Effekt Ratzinger
6. April 2007Nach zweitägigem Dauerregen hat es Petrus rechtzeitig zum Auftakt der Osterfeierlichkeiten gut mit Rom und dem Vatikan gemeint: Vor dem Petersdom tummelten sich bereits am Morgen des Gründonnerstag (5.4.2007) bei sonnigem Wetter und frühlingshaften Temperaturen zahlreiche Touristen, während im Petersdom der Papst in sein österliches Mammutprogramm startete. Nachdem Benedikt XVI. bereits am Morgen eine erste Messe zelebriert hatte, bei der die heiligen Öle für Taufen und Firmung geweiht wurden, folgte am Abend ein erster Höhepunkt der Feierlichkeiten: Die traditionelle Fußwaschung.
In der voll besetzten mächtigen Basilika reinigte das Kirchenoberhaupt dabei zwölf Männern die Füße, so wie Jesus vor dem letzten Abendmahl seinen Jüngern die Füße wusch. Die Zeremonie ist alljährlich eine Geste der christlichen Demut und Barmherzigkeit.
Touristen-Magnet
Aus aller Welt sind wieder Touristen zu den Feiertagen nach Rom gereist - in diesem Jahr wahrscheinlich mehr als jemals zuvor, berichteten Medien. Allein am Wochenende sollen es rund 600.000 werden. Aus Deutschland würden immerhin elf Prozent mehr Besucher erwartet als im vergangenen Jahr, berichtete die Zeitung "La Repubblica": "Effekt Ratzinger", hieß es mit Blick auf den deutschen Papst. Aber auch aus Spanien reise zur "semana santa" (heiligen Woche) ein wahrer Strom von Touristen nach Rom, hieß es. Viele Besucher wollen den Papst einfach einmal aus der Nähe erleben.
Die Hände reiben sich unterdessen die Hotelbesitzer: "Volles Haus" heißt es in Rom allerorts, im Stadtzentrum noch ein bezahlbares Zimmer zu ergattern, scheint fast unmöglich. Selbst die 5-Sterne- Nobelschuppen haben um die Osterzeit keine Probleme, ihre Suiten zu vermieten.
Papst im Dauereinsatz
Für den Heiligen Vater herrschen vom Gründonnerstag bis zum Ostersonntag anstrengende Tage, gleich mehrmals muss er dabei Nachtschichten einlegen. Der wohl bewegendste Termin ist die "Via Crucis" - der Kreuzweg. Vor der herrlichen Kulisse des Kolosseums werden dabei am Karfreitag wieder Zehntausende die religiöse Prozession im Schein von Fackeln verfolgen.
Kaum 24 Stunden später wird Benedikt ab zehn Uhr abends die österliche Nachtwache im Petersdom zelebrieren. Das Osterlicht wird entzündet, das Gotteshaus wird langsam heller - ein besonders stimmungsvoller Augenblick. Am Sonntag steht der Segen "Urbi et Orbi" auf dem Programm, bei dem der Kirchenführer wieder Ostergrüße in alle Welt sendet. Petrus soll es auch dabei gut mit Rom und dem Vatikan meinen - sagen zumindest die italienischen Meteorologen.
Orthodoxe in Israel
In Israel feierten am Donnerstag hunderte griechisch-orthodoxe Gläubige zusammen mit dem Patriarchen Theophilos III. ebenfalls die Fußwaschung. Die Zeremonie sei wichtig, da sie an die Demut Christi und an die Nächstenliebe erinnere, erklärte der Patriarch in Jerusalem. Am Ostersonntag feiern die Orthodoxen die so genannte Feuerzeremonie in der Grabeskirche. An einer Flamme, die nach Überzeugung vieler Gläubiger durch ein Wunder entfacht wurde, zünden die Pilger ihre eigenen Fackeln und Kerzen an. Gläubige sehen in der gut 1200 Jahre alten Zeremonie ein Zeichen der Verbundenheit der rund 200 Millionen orthodoxen Christen.
Bischof Huber zum Karfreitag
Der Kreuzestod Jesu hat nach den Worten des Berliner Bischofs und EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber weltumspannende Bedeutung. Niemand könne mit gutem Grund behaupten, er habe mit dem Geschehen am Kreuz nichts zu tun. Vielmehr würden felsenfeste Sicherheiten ins Wanken geraten und Grenzen aufbrechen, betonte Huber in seiner Predigt zum Karfreitag (6.4.2007) in der Berliner Marienkirche nach einem vorab verbreiteten Text. (mas)