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IS-Anschläge im Westen?

Jan Fritsche, Washington4. September 2014

Hunderte Kämpfer der Terrorgruppe "Islamischer Staat" stammen aus Nordamerika und Europa. Im Westen wächst die Angst vor Anschlägen. Doch wie gefährlich sind die Dschihadisten wirklich?

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Kämpfer der Terrormiliz "Islamischer Staat" (Foto: picture alliance/abaca)
Bild: picture-alliance/abaca

Das Ziel sei klar, erklärte US-Präsident Barack Obama am Mittwoch bei seinem Besuch in Estland. Er wolle die Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) künftig "schwächen und zerstören, sodass sie nicht länger eine Gefahr darstellt". Vizepräsident Joe Biden wählte noch drastischere Worte: Die USA würden die Mörder der beiden zuletzt getöteten US-Journalisten "bis zum Tor der Hölle" verfolgen.

Die Angst der Amerikaner: Aus Europa und den USA stammende IS-Kämpfer könnten mit ihren westlichen Pässen leicht in ihre Heimatländer zurückkehren und dort Terroranschläge verüben. "Wir wissen, dass in den vergangenen drei Jahren mehr als 12.000 ausländische Kämpfer nach Syrien gereist sind", berichtet Matthew G. Olsen, Direktor der Nationalen Antiterror-Zentrale der USA. Unter ihnen sind laut Olsen, dem obersten Terror-Bekämpfer des Landes, mehr als 100 Amerikaner und über 1000 Europäer.

IS noch gefährlicher als Al-Kaida?

"Keine Gruppe verbreitet so effektiv und erfolgreich ihre Propaganda", sagt Olsen über den IS. So erreichten die Islamisten etwa über Social-Media-Kanäle viele potenzielle Kämpfer, auch im Westen. "Sie sind sehr gut darin, die junge Zielgruppe ins Visier zu nehmen", bestätigt John Horgan, Psychologe an der Universität von Massachusetts in einem Bericht der "New York Times". Die Islamisten lockten mit der Botschaft: "Sei Teil von etwas Größerem als du selbst und sei das jetzt sofort."

Dem Antiterror-Experten Olsen zufolge droht der IS bald zur weltweit gefährlichsten Terrororganisation aufzusteigen. Damit könne die Miliz eine noch größere Bedrohung werden als Al-Kaida, das Terrornetz, das für die Anschläge in New York und Washington am 11. September 2001 verantwortlich ist. Auch finanziell sei der IS gut ausgestattet. Derzeit nehme die Gruppe rund eine Million US-Dollar am Tag ein, etwa aus Lösegeldern für Geiseln.

Matthew G. Olsen, Direktor der Nationalen Antiterror-Zentrale der USA (Foto: NCTC)
Sieht derzeit keine Gefahr: Matthew G. OlsenBild: NCTC

Keine konkreten Hinweise

Im Vergleich zu Al-Kaida verfolgten die IS-Kämpfer jedoch eine andere Taktik: Der IS sei weniger auf große Einzelanschläge aus als auf viele kleine. Als Beispiel nennt Olsen der den Angriff auf ein jüdisches Museum in Brüssel im Mai dieses Jahres. Die IS-Kämpfer verzichteten zudem weitestgehend auf elektronische Kommunikation verzichten, was ihre Überwachung erschwere.

Trotzdem sieht Olsen im Augenblick keine akute Gefahr für den Westen: "Der IS ist nicht vergleichbar mit Al-Kaida vor dem 11. September." Die US-Geheimdienste seien heute außerdem viel mehr für das Thema Terrorismus sensibilisiert und tauschten mehr Informationen aus. So gebe es momentan auch keine Hinweise auf Terrorzellen in den USA oder Europa.

Laut Olsen ist der Kampf gegen den IS trotzdem eine langfristige Aufgabe. Diese müsse auch politisch bewältigt werden, etwa dadurch, dass in Syrien statt dem Assad-Regime eine Regierung der nationalen Einheit gebildet werde. Nur dann könnten die USA - wie von Präsident Obama angekündigt - den IS schwächen und zerstören.