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Ebola-Krisenstab beendet Arbeit

Nina Werkhäuser5. Mai 2015

In Westafrika sinkt die Zahl der Ebola-Infektionen stetig. Die Bundesregierung löst daher Mitte Mai den Krisenstab auf, der seit dem letzten Herbst die deutsche Hilfe koordinierte.

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Ein Mann in Ebola-Schutzkleidung in Liberia, Foto: AFP
Bild: Z. Dosso/AFP/Getty Images

"Mitte Mai werden wir unseren Ebola-Krisenstab einstellen", sagt Walter Lindner, der Sonderbeauftragte der Bundesregierung für die Ebola-Krise. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sinke die Zahl der Neuinfektionen kontinuierlich und liege bei nur noch etwa 30 pro Woche in den drei Ländern Sierra Leone, Liberia und Guinea zusammen. Zwar könne es noch keine vollständige Entwarnung geben, so Lindner, aber beim "Kampf um Zero", also um null Neuinfektionen, mache vor allem Liberia große Fortschritte. Für den Ebola-Beauftragten ist das der Anlass, ein erstes "sehr positives Fazit" der deutschen Hilfe zu ziehen.

"Die Apokalypse vor Augen"

Bei Lindners Amtsantritt vor sieben Monaten sah die Lage noch ganz anders aus: Im Herbst 2014 überschlugen sich die Schreckensmeldungen aus Westafrika. Immer mehr Menschen starben an Ebola, die lokalen Gesundheitseinrichtungen waren überfordert, die internationale Gemeinschaft - auch Deutschland - reagierte viel zu langsam. Also holte die Bundesregierung den erfahrenen Diplomaten und Afrika-Kenner von seinem Posten als Botschafter in Venezuela nach Berlin. "Damals hatten wir eine Apokalypse vor Augen", sagt Lindner, der in dieser schwierigen Lage die deutsche Hilfe koordinieren sollte. Bis zu einer Million Infizierte bis Ende 2014 - das sei die furchtbare Prognose gewesen.

Dramatische Zustände

Lindner brach umgehend auf in die liberianische Hauptstadt Monrovia - es war die erste von sieben Reisen in die Region. "Dort lagen die Menschen sterbend vor den Behandlungszelten." Taxis seien vorgefahren und Kranke herausgestoßen worden, "das waren schlimme Zustände". Betten und Behandlungskapazitäten hätten überhaupt nicht ausgereicht, erinnert sich Lindner, bis sie mit internationaler Hilfe aufgestockt worden seien.

Neben 195 Millionen Euro Soforthilfe stellte Deutschland "Transall"-Flugzeuge der Bundeswehr zur Verfügung, mit denen Material und Ausrüstung über die senegalesische Hauptstadt Dakar in die Region transportiert wurde. Angesichts der größtenteils eingestellten Linien-Flüge sei die Luftbrücke mit mehr als 330 Flügen "ein Riesen-Erfolg" gewesen, bilanziert der Ebola-Beauftragte. Auch die Fachleute des Technischen Hilfswerks hätten vielerorts wichtige Hilfe leisten können. Und nicht zuletzt habe der speziell ausgebaute "MedEvac"-Airbus der Bundeswehr für die mehr als 300 freiwilligen deutschen, aber auch für die internationalen Helfer im Krisengebiet bereitgestanden. Angesichts von fast 11.000 Ebola-Toten und der späten Reaktion der internationalen Gemeinschaft will Lindner diese Erfolge aber im Lichte einer generellen "Demut und Bescheidenheit" betrachtet wissen.

Walter Lindner, Ebola-Beauftragter der Bundesregierung, Foto: DW
Der Ebola-Beauftragte Walter LindnerBild: DW/M. Luy

Besser gewappnet für künftige Krisen

Bei den Vereinten Nationen läuft bis Ende des Jahres die Analyse der Fehler, die die internationale Gemeinschaft im Zuge der Ebola-Krise gemacht hat. Dafür hält sich Lindner, der im Sommer als neuer deutscher Botschafter nach Südafrika gehen soll, weiter zur Verfügung. Schließlich sei die Bewältigung der Ebola-Epidemie "völliges Neuland" gewesen, und die neu erworbenen Kenntnisse und Kompetenzen sollten möglichst nicht verloren gehen. Es sei sinnvoll, einen Pool von medizinisch geschultem Personal aufzubauen und nationale Fähigkeiten wie den Airbus "MedEvac" für das Katastrophenschutz-Management der EU anzumelden, sagt der Diplomat. Den betroffenen Ländern werde Deutschland weiter zur Seite stehen. Darum kümmert sich künftig eine neue Abteilung im Auswärtigen Amt, die Krisen frühzeitig erkennen und die entsprechende Hilfe bereitstellen soll.