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Bernal schreibt Tour-Geschichte

29. Juli 2019

Die Entscheidung ist gefallen. Egan Bernal sichert sich als erster Kolumbianer den Gesamtsieg bei der Tour de France. Doch damit nicht genug - Bernal steigt zudem in einen ganz besonderen Kreis auf.

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Tour de France  20. Etappe Egan Bernal
Bild: Reuters/G. Fuentes

Kurz vor der Zieldurchfahrt legte der kolumbianische Reporter noch ein paar Dezibel drauf. Er kommentierte die Zieldurchfahrt von Egan Bernal live und verbreitete die Botschaft über den wohl ersten kolumbianischen Tour-de-France-Sieger in der Welt. "Campeón del tour de Francia" rief er immer wieder in sein Mobiltelefon. Wenige Meter weiter bahnte sich der erst 22-jährige Radprofi seinen Weg durch Fotografenmassen und wartende Journalisten. Gefeiert von Hunderten Fans, die am Seitenrand auf die Ankunft von Bernal gewartet hatten, war Geraint Thomas einer der ersten Gratulanten.

"Es ist unglaublich", sagte Thomas auf der Pressekonferenz nach dem Rennen. "Ich habe ihm gesagt, dass er es genießen soll. Er soll keine Angst haben zu weinen, echte Männer dürfen auch weinen." Gerechnet habe der Vorjahressieger mit einem Sieg von Bernal bei dieser Rundfahrt zwar nicht, gab aber zu: "Egan ist geboren, um schnell Berge hoch zu fahren. Er hat das beste Team um sich herum und sicher noch viele erfolgreiche Jahre vor sich."

Die letzte Etappe am Sonntag wurde für den Kolumbianer zur Triumphfahrt. Zum ersten Mal in der Tour-Geschichte hat ein Lateinamerikanischer das begehrte Gelbe Trikot gewonnen. Dementsprechend wurde mit Champagner und vielen Gratulanten auf dem Weg nach Pars gefeiert. "Es ist ein schönes Gefühl, ich bin sehr stolz. Kolumbien hat es verdient", sagte Bernal. "Ich möchte das mit meiner Familie auskosten und dann erst einmal nach Hause. Ich war lange nicht mehr dort. Ich brauche Zeit, um all das zu erarbeiten."

Bernal wollte eigentlich Journalist werden

Als er 2005 aufs Fahrrad stieg hat er sicher nicht damit gerechnet 14 Jahre später die Tour de France zu gewinnen. Eigentlich wollte der Kolumbianer Journalist werden und begann ein entsprechendes Studium. Letztlich entschied sich Bernal - wohl auch gedrängt von seinem Vater, der ebenfalls Radprofi war - aber für den Sport. 2014 feierte er erste Erfolge auf dem Mountainbike. Zum ersten Mal sorgte er dann bei der letzten Frankreich-Rundfahrt für weltweites Aufsehen als er den 15. Platz belegte.

Tour de France - The 59.5-km Stage 20 from Albertville to Val Thorens
Anerkennendes Schulterklopfen vom Vorjahressieger: Egan Bernal (l.) und Geraint ThomasBild: REUTERS

In diesem Frühjahr gewann er dann mit 22 Jahren den Frühjahrsklassiker Paris-Nizza vor seinem bekannten Landsmann Nairo Quintana und auch noch die Tour de Suisse. Nicht wenige hatten ihn nach diesen Achtungserfolgen auch auf dem Zettel für die Tour in diesem Jahr. Allerdings war ihm zu Beginn noch eine andere Rolle im Team Ineos zugeteilt. Mit Geraint Thomas und Chris Froome, der sich vor der Rundfahrt verletzte, hatte er gleich zwei Top-Fahrer vor der Nase, die ums Gelbe Trikot fahren sollten. Doch Bernal setzte sich durch, fuhr konstant, taktisch klug und überholte letztlich auch seinen Teamkollegen Thomas.

Egan Bernal als Trikotsammler

Bernal ist am Sonntag zum drittjjüngsten Toursieger der Geschichte geworden - und zum jüngsten seit 110 Jahren. Doch damit nicht genug, denn neben dem Gesamtsieg hat er sich auch das Weiße Jersey für den besten Jungprofi gesichert - viel mehr geht also nicht. "Ich kann gar nicht sagen, was ich alles fühle. Das sind gerade so unfassbar viele Emotionen."