Eine Kohlegrube zum Plantschen
Wenn Deutschland keine Kohle mehr fördert, müssen Konzerne stillgelegte Tagebaureviere rekultivieren. Die Lausitz hat einen Vorsprung. Dort werden die alten Gruben in Europas größte Seenplatte verwandelt.
Paddeln auf der Grube
Dort, wo zu DDR-Zeiten noch mehr als 65.000 Beschäftigte arbeiten, entstehen jetzt Seen. Tausende verloren nach der Wende ihre Jobs in den Kohlegruben. Um das zu kompensieren, investierte die Region in den Tourismus. Der Lausitzer Tourismusverband verspricht sich viel vom ehemaligen Braunkohlerevier zwischen Dresden und Berlin. Auf 15.000 Hektar soll Europas größte Wasserlandschaft entstehen.
Die Verwandlung
Heute ist diese alte Grube der Grund des Senftenberger Sees - mit kilometerlangen Sandstränden und grünen Liegewiesen. Die Energiewirtschaft der DDR war überwiegend auf Braunkohle ausgelegt. Mit der Wende kam auch der schlagartige Rückgang der Kohleförderung. Dutzende Tagebaugruben wurden innerhalb kurzer Zeit stillgelegt. Dieser See entstand bereits in den Sechziger Jahren.
Wasser, Wasser, Wasser
Der Geierswalder See (l.) und der Partwitzer See (r.) sind nur zwei von insgesamt 25 Tagebauseen in der sächsisch-brandenburgischen Grenzregion. Um die Seen konstant zu füllen, plätschert stetig Fremdwasser aus Spree, Neiße und Schwarze Elster in die Tagebaulöcher. Ohne die künstliche Flutung würde es 80 bis 100 Jahre dauern, bis ein Tagebau allein durch Regen und Grundwasser gefüllt wäre.
Weinberg im Bergbau
Was darf's sein, einen Johanniter oder lieber einen Pinotin? Die Rebsorten der Winzerin Cornelia Wobar wachsen an Brandenburgs einziger Steillage am Tagebausee in Großräschen. Laut Weinexperten hat der Brandenburgische Wein durch seine besonders intensive Säure Potenzial. Der erste Wein einer rekultivierten Fläche wurde 2008 auf dem Tagebau-Gelände Welzow-Süd an der sächsischen Grenze verkostet.
Fast wie in der Karibik
Das Wasser des Partwitzer Sees funkelt deshalb so türkisblau, weil ihm Kalkerde zugesetzt wird, um das übersäuerte Seewasser in dem Tagebaurestloch zu neutralisieren. Weil der niedrige pH-Wert in Tagebauseen natürlich bedingt ist, ist baden grundsätzlich erlaubt. Der Partwitzer See entstand bis 2015 durch die Flutung des ehemaligen Braunkohletagebaus Scado in der Niederlausitz.
Der größte Badesee Deutschlands
Anfang 2019 hat der örtliche Energiekonzern LEAG den Wasserhahn aufgedreht. In die Cottbusser Ostsee sollen rund eine Million Kubikmeter Wasser hineinfließen. Aber nur wenn das Klima mitmacht. Im Oktober 2018 musste die erste Probeflutung abgebrochen werden, weil die Spree nach dem trockenen und heißen Sommer zu wenig Wasser führte. Planmäßig sollen hier 2025 die ersten Menschen baden.
Die Erdmassen verdichten
Eine Tagebaugrube lässt sich nicht einfach so fluten. Vorher muss der lose Boden verdichtet werden, wie hier in einem ehemaligen Tagebau in Jänschwalde bei Cottbus. Sonst kann der Grund oder das Seeufer abrutschen. Das kann für Badegäste lebensgefährlich sein. Deshalb müssen per Spezialtechnik und Rütteldruck der gesamte Grund und die Uferböschungen verdichtet werden.
Der Erdrutsch von Nachterstedt
18. Juli 2009 in Sachsen-Anhalt, knapp 300 Kilometer von der Lausitz entfernt: Am Concordiasee, ehemals der Tagebau Nachterstedt, rutscht die Böschung ab und reißt drei Häuser in die Tiefe. Drei Menschen werden seither vermisst. Ein Gutachten kam zu dem Schluss, dass der hohe Druck im Grundwasserleiter und der lockere Boden unter Wasser die wesentliche Ursache für den Abrutsch war.
Grüne Zukunftspläne
Greenpeace Energy hat eine Vision für das Rheinische Revier: Ab 2020 will der Energieversorger Braunkohle-Tagebaue des RWE-Konzerns übernehmen und bis 2025 stilllegen. Dort sollen dann Windkraft- und Photovoltaikanlagen rund ein Viertel der Gigawattleistung liefern, die die Rheinische Braunkohle derzeit produziert. Dafür braucht Greenpeace allerdings noch die Zustimmung von RWE.