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Dritter Erfolg für Déby im Tschad

15. Mai 2006

Der alte Präsident ist der neue: Im Tschad hat Idriss Déby erwartungsgemäß die Präsidentenwahl gewonnen. Wahlbeobachter hatten kaum etwas zu beanstanden. Trotzdem hatte die Opposition die Abstimmung boykottiert.

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Idriss Déby ist wiedergewählt worden. Aber seine Macht ist geschwächtBild: dpa - Report

Wie der britische Fernsehsender BBC in der Nacht zum Montag (15.5.2006) berichtete, erhielt Déby nach Angaben der nationalen Wahlkommission 77,5 Prozent der Stimmen. Seinen vier Gegenkandidaten waren schon im Vorfeld geringe Chancen eingeräumt worden.

Zu den Débys Konkurrenten gehörten auch Mitglieder aus seiner eigenen Regierungskoalition. Als Zweitplatzierter kam der ehemalige Regierungschef Kassiré Coumakoye auf 8,8 Prozent der Stimmen. Dritter wurde Landwirtschaftsminister Albert Pahimi Padacké (5,4 Prozent) vor dem Ministerbeauftragten für Dezentralisation, Mahamat Abdoulaye (4,6 Prozent). Das höchste Gericht des Öl produzierenden Landes hat nun zwei Wochen Zeit, das Wahlergebnis zu bestätigen.

Dauer-Präsident mit geschwundener Macht

Tschad Ölförderung Arbeiter Doba Ölfelder
Trotz seines Erdölvorrats gehört der Tschad zu den ärmsten Ländern der ErdeBild: AP

Die Opposition hatte die Wahlen vom 3. Mai 2006 boykottiert und als "Farce" bezeichnet. Trotz des Boykotts nannten Beobachter der Afrikanischen Union und regierungsunabhängiger Organisationen die Wahlen im Großen und Ganzen "frei, offen und fair". Wahlberechtigt waren 5,7 Millionen Menschen; die Wahlbeteiligung habe bei 61 Prozent gelegen, erklärte die Wahlkommission. Zuvor hatten allerdings westliche Diplomaten berichtet, die Beteiligung sei gering gewesen.

Der 54-jährige Déby hatte sich 1991 an die Macht geputscht. 1996 und 2001 hatte er die Präsidentenwahl für sich entschieden. Um ein drittes Mal für fünf Jahre ins Amt kommen zu dürfen, hatte Déby eigens die Verfassung ändern lassen. Doch sein Führungsanspruch ist geschwächt: Hochrangige Offiziere sind desertiert und frühere Verbündete Débys haben sich an die Spitze von Guerilla-Gruppen gestellt. Sie werfen ihm Korruption und eine diktatorische Amtsführung vor.

Konflikt mit dem Sudan

Symbolbild Flüchtlinge
Hunderttausende sind aus der Region Darfur in den Tschad geflohenBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Drei Wochen vor dem Wahltag hatten hatten Regierungstruppen den Vormarsch tschadischer Rebellen auf die Hauptstadt N'Djamena abgewehrt. Vergeblich hatten die USA sowie die Afrikanische Union (AU) Déby daraufhin zu einer Verschiebung der Wahl aufgerufen. Zwischen dem Tschad und dem Sudan schwelt seit Jahren ein Konflikt: Die Regierung in N'Djamena beschuldigt das Nachbarland, tschadische Rebellen zu unterstützen. Der Tschad grenzt im Osten an die sudanesische Krisenregion Darfur, die seit 2003 von einem Bürgerkrieg erschüttert wird. Die Vereinten Nationen erwägen die Aufstellung einer internationalen Schutztruppe für Zivilisten und Flüchtlinge im Tschad. (reh)