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Osaka triumphiert bei den Australian Open

20. Februar 2021

Naomi Osaka triumphiert zum zweiten Mal bei den Australian Open. Die Favoritin hat im Endspiel gegen die US-Amerikanerin Jennifer Brady keine Mühe und feiert den vierten Grand-Slam-Titel ihrer Karriere.

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Australien | 2021 Australian Open Tennis | Naomi Osaka
Bild: Sydney Low/Zumawire/imago images

Nach einer Stunde und 17 Minuten war es geschafft: Naomi Osaka nutzte in einem einseitigen Finale der Australian Open ihren Matchball zum 6:4, 6:3-Sieg gegen die klar unterlegene Jennifer Brady aus den USA - bezeichnenderweise war es ihr erster Matchball. Die Zuschauer in der Rod Laver Arena in Melbourne applaudierten, aber weder sie noch Osaka drohten dabei, in Extase zu verfallen. Zu routiniert hatte die Japanerin das Spiel gegen die an 22 gesetzte Außenseiterin dominiert. Spätestens als Osaka beim Stand von 4:0 im zweiten Satz zum 5:0 servierte, war wohl allen klar, wer in diesem Jahr die Trophäe beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres mitnehmen würde. Das Aufschlagspiel verlor sie zwar und mit dem ersten Break flammte aus Sicht von Brady nochmal so etwas wie Hoffnung auf, doch wenige Minuten später war das Finale vorbei. 

Stunde des Triumphs

Einseitig und selten hochklassig, aber dennoch war es ein besonderes Finale. Denn ob und wie die Australian Open stattfinden könnten, war lange unklar. Der Sieg Osakas vor tausenden Zuschauern beim um drei Wochen nach hinter verschobenen Turnier ist auch ein Triumph für Australien, die Stadt Melbourne, die im vergangenen Jahr über Monate durch einen harten Lockdown gegangen war und für Turnierveranstalter Tennis Australia. 

Australien | 2021 Australian Open Tennis | Naomi Osaka
Dach offen, Zuschauer im Stadion: Das Finale wirkte fast wie ein "normales" Australian-Open-FinaleBild: Dave Hunt/AAP/imago images

Schon vor dem Männer-Finale zwischen Titelverteidiger Novak Djokovic und Daniil Medvedev ist klar: Die Australian Open haben es geschafft, eines der wichtigsten Tennis-Turniere der Welt in Zeiten einer weltweiten Pandemie durchzuführen. Besonders der Umstand, dass nach einem zwischenzeitlichen Zuschauerausschluss wegen eines Kurzlockdowns In Melbourne beim Finale, wie auch schon bei den Halbfinals, Zuschauer auf den Rängen Platz nahmen, ist ein Zeichen des Erfolgs. Die Bilder, die aus Melbourne um die Welt gehen, zeigen ein Finale in einem fast vollen Stadion - der Tennissport triumphiert zumindest für den Moment über die Pandemie.   

Australien | 2021 Australian Open Tennis | Naomi Osaka Craig Tiley
Turnierdirektor Craig Tiley beglückwünscht OsakaBild: Patrick Hamilton/AFP

"Gut gemacht", sagte die Vertreterin des australischen Bundesstaats Victoria, in dessen größter Stadt Melbourne seit 1972 die Australian Open stattfinden ins Mikrofon auf dem Platz der Rod Laver Arena. Gemeint waren damit viele. Zum einen das Turnier rund um Direktor Craig Tiley, der sichtlich zufrieden neben der Siegerin stand. Zum anderen aber auch die lokalen Behörden und die Politik, deren Maßnahmen und Quarantäneregelungen das Turnier unter strengen Hygienevorschiften möglich machten. Und nicht zuletzt die souveräne Siegerin Naomi Osaka. 

Schlüsselduell gegen Williams 

Die Japanerin beendet das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres damit zum zweiten Mal nach 2019 als Siegerin. Ihre zwei US-Open-Titel (2018/2020) dazugerechnet, liegt Osaka nun bei vier Grand-Slam-Titeln insgesamt. Die 23-Jährige stößt damit in den elitären Kreis von bislang sechs aktiven Tennis-Profis mit vier Grand-Slam-Siegen oder mehr. Neben Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic bei den Männern sind das die Belgierin Kim Clijsters die Schwestern Venus und Serena Williams und eben Osaka. 

Australian Open: Day 11 Serena Williams 2021
Osaka feiert in ihrem zweiten Grand-Slam-Duell mit Idol Serena Williams den zweiten SiegBild: Icon Sportswire/Getty Images

Ihr Vorbild Serena Williams hatte Osaka souverän im Halbfinale ausgeschaltet. Der 6:3, 6:4-Sieg gegen die 23-fache Grand-Slam-Gewinnerin aus den USA war Osaka schon fast ein bisschen unangenehm. "Sie ist die Favoritin", hatte die Japanerin vor dem Duell mit der Spielerin, die sie immer wieder als ihr großes Idol bezeichnet, gesagt. Eine Meinung, die in der Tenniswelt eher nicht geteilt wurde, wahrscheinlich schwang in den Worten Osakas der tiefe Respekt und ihre Anerkennung für eine der erfolgreichste Spielerinnen in der Geschichte des Frauen-Tennis mit. 

