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2019: Durchbruch für E-Autos?

28. Dezember 2018

Das Jahr 2018 war nicht leicht für die deutschen Autobauer, die US-Zölle fürchten und Dieselfahrverbote verkraften mussten. Und wie wird es im nächsten Jahr aussehen? Fragen an den Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer.

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Deutschland Autospezialist Prof. Ferdinand Dudenhöffer an einer Stromtankstelle
Autospezialist Ferdinand Dudenhöffer an einer Stromtankstelle Bild: picture alliance/dpa/R. Weihrauch

Deutsche Welle: Das Jahr 2018 war für die Autohersteller voller Herausforderungen. Im größten Absatzmarkt China wurden weniger Neuwagen verkauft, in Europa gibt es neue, strengere Abgasnormen und in vielen deutschen Städten wurde über Dieselfahrverbote entschieden. Wie wird sich die Lage im kommenden Jahr auf dem Automarkt entwickeln?

Ferdinand Dudenhöffer: Das nächste Jahr wird nicht einfach für die Autobauer, denn die Probleme in China werden nicht über Nacht verschwinden. 2019 werden weltweit weniger Fahrzeuge verkauft als im Jahr 2018. Auch der US-amerikanische Markt mit all den Kapriolen, die der US-Präsident macht, wird eher stagnieren oder leicht zurückgehen. Eine ähnliche Entwicklung sehen wir für Europa. Die Konjunktur wird schwächer.

Außerdem steigen die Anforderungen an die Autobauer mit den neuen CO2-Vorgaben der EU bis 2030. Die Autobauer müssen also noch mehr investieren und sie sollten überlegen, wie sie ihre Investitionen konzentrieren. Beispielsweise indem sie nicht mehr in den Verbrennungsmotor investieren, sondern nur noch in elektrische Antriebe - wie Volvo das schon vorgemacht hat.

Im kommenden Jahr werden in etlichen Städten vor allem ältere Diesel nicht mehr uneinschränkt fahren dürfen. Ist der Diesel jetzt endgültig am Ende?

Ich glaube ja. 2019 kommen ja erst die Fahrverbote flächendeckend und in größerem Maß. Die Kunden sind schwer enttäuscht. Die Kommunen sind im Chaos-Zustand. Es ist eine sehr ungünstige Situation für alle Beteiligten, weil alle Beteiligten enorm viele Fehler gemacht haben. Für die Autobauer bedeutet das jetzt mit den strengeren Vorgaben für CO2, sie sollten die Finger vom Diesel lassen und sollten schauen, dass sie mit den sogenannten 48 Volt-Hybriden in die Zukunft gehen - bis 2027. Und ab 2030 sollten gut die Hälfte der produzierten Autos reine Elektroautos sein.

Bislang ist Tesla weit vorn, wenn es um Elektroautos geht. Die Amerikaner haben es endlich geschafft, dass Model 3 in Serie zu produzieren. Auch andere Autobauer stoßen in den Markt vor - so bringen im kommenden Jahr alle deutschen Autobauer neue E-Auto-Modelle auf den Markt. Aber können die Deutschen bei E-Autos überhaupt noch mithalten, wo sie so lange auf den Diesel gesetzt haben?

Wir gehen davon aus, dass Tesla 2019 in Deutschland ganz klar Marktführer wird. Das Model 3 ist jetzt verfügbar. An einzelnen Tagen konnte Tesla bis zu 1000 Fahrzeuge pro Tag produzieren. In Amerika, im zweitgrößten Markt der Welt, hat Tesla in den letzten drei Monaten 25 Prozent mehr verkauft als die gesamte Marke Audi. Im Frühjahr nächsten Jahres kommt das Model 3 nach Europa und dann wird auch in Deutschland der Hype um Tesla neu befeuert werden. Die deutschen Autobauer werden 2019 das Nachsehen haben, obwohl neue Modelle kommen. Aber in der Zeit 2020 bis 2022 werden die deutschen Autobauer mit ihren neuen Modellen im Markt besser punkten können.

Wenn 2019 so viele neue Modelle auf den Markt kommen: Wird 2019 das Jahr des Durchbruchs für die Elektromobilität in Deutschland?

Ja, nach unserer Einschätzung ja. Wir gehen davon aus, dass im nächsten Jahr gut 80.000 rein batteriebetriebene Elektroautos verkauft werden. Also nicht die Plug-in-Hybride, sondern die reinen E-Autos. In diesem Jahr waren es nur 35.000 reine Elektroautos. Marktführer wird das Model 3 von Tesla werden. Daneben wird es den neuen Audi e-tron, die Mercedes EQC-Serie, einen elektrischen Mini von BMW geben. Es geht also Stück für Stück voran. Die Deutschen kommen mit. Das rein batteriebetriebene Elektroauto hat ab 2019 auch in Deutschland seinen Start.

Für diese reinen Elektroautos gibt es aber immer noch zu wenig Ladestationen insbesondere in Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern. Und die Preise für Elektroautos sind auch immer noch sehr hoch. Was für ein Auto soll man sich im Hinblick darauf denn jetzt eigentlich kaufen?

Wer jetzt seinen alten Diesel tauschen muss, der hat die Möglichkeit, einen Benziner als Übergangslösung zu nehmen. Er könnte ihn vielleicht zwei oder drei Jahre leasen - am besten einen 48 Volt-Hybrid. Danach wird es bei Elektroautos wohl ein gutes Angebot geben - auch was Reichweiten und das Preisniveau angeht. Man kann heute schon Elektroautos für um die 20.000 Euro kaufen - wie zum Beispiel den Renault Zoe, wenn man die Prämien mitberücksichtigt. Das ist ein Kleinwagen - vergleichbar mit einem Polo von VW - mit 350 Kilometer Reichweite. Es gibt also schon für Einzelne ein Angebot, aber noch nicht für alle. Das Angebot wird sich in den nächsten zwei, drei Jahren wirklich deutlich erweitern.

Das heißt, Sie rechnen damit, dass in den nächsten zwei, drei Jahren die Preise für Elektroautos deutlich sinken werden?

Die Preise werden zurückgehen. Der große Preisrückgang wird aber sicherlich erst nach dem Jahr 2025 stattfinden, denn die teuerste Komponente beim Elektroauto ist die Batterie. Dadurch, dass sich jetzt alle auf Elektroautos fokussieren, haben wir Engpässe im Batteriezellen-Markt. Die Kapazitäten werden aufgebaut. In der nächsten Zeit werden Batterien eher teurer werden, aber um 2025 sind genügend neue Kapazitäten aufgebaut, so dass dann der Kunde und nicht der Anbieter von Batteriezellen wieder König sein wird.

Prof. Ferdinand Dudenhöffer leitet das Center of Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen. 

Insa Wrede, DW-Mitarbeiterin
Insa Wrede Redakteurin in der Wirtschaftsredaktion