Pound hat das Recht, an jeder Debatte teilzunehmen, dies hat er bereits in der Vergangenheit gemacht. Nach jeder Debatte gibt es eine Abstimmung. Das IOC hat immer und wird auch damit fortfahren, alle Meinungen in seine Überlegungen einzubeziehen, auch die einer Minderheit."

asz/dvo (sid)