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Egyptair MS804: Feuer vor dem Absturz?

20. Mai 2016

Die Hinweise seien eindeutig, sagt Luftfahrtexperte van Beveren der DW. Die Bordelektronik des Airbus A320 habe Rauch registriert. Kurz danach stürzte das Flugzeug der Egyptair mit 66 Menschen ins Mittelmeer.

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Suche nach dem Wrack der EgyptAir MS804 (Foto: picture alliance)
Bild: picture-alliance/dpa/H. Rimmer/BRITISH MINISTRY OF DEFENCE

"Es gab ein Feuer an Bord", ist sich Tim van Beveren sicher. "Das System sendete sehr deutliche Meldungen." Demnach wurde zunächst Rauch aus einer Bordtoilette gemeldet, aber schon eine Minute später habe das Feuer bereits auf die Bordelektronik übergegriffen. Das Flugzeug habe die Rauchwarnung wenige Minuten vor dem Absturz über das satellitengestützte Kommunikationssystem ACARS abgesetzt, sagte der Luftfahrtexperte der Deutschen Welle. Und wo Rauch sei, gebe es auch ein Feuer.

Die Absturzursache gibt demnach neue Rätsel auf. Der Airbus A320 mit der Flugnummer MS804 war am frühen Donnerstagmorgen mit 66 Menschen an Bord auf dem Weg von Paris nach Kairo abgestürzt. Das ägyptische Militär fand bislang lediglich Körperteile von Insassen und Wrackteile im Mittelmeer. Demnach wurden die Gegenstände rund 290 Kilometer nördlich der ägyptischen Küstenstadt Alexandria im Wasser entdeckt.

Mannschaften des Militärs aus Ägypten suchen mit der Hilfe von Griechenland und Frankreich nach dem Wrack des Airbus 320 und dessen Flugschreiber. Von diesem erhoffen sich die Ermittler Aufschluss über die Absturzursache. Die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) teilte ihrerseits mit, einer ihrer Satelliten habe im Mittelmeer eine Ölspur 40 Kilometer südwestlich vom letzten bekannten Standort des Flugzeugs gefunden.

Terroranschlag oder nicht?

Der Egyptair-Flug MS804 war auf dem Weg von Paris nach Kairo, als die Maschine in der Nacht zum Donnerstag zwischen der griechischen Insel Karpathos und dem ägyptischen Festland vom Radar verschwand.

Ein Screenshot der Internetseite von flightradar24.com zeigt die Route des Airbus (Foto: dpa)
Ein Screenshot der Internetseite von flightradar24.com zeigt die Route des AirbusBild: picture-alliance/dpa/Kflightradar24.com

Unter den 56 Passagieren an Bord waren 30 Ägypter, 15 Franzosen und weitere ausländische Passagiere unter anderem aus Kanada und Großbritannien. Zudem waren sieben Besatzungsmitglieder und drei Sicherheitsleute an Bord.

Die ägyptische Regierung hält einen Terroranschlag für die wahrscheinlichste Ursache. Auch Luftfahrtexperten sehen die Möglichkeit einer Explosion, weil der Crew offenbar keine Zeit blieb, einen Notruf abzusetzen. Die französische Regierung warnt dagegen vor voreiligen Schlüssen. Es gebe weiterhin "absolut keinen Hinweis" auf die Umstände des Unglücks, betont Frankreichs Außenminister Jean-Marc Ayrault. Alle Hypothesen zur Absturzursache müssten gleichrangig behandelt werden.

Airbus-Experten unterstützen Ermittlungen

Experten des Flugzeugbauers Airbus und der französischen Behörden reisten nach Kairo, um bei den Ermittlungen zu helfen. Ayrault kündigte an, am Samstagvormittag Angehörige der Opfer des Unglücks in seinem Ministerium zu empfangen sowie Botschafter der Länder, aus denen die Opfer stammten. Er wolle "so viele Informationen wie möglich" zum Absturz des Flugzeugs geben. In einem Hotel nahe des Kairoer Flughafens versammelten sich Angehörige der Passagiere.

Nach Angaben der griechischen Behörden war die Maschine vor dem Verschwinden vom Radarschirm zwei scharfe Kurven geflogen und um rund 6700 Meter abgesackt. Das Flugzeug war zuletzt um 02.29 MESZ vom Radar der griechischen Luftverkehrskontrolle erfasst worden. Einen Notruf setzte die Crew nicht ab. Die letzte Kommunikation mit dem Piloten gab es wenige Minuten vor dem Verschwinden des Flugzeugs. Dabei habe der Pilot "kein Problem erwähnt", teilt die griechische Flugaufsicht mit

Egyptair: Suche im Mittelmeer

Meldungen vom "Feuerball" nicht bestätigt

Weder die griechische Küstenwache noch die Marine konnten Berichte bestätigen, wonach eine Schiffsbesatzung in dem Gebiet einen "Feuerball" im Himmel gesichtet habe. Der Chef der griechischen Flugaufsichtsbehörde, Konstantinos Litzerakos, erklärte, bei einer Explosion wären die Trümmerteile über ein großes Gebiet verteilt.

Eine Frau weint um die Opfer des abgestürzten Egyptair-Flugs am Kairoer Flughafen (Foto: picture-alliance)
Angehörige der Passagiere können das Unglück nur schwer fassenBild: picture-alliance/AA/A. Ahmed

Vor sieben Monaten war ein russischer Passagierjet nach einer Bombenexplosion an Bord über der ägyptischen Sinai-Halbinsel abgestürzt, alle 224 Insassen kamen dabei ums Leben. Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" bekannte sich zu dem Anschlag. Sowohl in Frankreich als auch in Ägypten haben die Extremisten bereits schwere Anschläge verübt.

rb/cw/qu (dw, dpa, afp, rtr)