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Film

"Dune" für BAFTA-Awards nominiert

Philipp Jedicke
4. Februar 2022

Gleich elf Mal ist Denis Villeneuves Film "Dune" für die wichtigsten Filmpreise Großbritanniens nominiert. Dabei galt der zugrundeliegende Romanzyklus lange als unverfilmbar.

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Ein junger Mann und eine junge Frau mit strahlend blauen Augen blicken nach unten, ihre Haare wehen im Wind, im Hintergrund ein weiterer Mann
Timothée Chatelet (rechts) als Paul Atreides, Zendaya als ChaniBild: 2021 Warner Bros. Entertainment Inc.

Anders als erwartet, führt nicht der jüngste James Bond-Film "Keine Zeit zu sterben" (GB/USA 2021) die Nominierungen für die BAFTA-Awards 2022 an, sondern Denis Villeneuves Science-Fiction-Thriller "Dune" (USA 2021). Die BAFTA-Awards, die in diesem Jahr zum 75. Mal am 13. März vergeben werden, gelten als britisches Gegenstück zu den alljährlich in den USA verliehenen Oscars. "Dune" gehört unter anderem in den Kategorien "Bester Film", "Adaptiertes Drehbuch", "Casting", "Kostüm" und in den technischen Disziplinen wie "Schnitt", "Kameraführung" und "Visuelle Spezialeffekte" zu den Anwärtern auf die wichtigen Filmpreise. 

Romanzyklus als Vorlage

Gute Science Fiction ist immer ein Kommentar zur Zeit, in der sie entsteht. Eines der besten Beispiele dafür ist der Romanzyklus "Dune" (dt. "Der Wüstenplanet") des US-amerikanischen Autors Frank Herbert - ein monumentales Werk aus den 1960er-Jahren, in dem Herbert zahlreiche Themen seiner Epoche verhandelte. Das Herrscherhaus Atreides erhält den Auftrag, auf dem kolonisierten Wüstenplaneten Arrakis den Abbau einer kostbaren Substanz namens Spice zu organisieren und zu kontrollieren. Der Rohstoff ist unter anderem wichtig für die Lenkung von Raumfahrzeugen und in der gesamten Heimatgalaxie der Atreides heiß begehrt.

Der Erfolg von Sci-Fi-Filmen

Die Ureinwohner des Planeten, die Fremen, wehren sich gegen den Raubbau. Sie leben unter der Erde, denn auf Arrakis herrschen tagsüber Temperaturen von mehreren hundert Grad. Gigantische Sandwürmer bedrohen Mensch und Maschinen. Paul Atreides, Sohn des Herrschers Leo, erlebt immer wieder Visionen, in denen er als Messias der Fremen und als Befreier erscheint. Paul erkennt schnell, wie die Rollen in dem Machtkampf um den Planeten verteilt sind. Auch der matriarchale Nonnenorden der Bene Gesserit spielt eine wichtige Rolle im "Dune"-Universum. Die Idee des Ordens ist es, durch genetische Auslese einen Erlöser hervorzubringen. Sie prüfen genau, ob es sich dabei um Paul Atreides handelt.

Buchcover von Frank Herberts Roman "Dune". Ein junger Mann, dessen Konturen aus verwehtem Sand bestehen
In zahlreiche Sprachen übersetzt: die BuchvorlageBild: Medimops

Brennend aktuelle Themen

Auf der erzählerischen Ebene geht es in "Dune" um einen jungen Fürstensohn, der ein Volk in die Freiheit führen kann, wenn er seine Ängste überwindet. Doch auf einer tieferen, philosophischen Ebene geht es um den Kalten Krieg, um Feminismus, Industrialisierung und Umweltzerstörung, die Abhängigkeit von Ressourcen und den daraus resultierenden Kolonialismus. Vor allem aber schreibt Herbert in seinen Büchern über Machtgier und wie diese zu kriegerischen Auseinandersetzungen führt. 

"Dune" ist der erfolgreichste Science-Fiction-Romanzyklus aller Zeiten. Er wurde millionenfach verkauft und wird von Fans kultisch verehrt. In der westlichen Popkultur sind "Dune" und seine Handlungselemente vielfach zitiert worden - auch von Bands wie Iron Maiden ("To Tame A Land") oder den Fantastischen Vier ("Der Krieger").

