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Echo 2018: Glamour, Glitzer und Gangsta-Rap

12. April 2018

Zum 27. Mal wurde der begehrte Echo verliehen. Mit internationalen Stars und effektvollen Auftritten feierte sich die Musikbranche selbst. Doch der Glamour der Festgala konnte den Skandal um Kollegah nicht überdecken.

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Kollegah beim Echo in Berlin.
Kollegah bei seinem Campino-Konter: Die Zeichnung des Toten Hosen-Sängers wolle er "für den guten Zweck versteigern"Bild: Reuters/A. Schmidt

Es sollte die Musikparty des Jahres sein, das Klassentreffen der Besten in der Branche, bei dem neue Lieder präsentiert werden und internationale Stars den Glamour-Faktor um ein Vielfaches steigern sollen. Doch der Auftritt der Rapper Kollegah und Farid Bang hat für trübe Stimmung und Buh-Rufe auf der Preisverleihung gesorgt.

Echo für das umstrittene Rapper-Duo

"Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen", heißt es im Lied "0815" der Rapper Kollegah und Farid Bang. Ihr Album "Jung, brutal, gutaussehend 3" wurde trotz dieser Textzeile für den Echo in der Kategorie "Album des Jahres" nominiert. Für die testosterongeladene, aggressive und angriffslustige Musik scheint es ein großes Publikum zu geben, denn ihr Album erhielt Gold-Status bereits einige Tage vor der Veröffentlichung, die Lieder belegten vordere Chartplätze, unter anderem bei Spotify. Bei einem Musikpreis, wo sich die Nominierung hauptsächlich nach Verkaufszahlen richtet, war es wohl nicht möglich, das Rapper-Duo zu ignorieren.

Die Toten Hosen wurden mit dem Echo "Rockband Intrenational" ausgezeichnet
Die Toten Hosen wurden mit dem Echo "Rockband National" ausgezeichnetBild: REUTERS

Doch das blieb auf der Echo-Bühne nicht unkommentiert: Starke Worte kamen von Campino, Frontmann der Toten Hosen, der mit dem Echo in der Kategorie "Rockband National" geehrt wurde. Zensur sei nicht die Lösung, aber er hoffe, dass man durch die Debatte zu einem neuen Bewusstsein komme, was für Provokation noch erträglich sei. "Das Stück, über das sich alle streiten, kommt aus dem Battle-Rap, wo es darum geht, sich gegenseitig zu toppen. Wenn man das bedenkt, relativiert sich alles. Wir sollten keinen tieferen Sinn suchen, wo es keinen Sinn gibt", sagte Campino, der für seine Rede viel Applaus bekam.

Als Kollegah und Farid Bang schließlich den Preis in der Kategorie "Hip-Hop National" entgegennahmen, konterte Kollegah. In seinen Augen habe sich Campino als "moralische Instanz" aufgespielt. Dafür erntete der Musiker laute Buh-Rufe und Pfiffe aus dem Publikum.

Live-Acts mit internationalem Flair  

Internationale Starts wie Rita Ora und Jason Derulo sorgten mit ihren Live-Auftritten für das pure Glamour-Feeling und heizten das Publikum an - sowohl bei der Show als auch in den sozialen Netzwerken kamen sie gut an.

Jason Derulo auf der Echo-Bühne
Jason Derulo auf der Echo-BühneBild: Reuters/A. Schmidt

Über einen Echo konnte sich die aus Frankfurt am Main stammende Sängerin Alice Merton freuen. Das letzte Jahr sei das krasseste ihres Lebens gewesen, freute sich die junge Musikerin. Die deutsche Band aus Kassel Milky Chance gewann in der Kategorie "Band Pop National".

"Richtig Bock, heute mal so einen Echo zu gewinnen", hatte Mark Forster im Vorfeld gesagt. Und er hat es geschafft, in der Kategorie "Künstler Pop national" - oder wie die Laudatorin sagte "Nette junge Männer, die schöne Lieder singen und aussehen wie mein Bruder. Und Peter Maffay".

Wenig Begeisterung auf den sozialen Kanälen

In den sozialen Netzwerken gab es neben Lob und Freude für die Echo-Preisverleihung auch Kritik. Den Hashtag #ichguckECHO haben viele Twitter-User mit einem "nicht" erweitert und vor allem die Nominierung des Rapper-Duos kritisiert. 

Der Echo im neuen Gewand

In diesem Jahr sollte alles besser laufen: Nach dem Zuschauertief im vergangenen Jahr wollten die Veranstalter die Gala aufpeppen, den Staub abschütteln, moderner machen, das Publikum vor den Bildschirmen fesseln - und die Einschaltquoten nach oben treiben. Dafür dachten sich die Verantwortlichen neue Regeln aus: In diesem Jahr gab es keine Moderatoren im klassischen Sinne, sondern ganz viele Laudatoren, darunter einige Gewinner des Abends, die die Preise überreichten - frei nach dem Motto "Von Musikern für Musiker". Wer den Preis mit nach Hause nehmen darf, entscheiden wohl nicht mehr ausschließlich die Verkaufszahlen, sondern eine Fachjury aus 550 Mitgliedern. Außerdem kamen überdurchschnittlich viele Weltstars in die deutsche Hauptstadt, und die Live-Auftritte von Rita Ora, Jason Derulo und Helene Fischer sorgten für viel Stimmung.

Der Musikpreis wird seit 1992 von dem Kulturinstitut des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI) verliehen. Mit der Auszeichnung werden jährlich die besten und erfolgreichsten Leistungen nationaler und internationaler Musikerinnen und Musiker geehrt. In diesem Jahr wurde der Echo in 22 Kategorien vergeben.

DW Mitarbeiterportrait | Rayna Breuer
Rayna Breuer Multimediajournalistin und Redakteurin