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Ebola-Infizierte flog in US-Linienmaschine

15. Oktober 2014

132 Flugreisende in den USA dringend gesucht! Sie waren mit einer inzwischen an Ebola-erkranken Krankenschwester an Bord einer Maschine. Es ist der zweite Ebola-Fall einer Pflegerin in Dallas.

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Flugzeug der US-Gesellschaft Frontier Airlines (Foto: AP)
Bild: picture-alliance/AP/David Zalubowski

Die zweite in den USA mit Ebola angesteckte Krankenschwester hat einen Tag vor Ausbruch der Krankheit eine Flugreise unternommen. Die Frau sei am Montag von Cleveland im US-Bundesstaat Ohio nach Dallas in Texas geflogen, teilte die Gesundheitsbehörde CDC mit. Die Fluggesellschaft Frontier Airlines werde zu den anderen 132 Passagieren Kontakt aufnehmen, die mit an Bord der Maschine gewesen seien. Die Krankenschwester habe nach Angaben der Flugbegleiter während des Fluges keine Symptome gezeigt, erklärte die CDC weiter.

Zwei Krankenschwestern infiziert

Am Dienstag waren bei der Krankenschwester Amber Vinson dann erste Anzeichen für eine Ebola-Infektion aufgetreten. Sie wurde umgehend auf die Isolierstation eines Krankenhauses gebracht. Die Pflegerin gehörte zu dem Betreuerteam von Thomas Eric Duncan, der sich in Liberia mit Ebola infiziert hatte und am Mittwoch vergangener Woche in einem Krankenhaus in Dallas gestorben war.

Am Wochenende war bekanntgeworden, dass sich eine andere Krankenschwester infiziert hat, die ebenfalls zu Duncans Betreuern gehörte. Die 26-jährige Nina Pham ist die erste US-Bürgerin, die in den Vereinigten Staaten an Ebola erkrankt ist.

Wie sich die Pflegerinnen trotz Schutzkleidung und strenger Sicherheitsvorkehrungen angesteckt haben, ist noch unklar. Die Gesundheitsbehörden stellten inzwischen mehr als 70 Mitarbeiter der Klinik "Texas Health Presbyterian" in Dallas unter Beobachtung, die bei der Behandlung Duncans mit dem Virus in Kontakt gekommen sein könnten.

Kritik an Kliniken

Gleichzeitig wächst die Kritik am US-Gesundheitssystem. Hunderte Pflegerinnen und Pfleger hätten sich beschwert, dass ihre Krankenhäuser nicht ausreichend auf Ebola vorbereitet seien, teilte der Verband "National Nurses United" mit. Zudem seien zahlreiche Beschwerden laut geworden, dass Schwestern und Pfleger nicht ausreichend geschult würden.

Ebola-Helfer in Liberia (Foto: AP)
Ebola-Helfer in LiberiaBild: picture alliance/AP Photo

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind durch die Ebola-Epidemie bereits mehr als 4400 Menschen gestorben. Besonders betroffen sind die westafrikanischen Staaten Liberia, Guinea und Sierra Leone. Die WHO befürchtet, dass die Zahl der Infizierten in diesen drei Ländern bis Dezember auf 5000 bis 10.000 Fälle pro Woche steigen könnte. Die Gesundheitshelfer in Liberia beendeten inzwischen ihren Streik, mit dem sie ausstehende Löhne und Risikoprämien für den Ebola-Einsatz durchsetzen wollten. Ihre Gewerkschaft teilte, mit der Streik sei aus humanitären Erwägungen und nach entsprechenden Aufrufen aus der Bevölkerung abgebrochen worden.

Die EU-Kommission sprach sich unterdessen dagegen aus, Reisende zu kontrollieren, die aus den westafrikanischen Epidemie-Gebieten in Europa eintreffen. "Derzeit empfehlen wir das nicht", sagte ein Kommissionsvertreter in Brüssel. Die Wirksamkeit der Kontrollen bei der Erkennung von Infizierten werde als zu gering erachtet. Und Menschen, bei denen die Krankheit bereits ausgebrochen sei und die sie damit weiterverbreiten könnten, seien in der Regel zu schwach, um zu reisen.

Beratung der EU-Staaten

In Brüssel kommen am Donnerstag die EU-Gesundheitsminister zusammen, um das Vorgehen im Kampf gegen die Verbreitung der Krankheit abzustimmen. Als einziges EU-Mitglied hat Großbritannien in den vergangenen Tagen vorbeugende Gesundheitskontrollen an großen Flug- und Bahnhöfen eingeführt. Die Entscheidung über Einreisekontrollen liegt in der Kompetenz der einzelnen Mitgliedstaaten und nicht bei der Kommission.

Nach Recherchen des "Mitteldeutschen Rundfunks" könnten zur Zeit in deutschen Krankenhäusern weit weniger Ebola-Patienten auf Spezialstationen behandelt werden, als von der Bundesregierung angegeben. Von den theoretisch vorhandenen 50 Betten könnte tatsächlich nur etwa die Hälfte auch belegt werden, meldete der Sender. Als Grund hätten die Spezialkliniken oft genannt, dass nicht genügend geschultes Personal zur Verfügung stehe.

wl/se (dpa, afp, rtr)