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Stichwahl im Senegal

28. Februar 2012

Der senegalesische Präsident Abdoulaye Wade muss in die Stichwahl, nachdem er in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen die absolute Mehrheit verfehlt hat. Es zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab.

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Senegals Noch-Präsident Abdoulaye Wade umringt von Anhängern (Foto: reuters)
Senegals Noch-Präsident Abdoulaye WadeBild: REUTERS

Überraschend wortkarg war Amtsinhaber Abdoulaye Wade vor die Presse getreten. Kaum hatte er seine Erklärung abgelesen, verschwand er auch schon wieder. Fragen ließ der 85-Jährige nicht zu. Kein Wunder - schließlich musste er eine Niederlage eingestehen: Es hat nicht gereicht für eine absolute Mehrheit im ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen. Nach Auszählung aller Stimmen erreichte der Staatschef nur 34,8 Prozent.

Wie die Nationale Wahlkommission am Mittwoch (1.3.) bestätigte, müssen die Senegalesen erneut an die Urnen. Als Termin zeichnet sich der 18. März ab. Wades Gegenkandidat bei der Stichwahl ist der Oppositionskandidat Macky Sall.

Wähler stehen Schlange vor einem Wahllokal in der hauptstadt Dakar (Foto: reuters)
Geduld an der Urne: die Wahlbeteiligung war mit rund 60 Prozent hochBild: Reuters

Für Ameth Ndiaye, Professor für Verfassungsrecht an der Universität Dakar, ist diese Stichwahl ein gutes Zeichen für den Fortschritt der Demokratie im Senegal. "Das hat den positiven Nebeneffekt, dass wir zeigen können, dass eine Stichwahl im Senegal zur Tradition geworden ist. Keiner kann mehr für sich in Anspruch nehmen, dass er die Wahlen gleich in der ersten Runde gewinnt", so Ndiaye.

Präsidenten-Lager setzt auf Schwäche der Opposition

Wahlplakate der Kontrahenten von Amtsinhaber Wade (Foto: reuters)
13 Konkurrenten waren gegen Amtsinhaber Wade angetretenBild: Reuters

Doch Stichwahl hin oder her - der Sprecher der Wade-Partei PDS, Babacar Gaye, glaubt an den Sieg des aktuellen Amtsinhabers und setzt auf die Schwäche der Opposition. Doch es sieht nicht gut aus für den 85-jährigen Noch-Präsidenten. Die staatliche Nachrichtenagentur APS berichtet, er habe selbst in seinem eigenen Wahlbüro verloren. Erst wurde er dort von der Menge ausgebuht, bevor er seine Stimme abgab. Und dann erhielt er von den knapp 500 abgegebenen Stimmen nur 102. Sein Ex-Regierungschef und Gegenspieler, der Sozialist Moustapha Niasse, kam hingegen auf 152 Wählerstimmen.

Einst Verbündeter, jetzt Gegenspieler: Macky Sall

Moustapha Niasse, der als Drittplatzierter aus dem ersten Wahlgang hervorging, hat inzwischen Macky Sall seine Unterstützung zugesagt. Auch Sall war einst Premierminister unter Abdoulaye Wade und wie Wade ein Liberaler. Er galt schon im Vorfeld als der einzige unter den 13 Oppositionskandidaten, der dem Amtsinhaber gefährlich werden könnte.

Oppositionskandidat Macky Sall (Foto: (AP/dapd)
Wades stärkster Konkurrent: Macky SallBild: dapd

Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass die beiden Kontrahenten enge Verbündete waren. Bis 2008 übte Macky Sall mehrere Ministerämter aus, war Premierminister und Parlamentspräsident. Eine steile Karriere - bis er den Fehler machte, den Sohn des Präsidenten, Karim Wade, zu einer Anhörung ins Parlament zu bestellen. Es ging um dessen Vorbereitung der islamischen Weltkonferenz im Jahr 2008 und ein riesiges Budget, das bis heute nicht korrekt abgerechnet worden ist. Das nahm der Präsident seinem Parteifreund übel, warf ihn aus der Partei, setzte ihn als Parlamentspräsidenten ab und beschuldigte ihn der Korruption. Macky Sall musste sich neue Unterstützer suchen und gründete seine eigene Partei, die Allianz für die Republik (APR). Inzwischen ist er Bürgermeister der Stadt Fatick im Westen des Senegal.

Werben um Unterstützung

Sein Lager appellierte bereits an die in der Bewegung "M23" vereinte Opposition, ihren Anhängern im zweiten Wahlgang den Kandidaten Macky Sall zu empfehlen. Mit Erfolg: "M23" hat inzwischen offiziell erklärt, Macky Sall unterstützen zu wollen. Auch die Jugend-Protestbewegung "Y'en a marre" steht hinter dessen Kandidatur. Ebenso der Sänger Youssou N'dour, der ursprünglich selbst als Kandidat antreten wollte, aber im Vorfeld an formalen Kriterien scheiterte. Es bleibt also spannend im Senegal.

Autorin: Dirke Köpp
Redaktion: Stefanie Duckstein