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Ein Tag der Freude und des Gedenkens

Nina Werkhäuser10. November 2014

Mit einem großen Fest feierte Berlin den Mauerfall vor 25 Jahren. Ernstes Erinnern an die Mauertoten hatte ebenso Platz wie ausgelassene Freude über das Ende der Teilung.

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Ballon-Mauer vor dem Brandenburger Tor (Foto: Reuters)
Bild: REUTERS/View

"Glückliches Berlin, glückliches Deutschland - heute vor 25 Jahren fiel die Mauer." Mit diesen Worten eröffnete Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit den Festakt zum Gedenken an den Mauerfall. "Hunderttausende Menschen sind auf der Straße und feiern gemeinsam in einem Glücksgefühl - unglaublich."

Als Wowereit neben dem Bundespräsidenten und der Bundeskanzlerin Akteure der damaligen Zeit begrüßte, brandete Beifall auf im Konzerthaus am Gendarmenmarkt - Beifall für den früheren polnischen Arbeiterführer und späteren Präsidenten Lech Walesa, für den damaligen ungarischen Präsidenten Miklós Németh und für den in Berlin als "Gorbi" verehrten Michail Gorbatschow, der als sowjetischer Staats- und Parteichef der Wiedervereinigung zugestimmt hatte.

Gorbatschow ist Ehrenbürger der Stadt Berlin, die seit der Wiedervereinigung zum Symbol für Freiheit, Offenheit und Toleranz geworden ist. "Berlin steht seither dafür, dass das Unmögliche möglich wurde", beschreibt Klaus Wowereit das Lebensgefühl der deutschen Hauptstadt. "Die Offenheit für Neues ist der Treibstoff Berlins."

Michail Gorbatschow (Mitte) beim Festakt im Konzerthaus am Gendarmenmarkt (Foto: dpa)
Michail Gorbatschow (Mitte) beim Festakt im Konzerthaus am GendarmenmarktBild: picture-alliance/dpa/R. Michael

Von einem "magischen Moment in der Geschichte Deutschlands" sprach Martin Schulz in seiner Rede, der Präsident des Europaparlaments. "Kein Panzer rollte, kein Schuss fiel, kein Tropfen Blut floss." Dafür habe es keinesfalls eine Garantie gegeben, so Schulz. Das zeige den großen Mut jener DDR-Bürger, die 1989 für ihre Freiheit auf die Straße gingen. Sie seien Freiheitskämpfern auf der ganzen Welt bis heute ein Vorbild.

Am Sonntagmorgen hatten Vertreter von Bund und Ländern zunächst der 138 Mauertoten in Berlin gedacht. "Der Mauerfall hat uns gezeigt: Träume können wahr werden", sagte Kanzlerin Angela Merkel bei der Feier an der Mauer-Gedenkstätte in der Bernauer Straße in Berlin. "Wir können die Dinge zum Guten wenden, das ist die Botschaft des Mauerfalls," fügte Merkel hinzu. Dies gelte in diesen Tagen auch für andere Regionen wie die Ukraine, Syrien oder den Irak.

Bundeskanzlerin Angela Merkel steckt während einer Gedenkveranstaltung an der Mauergedenkstätte Bernauer Straße eine Rose in ein Stück Mauer (Foto: dpa)
Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einer Rose in der Mauer-Gedenkstätte an der Bernauer StraßeBild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

Eine Mauer aus Licht und ein großes Fest

Nicht nur die Repräsentanten des Staates gedachten am Sonntag des Mauerfalls vom 9. November 1989, sondern auch Hunderttausende Berliner und Besucher, die zum Bürgerfest am Brandenburger Tor kamen. Auf einer großen Bühne traten Stars wie Peter Gabriel und Udo Lindenberg auf. Den größten Zuspruch aber fanden die 7000 leuchtenden Ballons, die auf einer Länge von 15 Kilometern den Verlauf der Mauer nachzeichneten. Jeder der mit Helium gefüllten Ballons hatte einen Paten - und eine Botschaft.

Ballonpatin Maren Rademacher (Foto: DW)
Ballonpatin Maren RademacherBild: DW/N. Werkhäuser

"Grenzen sind da, um sie zu überwinden" - diese Botschaft hatte sich Ballonpatin Maren Rademacher überlegt. Die 20-jährige Brandenburgerin war noch nicht auf der Welt, als die Mauer fiel. "Für mich ist es selbstverständlich, dass ich überall hinreisen kann", sagte sie der DW. Durch die Mauer aus Licht habe sie bildlich erfahren, dass das nicht immer so war - aber auch, dass Grenzen friedlich überwunden werden können. Zu den Klängen von Beethovens "Ode an die Freude" stiegen die 7000 Ballons schließlich am Abend in den Berliner Nachthimmel auf, eine hoffnungsvolle Geste: Diese Stadt soll keine Mauer trennen, nicht einmal eine aus Licht.