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Ein Jahr Infantino: Fifa feiert sich selbst

24. Februar 2017

Nach genau einem Jahr im Amt muss sich Fifa-Präsident Gianni Infantino derbe Kritik gefallen lassen. Zwar ist es unter ihm ruhiger geworden um den Fußball-Weltverband - doch die nächste Zerreißprobe steht kurz bevor.

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FIFA - Gianni Infantino
Bild: picture-alliance/dpaE. Leanza

Gianni Infantino reist rund um sein Jubiläum munter um die Welt. Nach Kurzbesuchen in Katar und Südafrika flog der FIFA-Präsident am Donnerstag zu einer Geburtstagsfeier nach Simbabwe - und der Schweizer, der am Sonntag genau ein Jahr im Amt ist, war trotz aller Kritik am Fußball-Weltverband in Feierlaune. Nach seinem überraschenden Wahlerfolg beim außerordentlichen Wahlkongress am 26. Februar 2016 sieht der jüngste FIFA-Boss der Nachkriegszeit den lange bedenklich taumelnden Weltverband wieder auf Kurs.

Seine Presseabteilung verschickte vor dem Jahrestag ein 50 Seiten dickes Hochglanzdokument als Zwischenbilanz ihres Regenten. "Was mich an den vergangenen Monaten am meisten erfreut hat, ist zu sehen, wie die Ideen, Absichten und Regularien Realität geworden sind im Alltag der Fußball-Administration", wird der 46-Jährige in dem Prospekt von seiner Marketingabteilung zitiert.

Tatsächlich kann Infantino sich auf die Fahne schreiben, dass es zumindest in der Weltöffentlichkeit deutlich ruhiger um die milliardenschwere FIFA geworden ist. Seit über einem Jahr wurde niemand mehr im Bett eines Schweizer Luxushotels verhaftet und in Abschiebehaft gesetzt, kein Funktionär aus der aktuellen Führungsetage lebenslang gesperrt. Allerdings wurde gerade wegen der schier unglaublichen Vorgänge der vergangenen Jahre die Toleranzgrenze für "FIFA-Skandale" deutlich nach oben gesetzt.

"Klima der Angst"

Ist die FIFA nach den langen Jahren des Korruptions-Wahnsinns im Funktionärs-Selbstbedienungsladen unter Blatter also wieder auf Kurs? Mitnichten - sagen die Kritiker. Jenseits der schönen Schautafeln ist Infantinos Bilanz nach einem Holperstart rund um den Kongress im Mai 2016 in Mexiko inklusive der Inthronisierung der im Fußball-Business völlig unerfahrenen Fatma Samoura als Generalsekretärin keineswegs makellos. Das Medienecho ist verhalten bis skeptisch. Und FIFA-intern gibt es zahlreiche Stimmen, die hinter vorgehaltenen Händen von einem "Klima der Angst" berichten und Infantino als "Alleinherrscher" und "Macho" beschreiben. Offen sagt das allerdings kaum jemand.

Hans-Joachim Eckert
Schaut genau hin: Die Ethikkommission mit Hans-Joachim Eckert Bild: picture-alliance/dpa/Walter Bieri

Für hitzige Diskussionen, allerdings nur in Europa, sorgte auch der Anfang Januar beschlossene "Mega-WM" mit 48 statt 32 Teams, die Infantino im Wahlkampf versprochen hatte. Außerdem kommt Infantinos erste große Bewährungsprobe ja auch erst noch. Beim nächsten FIFA-Kongress in Bahrain (11. Mai) müssen die Mitglieder der unabhängigen Kommissionen bestätigt werden - auch die der Governance- und Prüfungskommission mit DFB-Präsident Reinhard Grindel und der Ethikkommission mit dem deutschen Richter Hans-Joachim Eckert.

Ethiker sind der Fifa ein Dorn im Auge

Gerade die Ethiker, Eckert und Chefermittler Cornel Borbely, die im Sommer auch gegen Infantino vorgingen, sind vielen beim Weltverband ein Dorn im Auge, weil sie, wie bei Blatter und Michel Platini, vor niemandem Halt machen. Sowohl Eckert als auch Borbely wollen aber im Amt bleiben - eine Abberufung in Bahrain wäre deshalb ein deutliches Zeichen dafür, dass sich an der Spitze schon wieder einer die FIFA so macht, wie sie ihm gefällt.

Während der Präsident also auf Reisen ist und kräftig Werbung für die neue FIFA und sich selbst macht, ist die Stimmung in der Zentrale in Zürich zudem alles andere als euphorisch. Rund 80 Mitarbeiter haben den Weltverband seit Infantinos Amtsantritt verlassen (müssen). Insider berichten von großer Unsicherheit, auch unter den langjährigen Mitarbeitern in der Machtzentrale. Niemand weiß, wo der Rotstift als nächstes angesetzt wird.

jhr/jw (mit sid, dpa)