Wachablösung hat begonnen

Osaka wird von vielen zugetraut, Williams als Dominatorin des Frauen-Tennis zu beerben. Die kraftvolle und physisch dominante Spielweise, die Williams auszeichnet, hat auch die 23-jährige in den USA aufgewachsene Japanerin, die das Frauen-Tennis wie Williams über lange Zeit prägen könnte. Und die Wachablösung hat mit den Australian Open 2021 und Osakas Sieg im Halbfinale der Generationen wohl endgültig begonnen. Williams, für emotionale und dramatische Auftritte bekannt, brach nach der Halbfinal-Niederlage gegen Osaka ihre Pressekonferenz unter Tränen und mit den Worten "ich bin weg" ab.

Australien Open Tennis Serena Williams
Tränen nach dem Halbfinal-Aus: Serena WilliamsBild: Rob Prezioso/AP Photo/picture alliance

Mehr denn je wird über ein mögliches Karriereende der 39-Jährigen spekuliert. Das Halbfinale gegen Osaka könnte der letzte Melbourne-Auftritt der Amerikanerin, die seit 2017 ihren 24. Grand-Slam-Titel anpeilt. Damit würde sie mit Rekordhalterin Margaret Court, nach der das drittgrößte Stadion der Anlage in Melbourne benannt ist, als erfolgreichste Spielerin der Geschichte gleichziehen. Einen Abschied kann man zumindest in ihre Worte hineininterpretieren. Zuvor hatte Williams vom "fantastischen australische Publikum" gesprochen - was ebenfalls etwas von Abschiedscharakter hatte. 

Vorbild nicht nur als Tennis-Spielerin

"Ich war ein kleines Kind, als ich sie spielen sah, und gegen sie auf dem Platz zu stehen, ist für mich ein Traum", hatte Osaka nach dem Sieg im Halbfinale gesagt. Zuvor hatte sie ihr Idol wie schon im US-Open-Finale 2018, als sie ihren Grand-Slam-Titel gewinnen konnte, chancenlos gelassen. "Ich möchte, dass sie für immer spielt. Da spricht das kleine Kind in mir", sagte Osaka über die 39-Jährige, gegen die sie neben der makellosen Grand-Slam-Bilanz von zwei Siegen in zwei Matches in insgesamt vier Matches bislang nur einmal verlor (2019 beim Rogers Cup in Kanada). 

Das "kleine Kind" existiert nur noch in den Erinnerungen der vierfachen Grand-Slam-Siegerin Naomi Osaka, die Gegnerin Jennifer Brady zur absoluten Randnotiz werden ließ. "Wie willst du eigentlich genannt werden - Jennifer oder Jenny?", fragte Osaka die Amerikanerin, während sie mit dem Pokal in den Händen am Mikrofon stand. Sicher nicht mit böser Absicht gesagt, aber es hatte wie zuvor die Vorstellung auf dem Platz einen Hauch von Demütigung. 

Brady ihrerseits gab nach ihrem ersten Grand-Slam-Finale die brave Gratulantin für Osaka, unterstrich aber auch ihre hohe persönliche Meinung von Osaka, die im Tennis als die Stimme einer neuen Generation gilt und sich immer wieder gegen Rassismus und Intoleranz positioniert. "Du bis eine Inspiration. Nicht nur als Tennisspielerin, sondern auch für die Jugend", sagte Brady. Osaka hatte beispielsweise während der US-Open 2020 für jedes Match eine neue Maske mit dem Namen von Opfern rassistischer Polizeigewalt in den USA getragen und in Zeiten der Unruhe in des USA Stellung für die "Black lives matter" Bewegung bezogen.

Wegen solcher politischer Botschaften gilt Osaka nicht nur als Botschafterin ihres Sports. Brady schloss mit den Worten "und du wirst immer besser" und landete damit einen der wenigen Volltreffer ab diesem Abend in Melbourne. Osaka selber verlor - typisch für sie - kaum Worte über sich selbst, ein paar über die Gegnerin und kam schnell zu ihrem nicht-sportlichen Fazit zu den Australian Open 2021: "Es ist ein Privileg, dass wir unseren Sport ausüben können", sagte die Siegerin und brachte damit auf den Punkt, was als Botschaft von den Australian Open 2021 ausgeht. Aus sportlicher Sicht war ihrer zuvor erfolgten Machtdemonstration auch einfach nichts mehr hinzuzufügen. 

DW Kommentarbild David Vorholt
David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion