Ein neuer Präsident für Nordzypern
19. April 2015Knapp 177.000 Bewohner des Nordens von Zypern waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Nach ersten Teilergebnissen liegt Amtsinhaber Dervis Eroglu (Artikelbild) mit gut 28 Prozent der Stimmen zwar vorne, wie der staatliche Sender BRT berichtete. Die für einen Sieg in der ersten Wahlrunde notwendige absolute Mehrheit würde Eroglu damit aber weit verfehlen. Dicht hinter Eroglu ist demnach mit knapp 27 Prozent der frühere Bürgermeister des türkischen Teils von Nikosia, Mustafa Acinci. An dritter Stelle folgt Parlamentschefin Sibel Siber mit knapp 23 Prozent. Gleich wer die Wahl gewinnt, der künftige Präsident wird weiter um den zukünftigen Status des Inselteils und um die Beziehung zu den griechischen Zyprern ringen müssen.
Zypern ist seit einem griechisch-zyprischen Putsch und einer anschließenden türkischen Militärintervention 1974 geteilt. Die 1983 ausgerufene Türkische Republik Nordzypern wird nur von Ankara anerkannt. Etwa tausend UN-Blauhelme überwachen die Waffenstillstandslinie, die durch Europas letzte geteilte Hauptstadt Nikosia verläuft. Im Norden der Insel sind zehntausende türkische Soldaten stationiert. Die Republik Zypern trat 2004 der Europäischen Union und dem Euro bei. Völkerrechtlich ist die gesamte Mittelmeerinsel Mitglied der EU.
Neue Verhandlungen über eine Wiedervereinigung
Einen UN-Plan zur Wiedervereinigung hatten die griechischen Zyprer im April 2004 mehrheitlich abgelehnt, während die meisten türkischen Zyprer dafür stimmten. Die Verhandlungen unter Leitung der Vereinten Nationen für eine Wiedervereinigung waren zuletzt ausgesetzt, sollen aber nach Angaben des UN-Sonderbeauftragten für Zypern, Espen Barth Eiden, bald wieder aufgenommen werden. Einen Termin nannte er jedoch nicht. Der Außenminister Nordzyperns, Özdil Nami, sagte, er rechne mit dem Beginn der Gespräche im Mai.
Im Wahlkampf wurde Präsident Eroglu eine große Nähe zu Ankara vorgeworfen, doch Beobachter zweifeln daran, dass dies sich ändern wird, falls Siber oder Akinci die Wahl gewinnen sollten. Zu groß ist die Abhängigkeit von der türkischen Regierung.
qu/fab(afp, dpa)