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Dänemark: Aus für Drogengasse in Christiania

28. August 2023

Die Hippies greifen durch: Nach erneuten tödlichen Schüssen in Dänemarks berühmter Freistadt Christiania soll die berüchtigte Drogengasse "Pusher Street" geschlossen werden.

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Dänemark Kopenhagen | "Pusher Street" in Christiania blockiert (08.08.2023)
Anfang August von Anwohnern blockierte "Pusher Street": Zentrum des organisierten Cannabis-HandelsBild: dpa/picture alliance

Kopenhagens Stadtteil Christiania ist seit mehr als 50 Jahren ein Zufluchtsort für Hippies und Künstler. Die Bewohner verwalten sich autonom. Doch seit geraumer Zeit ist es mit dem friedlichen Zusammenleben in der Siedlung in Dänemarks Hauptstadt vorbei.

Nach erneuten tödlichen Schüssen in Christianias "Pusher Street" wollen die Einwohner der Siedlung die berüchtigte Drogengasse schließen lassen. Das wurde am späten Sonntagabend auf einer Gemeindesitzung beschlossen, wie die Pressegruppe von Christiania im Anschluss mitteilte.

Ein Toter und vier Verletzte nach Schüssen in "Pusher Street"

Am Samstag war in der "Pusher Street" ein 30-Jähriger bei einer Schießerei getötet worden, vier Menschen wurden verletzt. Es war der vierte Fall in der Gegend seit 2020. "Das, was wir befürchtet haben, ist geschehen - wieder. Wieder hat ein junger Mensch durch den Bandenkrieg sein Leben verloren", erklärte die Gemeinde. Auch Touristen und andere Unbeteiligte seien von den Schüssen getroffen worden. "Das hier kann nicht weitergehen. Das darf nicht weitergehen. Das sollte nicht noch mehr Leben zerstören."

Dänemark Kopenhagen | Polizeieinsatz am Tatort "Pusher Street" in Christiania (26.08.2023)
Tatort "Pusher Street" (am Sonnabend): Der vierte Fall seit 2020Bild: Emil Helms/Ritzau Scanpix Foto/AP/dpa/picture alliance

Eine Sprecherin der autonomen Siedlung sagte der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau, es sei das erste Mal, dass die Einwohner geeint die Schließung der Drogenmeile forderten. Nun liege es an den Behörden, wie dies ablaufen solle.

Die "Pusher Street" ist das Zentrum des organisierten Cannabis-Handels in Christiania. Bereits Anfang August hatten einige Einwohner aus Protest gegen kriminelle Gangs die Eingänge zu der Gasse mit Betonklötzen und Containern blockiert. Gelingt ihre Schließung nun, wäre das ein historischer Schritt.

50 Jahre alternatives Leben und laxer Umgang mit Drogen

In Christiania wird seit mehr als 50 Jahren relativ frei sichtbar Haschisch verkauft. In den vergangenen Jahren haben dort jedoch zunehmend Banden die Markthoheit über das Drogengeschäft übernommen, was auch zu häufigeren Gewalttaten geführt hat. 2022 wurde ein 23-Jähriger erschossen, ein Jahr zuvor ein 22 Jahre alter Einwohner. Dänischen Medienberichten zufolge soll der nun getötete Mann Probemitglied beim Rockerclub Hells Angels gewesen sein, der demnach im Konflikt mit der verbotenen dänischen Straßengang "Loyal to Familia" steht.

Dänemark Kopenhagen | Freistadt Christiania (12.06.2023)
Hippie-Idyll Christiana (im Juni): Attraktiv für Touristen und DrogenbandenBild: viennaslide/CHROMORANGE/picture alliance

Auf dem 34 Hektar großen Areal in Kopenhagen hatte 1971 eine Gruppe von Hippies eine verlassene Kaserne im Zentrum der Hauptstadt in ihr Zuhause verwandelt. Sie wollten eine alternative Gesellschaft errichten, die sich an den Grundsätzen des Friedens und der Liebe orientierte, in der Entscheidungen kollektiv getroffen und Gesetze nicht durchgesetzt wurden. In der Enklave sind weiche Drogen wie Marihuana und Haschisch zwar offiziell illegal, werden aber toleriert. Das hatte zu Problemen mit kriminellen Banden geführt.

AR/se (dpa, afp, rtr)