DW-Reporter im Tschad angeklagt
13. Mai 2013Ein Untersuchungsrichter in Tschads Hauptstadt N'Djamena hatte Topona am 6. Mai unter dem Vorwand einbestellt, er solle als Zeuge in einem Verleumdungsverfahren gegen den Schriftsteller und Journalisten Jean Etienne Laokolé gehört werden. Vor Ort erfuhr der 29-jährige Reporter dann den wahren Grund seiner Festnahme. Nach Angaben der DW wird ihm vorgeworfen, im Internet "subversive Schriften" veröffentlicht zu haben, in denen unter anderem von einem "Volksaufstand" die Rede sei. Topona wurde wegen "Gefährdung der Verfassungsordnung" angeklagt. Nach tschadischem Recht droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.
Topona weist Vorwürfe zurück
Eric Topona, der auch für den staatlichen tschadischen Rundfunk-und TV-Sender Office National de Radiodiffusion et Télévision du Tchad (ONRTV) arbeitet, bestreitet die Vorwürfe. Keine der angeprangerten Schriften stamme von ihm. Die Ermittler hätten nicht einmal die Authentizität der Texte geprüft.
Derzeit befindet sich Topona im Am-Sinene-Gefängnis in N'Djamena. Die Haftbedingungen dort sind nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International lebensbedrohlich schlecht. Erst am 25. Mai soll Topona nach DW-Informationen vernommen werden.
DW verlangt umgehende Freilassung
DW-Intendant Erik Bettermann forderte mit deutlichen Worten die sofortige Freilassung des Angeklagten: "Die Deutsche Welle protestiert gegen die Festnahme und ist äußerst besorgt um Eric Topona. Ich appelliere an die tschadischen Behörden, Rechtsstaatlichkeit und Pressefreiheit zu achten." Es sei inakzeptabel, dass der DW-Mitarbeiter ohne Vernehmung tagelang festgehalten werde. "Wir fordern seine sofortige Freilassung", unterstrich Bettermann am Montag (13.05.2013) in Bonn.
Auch die in Paris ansässige Organisation Reporter ohne Grenzen verlangte, Eric Topona umgehend auf freien Fuß zu setzen. Verhaftung und Anklage bedeuteten eine schwere Verletzung der Pressefreiheit.
Laut Amnesty war der DW-Korrespondent bereits im vergangenen Jahr mehrfach von verschiedenen Regierungsbehörden im Tschad bedroht und eingeschüchtert worden. Eric Topona ist auch Generalsekretär des Tschadischen Journalistenverbands (UJT). UJT-Präsident Mahamat Abba Moussa sagte der Deutschen Welle, die Medien im Tschad seien verunsichert, die Stimmung unter Journalisten sei angespannt.
se/kle (DW, epd, dpa, afpe, Amnesty)