Ein Toter bei Protesten in Bagdad
1. Oktober 2019200 Menschen wurden bei dem Protestmarsch in Bagdad verletzt - darunter auch 40 Sicherheitskräfte, erklärten das Innen- und das Gesundheitsministerium. Krankenhäuser meldeten 180 Behandlungen wegen Verletzungen nach dem Tränengaseinsatz. Augenzeugen berichteten, die Sicherheitskräfte hätten am Tahrir-Platz in Bagdad auch in die Luft geschossen, um den Protest aufzulösen.
Dem irakischen TV-Sender Al-Sharqiya zufolge kam es in anderen Städten ebenfalls zu Protesten gegen Korruption und politischen Stillstand. Die Regierung bedauerte in einer Mitteilung, dass die "friedlichen Proteste" durch Gewalttaten von einer "Gruppe Randalierer" verdorben worden seien, betonte aber zugleich das verfassungsmäßige Recht auf freie Meinungsäußerung.
Der Irak belegt auf einer Skala der Organisation Transparency International den zwölften Platz unter den korruptesten Staaten. Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Saddam Hussein durch eine von den USA angeführte Militärkoalition verschwanden nach offiziellen Statistiken umgerechnet mindestens 410 Milliarden Euro in den Taschen von zwielichtigen Politikern und Geschäftsleuten.
Im Irak herrscht Energiemangel
Die Folge für die irakische Bevölkerung: Wegen der schlechten Infrastruktur und Arbeitslosigkeit herrscht großer Frust. So gehört das Land zwar zu den größten Ölproduzenten der Welt, leidet aber unter einem akuten Energiemangel. Viele Gebiete des Landes sind nach dem Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zerstört.
Vor rund einem Jahr hatte Wut über Tausende Erkrankungen infolge von verschmutztem Trinkwasser in der südirakischen Stadt Basra Proteste ausgelöst. Kritiker machen für die Lage vor allem die grassierende Korruption verantwortlich. Politikern werfen sie vor, ihre Positionen dafür zu nutzen, um sich und ihre Gefolgsleute zu bereichern.
nob/rb (dpa, afp, ap)