Unverfilmbarer Stoff?

An der Verfilmung des Epos versuchte sich zunächst Alejandro Jodorowsky, der jedoch an der Finanzierung für sein ambitioniertes Projekt scheiterte. Star-Regisseur Ridley Scott brach die Vorbereitungen des Projekts nach sieben Monaten aus persönlichen Gründen ab. Als Erster brachte schließlich US-Regisseur David Lynch seine Fassung 1984 ins Kino. Doch der Film (prominent besetzt mit u.a. Sting und Patrick Stewart) wurde einer der großen Flops der Filmgeschichte. Zwei weitere Miniserien von John Harrison hatten ebenfalls nicht den gewünschten Erfolg. Seither galt die Buchreihe als unverfilmbar. 

Zwei Männer mit Dolchen duellieren sich, im Hintergrund mehrere weitere Männer in Kampfanzügen
Sting (rechts) und Patrick Stewart (Mitte) in der Verfilmung von David Lynch aus dem Jahr 1984Bild: Mary Evans Picture Library/picture-alliance

Nun hat sich der kanadische Regisseur Denis Villeneuve ("Blade Runner 2049") an "Dune" gewagt. Villeneuve war schon als Kind in Québec von dem Stoff begeistert. Heute beeindruckt ihn vor allem, dass die Themen, die im Buch verhandelt wurden, immer wichtiger geworden sind. Er habe den Eindruck, dass die Romanvorlage "von den wichtigsten Strömungen des 20. Jahrhunderts inspiriert wurde, und diese Strömungen wurden stärker. Und so wurde das Buch immer relevanter", sagte Villeneuve gegenüber der Süddeutschen Zeitung (SZ).

Starbesetztes, stilles Epos

Trotz der heute verfügbaren Computertechnologie war Villeneuve das Organische, Haptische und Authentische wichtig, wie er der SZ gegenüber sagte: "Drehen im Kontakt mit der Natur war für 'Dune' essenziell - so, wie Frank Herbert auch den Roman geschrieben hat. Echten Elementen ausgesetzt sein, den Planeten spüren. Ich denke, der Film muss unserer Wahrnehmung der Erde möglichst nahkommen." Die Drehs der Wüstenszenen fanden in Jordanien und Abu Dhabi statt, Westnorwegen wurde die Heimatwelt der Atreides. Villeneuve setzte so wenig wie nur möglich auf Spezialeffekte und ließ gigantische Sets in Budapest bauen.

Drei Männer in Uniformen stehen vor mehreren Reihen Soldaten
Josh Brolin (links), Oscar Isaak (Mitte) und Stephen McKinley Henderson in der Neuverfilmung von Denis VilleneuveBild: 2021 Warner Bros. Entertainment Inc.

Villeneuve inszenierte "Dune" bewusst mit wenig Action und viel Raum für Stille. Seine Figuren wirken verloren in der Weite des Wüstenplaneten. Diese wird bei Villeneuve zum Reflektionsraum über das Innere. Mit Schauspielerinnen und Schauspielern wie Charlotte Rampling, Javier Bardem, Josh Brolin, Oscar Isaak und Jason Momoa ist Villeneuves Neuverfilmung von "Dune" bis in die Nebenrollen starbesetzt. In der Hauptrolle ist Timothée Chalamet ("Call Me By Your Name") zu sehen. Sollte Villeneuve den "Dune-Fluch" brechen und sein Film Erfolg haben, möchte er direkt weitermachen: "Ich hatte den zweiten Film schon im Kopf, während ich den ersten drehte. Ich weiß ganz genau, was ich wie machen will. Wenn ich grünes Licht bekomme, dann kann ich sofort loslegen."

"Dune" von Denis Villeneuve feierte am 3. September 2021 bei den Internationalen Festspielen von Venedig Weltpremiere und lief im Herbst 2021 in Deutschland und den USA in den Kinos an. 

Dies ist eine aktualisierte Version des im September 2021 erstmalig veröffentlichten Artikels.