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"Compton": Neues von Dr. Dre

Silke Wünsch5. August 2015

16 Jahre lang haben HipHop-Fans auf das neue Album von Dr. Dre gewartet. Jetzt kommt es tatsächlich. Aber anders als erwartet.

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Dr. Dre Rapper
Bild: Getty Images

Damit hat die HipHop-Welt nicht gerechnet. Dr. Dre erzählt während seiner Radiosendung "The Pharmacy", dass am kommenden Freitag die neue Dre-Platte erscheinen würde. Es sei sein "großes Finale", sagt er, und dann verrät er, wer bei dem Album so alles dabei ist. Bei den Namen schlagen die Herzen der HipHop-Fans schneller: Kendrick Lamar, Eminem, Snoop Dogg, Ice Cube und viele weitere Stars.

Richtig geglaubt hat niemand mehr, dass von dem 50-jährigen amerikanischen Rap-Urgestein jemals noch etwas kommen würde, obwohl es immer wieder hieß, das sein Album "Detox" in Arbeit sei. Seit 1999 hatte er keine eigene Platte mehr gemacht, nur andere Musiker produziert. 2011 hatte Dre auch noch verkündet, dass er nun nach 27 Jahren endlich mal eine Auszeit brauche, schließlich habe er fast drei Jahrzehnte nur im Studio verbracht und brauche dringend Urlaub. Damals befürchtete die HipHop-Welt, dass es das nun gewesen sei mit "Detox". Ganz unrecht hatten die Fans nicht. Denn "Detox" wird es wahrscheinlich nie geben, dafür aber etwas anderes.

Geschichte von Dr. Dre, Ice Cube und N.W.A

Am 14. August läuft in den US-Kinos der Film "Straight Outta Compton" an. Der Film erzählt die Geschichte von Dr. Dre und seinem Freund Ice Cube, die die HopHop-Gruppe N.W.A. ("Niggaz Wit Attitudes", Schwarze mit Haltung) 1986 gegründet haben. Mit dabei die HipHopper MC Ren, Eazy-E und DJ Yella. Die Handlung: In der Vorstadt Compton im Süden von Los Angeles sind Gewalt und Drogen Alltag, die Kriminalitätsrate ist hoch. Die Polizei geht nicht zimperlich mit der meist afroamerikanischen Bevölkerung um. N.W.A. rappt mit harten Beats und provokanten Texten ebenso wenig zimperlich gegen diese Zustände.

Mit ihrem Album "Straight Outta Compton" werden sie richtig bekannt und Polizei und Staat ein Dorn im Auge, da sie das "Gangsta"-Leben in ihren Texten eher verherrlichen als kritisieren. In vielen Radiostationen werden die Tracks von N.W.A. nicht gespielt, das FBI will sogar die Plattenfirma dazu zwingen, das Album aus dem Verkehr zu ziehen.

Dieser Film habe Dr. Dre zu seiner neuen Platte "Compton - a Soundtrack by Dr. Dre" inspiriert; die Platte "Detox" werde dagegen nie fertig werden, sagte er. Sie sei schlichtweg nicht gut.

Am Freitag (7. August) erscheint "Compton", zunächst aber nur in digitaler Form exklusiv bei iTunes und Apple Music. Das ist nicht verwunderlich. Denn Dr. Dre gehört seit 2014 zum Apple-Management, nachdem er seine Kopfhörer-Firma "Beats" für drei Milliarden Dollar an den Elektronik-Riesen verkauft hatte. Mit dem neuen Album hilft er dem Konzern enorm dabei, den Musikstreamingdienst Apple-Music noch begehrenswerter zu machen. Auf CD soll "Compton" laut Plattenfirma ab dem 21. August erhältlich sein.

Übernahme Beats durch Apple
Dieser Deal machte Dr. Dre zum Top-ManagerBild: picture-alliance/AP Photo

Mord, Totschlag und HipHop

Musikalisch war Dre auch nach dem Ende von N.W.A. 1991 nicht untätig gewesen. Er gründete zusammen mit Marion "Suge" Knight das Rap-Label "Death Row Records", brachte das Album "The Chronic" heraus und etablierte damit ein neues HipHop-Genre: den G-Funk, eine Mixtur aus Gangsta-Rap und Funk. Er produzierte den damals noch unbekannten Rapper Snoop Doggy Dogg.

Das alles war begleitet von Waffen und Schlägereien, denn Dre und sein Partner waren tief in den Strukturen der Westküsten-Gangs verwurzelt. Das Studio wurde öfter überfallen, Techniker verprügelt. Dre selbst stand mehrmals vor Gericht. Sein musikalischer Ziehsohn 2Pac wurde erschossen, der Krieg zwischen Rappern der Westküste und der Ostküste brach aus, dem unter anderem auch Notorious B.I.G. zum Opfer fiel. Auch Dre selbst prügelte um sich und wurde mehrmals angeschossen. Dem HipHop-Magazin "Blaze" sagte er später: "Zu Anfang ging es nur um Nigger, die den Aufstieg schafften. Dann wandelte sich das in so ein verfluchtes Don-Corleone-Ding."

Tupac Shakur
Tupac Shakur alias 2Pac starb 1996Bild: AP

Erste Produzentenliga

Nach einem sechsmonatigen Gefängnisaufenthalt verließ Dre "Death Row Records" und gründete sein eigenes Label "Aftermath". Und damit machte er seine ersten Millionen. Er hatte Eminem unter Vertrag, einen der erfolgreichsten US-Musiker der 2000er. Er arbeitete mit den HipHoppern 50 Cent und The Game, und produzierte die damals erfolgreichsten R&B-Sängerinnen Mary J. Blige und Alicia Keys.

Mit dem "Gangsta"-Dasein der vergangenen Jahre in den Ghettos von Compton hatte er abgeschlossen. Dre wurde ruhig, gab das Partyleben mit Drogen, Frauen und Luxus auf und führte schließlich ein friedliches Familienleben in einer Villa in Los Angeles. Mit seinen Musikverkäufen und den Beats by Dre-Kopfhörern gehört er zu den reichsten Musikern der USA.