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Mann der leisen Töne

11. November 2009

Der Selbstmord des Nationaltorwarts Robert Enke ist eine Tragödie und hinterlässt viele Fragen. Menschen wie Enke gehen im Fußballzirkus leicht unter, meint Deutsche Welle-Sportredakteur Stefan Nestler.

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Die Nachricht über einen Selbstmord schockt - und das immer. Unwillkürlich taucht die Frage auf: War der Tod dieses Menschen wirklich nicht zu verhindern? Hat er uns vielleicht Signale seiner Verzweiflung geschickt, die wir übersehen oder überhört haben? Plötzlich stehen wir vor dem Scherbenhaufen eines Lebens und stellen uns die Frage nach dem Warum.

Robert Enke war keiner der Fußball-Profis, die jedes Mikrofon suchen, um aller Welt kundzutun, wie wichtig sie sind. Er war auch kein Exzentriker zwischen den Pfosten, wie so viele andere Torleute. Enke wirkte stets zurückhaltend und höflich, ein Mann der leisen Töne. Nicht selten wurde ihm sein Charakter als Nachteil ausgelegt. Enke solle doch gefälligst seine Ansprüche, die Nummer eins im deutschen Tor zu werden, offensiv und lautstark vertreten, hieß es. Doch so einer war Enke eben nicht.

Im großen Fußballzirkus gehen Menschen wie er leicht unter. Hier zählen nur Tore, Punkte, Meisterschaften. Gefeiert werden die Gewinner. Für die Verlierer bleibt häufig nur ein müdes Lächeln. Wer Millionen im Jahr verdient, so die landläufige Meinung, braucht sich ja wohl nicht zu grämen. Dabei war bei Robert Enke beileibe nicht alles rund gelaufen, weder im Sport, noch im Leben. Bei einigen ausländischen Clubs, bei denen er anheuerte, etwa beim großen FC Barcelona, saß der Torwart fast nur auf der Bank. Und jetzt, als er endlich Fuß gefasst zu haben schien und als Deutschlands bester Keeper gehandelt wurde, stoppte ihn eine Krankheit. Fast banal wirkt das Auf und Ab in seiner sportlichen Karriere allerdings gegen den privaten Schicksalsschlag, von dem Enke 2006 getroffen worden war: dem Tod seiner zweijährigen Tochter. Wir werden nie erfahren, ob die Tragödie dort ihren Anfang nahm oder früher oder später. Der Torwart Robert Enke wurde bis ins Detail ausgewertet und analysiert. Den Menschen Robert Enke kannte die Öffentlichkeit kaum. Jetzt fehlt er.

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Dirk Eckert