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Erdähnliche Exoplaneten bleiben spannend

Fabian Schmidt31. Juli 2015

Planeten in fernen Sonnensystemen können Rätsel des Lebens auf unserer Erde lösen - sagt Astronomin Lisa Kaltenegger vor Beginn des Welt-Astronomentreffens im DW-Interview. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg.

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M31 Galaxie, Andromeda-Galaxie (Foto: R. Gendler).
Die Andromedagalaxie enthält hunderte Sternenhaufen, und jeder davon umfasst zigtausende SonnensystemeBild: R. Gendler

Deutsche Welle: Am Montag beginnt in Honolulu die Generalversammlung der Internationalen Astronomischen Union (IAU). Fast zwei Wochen lang besprechen Astronomen aus der ganzen Welt dort ihre Forschungsergebnisse und Vorhaben für die nächsten Jahre. Worauf freuen Sie sich besonders?

USA Astronomin Lisa Kaltenegger
Lisa Kaltenegger findet im Weltall allerhand zu entdeckenBild: Cornell University Photography

Lisa Kaltenegger: Ich freue mich besonders auf die spannenden Forschungsergebnisse, bei denen wir ganz andere Welten, Planeten um andere Sonnen finden. Es gibt tausende Planeten da draußen und wir entdecken auch immer kleinere. Das wird immer interessanter weil diese kleineren Planeten - wenn sie im richtigen Abstand zu ihrer Sonne stehen - der Erde immer ähnlicher werden können.

Auch die Erforschung unseres eigenen Sonnensystems - also der Planeten und ihrer Monde bleibt spannend. Wir sind ja gerade mit der Sonde "New Horizons" ganz nah am Pluto vorbeigeflogen und haben eine faszinierende Eiswelt entdeckt. Und wir hatten noch weitere Highlights: Wir haben uns die Monde der großen Gasplaneten angeschaut. Und auch die Frage: "Wie hat unser Universum begonnen?" ist immer interessant. Da gibt es bestimmt auch verschiedene neue Ergebnisse, die bekannt gegeben werden.

Mit den Sonden Rosetta und Philae - einer Kometenmission - und mit New Horizons am Pluto, gab es ja jüngst einige Highlights. Gerade diese Woche wurde veröffentlicht, dass es auf dem Kometen Tschuri neue Kohlenwasserstoffverbindungen gefunden wurden, die als mögliche Bausteine des Lebens gesehen werden. Erwarten Sie noch mehr solche Enthüllungen?

Das Spannende daran ist, dass diese Bauteile, die man zu Leben zusammensetzen könnte, ziemlich überall gibt: etwa in Kometen oder in interstellarem Staub. Die Frage ist dann: "Wie entsteht Leben?" Was wir bis jetzt glauben ist, dass die Moleküle einen Planeten wie die Erde brauchen, damit verschiedene Verbindungen zusammengehen können, um Leben zu starten.

Aber es ist natürlich super-spannend, das jetzt überall im Universum zu sehen. Wenn es diese Bauteile überall gibt - und wir auch überall Planeten finden - ist die Hoffnung natürlich groß, dass es auch irgendwo Leben geben könnte da draußen. Und da ist auch die Frage spannend: Was könnte das für Leben sein? Ist es immer wie unseres? Oder ist es nie wie unseres? Gibt es Leben überall oder ist es wahnsinnig schwierig, dass Leben anfängt? All diese Fragen sind jetzt im Blickpunkt der Wissenschaft. Mit jeder Erforschung unseres Sonnensystems haben wir da einen Puzzleteil mehr, um über unser Sonnensystem herauszuschauen und es bei anderen Planeten, die um andere Sterne kreisen zu suchen.

Planet Kepler K2 (Foto: NASA).
Die Weltraumsonde Kepler schaut tief ins Universum hinein und findet immer wieder erdähnliche PlanetenBild: NASA Ames/JPL-Caltech/T Pyle

Das Weltraumteleskop Kepler hat ja gerade erst wieder einen erdähnlichen Planeten in einem sehr fernen Sonnensystem entdeckt. Er steht in einem Abstand zu seiner Sonne und hat eine Größe, die Leben darauf zumindest theoretisch vorstellbar macht. Was kann man denn noch tun, um herauszufinden, wie es dort wirklich aussieht, wenn er doch Lichtjahre entfernt ist?

Diese Planeten, die die Kepler Mission jetzt findet, sind weit weg. Um herauszufinden, wie viele Planeten es pro Stern gibt, muss man Regionen am Himmel absuchen, wo viele Sterne ganz nah beieinander stehen, damit man viele gleichzeitig sieht. Kepler hat 150.000 Sterne gleichzeitig angeschaut. Darum sind sie so weit weg von uns. Aber wir wissen jetzt, dass es wahrscheinlich Planeten gibt, wie Sand am Meer. Jeder zweite Stern da draußen hat mindestens einen Planeten. Und 2017 startet eine zweite kleinere Weltraumsonde, wie Kepler die den ganzen Himmel absucht: All die Sterne, die wir sehen, die hell am Nachthimmel leuchten, suchen wir nach Planeten ab.

Was kann man sonst noch machen? In den Laboren der Biologen kann man versuchen, herauszufinden, was man braucht, um Leben entstehen zu lassen. Deshalb ist die Suche so spannend: Man kann in den Laboren versuchen, die Lebensbedingungen nachzustellen um herauszufinden, was Leben überhaupt braucht.

Auch in Deutschland fängt dieses Forschungsgebiet an, sich zu etablieren. Das ist die zweite Komponente, die bei der Suche nach Leben im Universum mit reinspielt. Machen kann man viel. Die Ergebnisse sind spannend für die Suche im Universum, aber auch richtig spannend für uns, um Leben zu verstehen.

Und was macht Ihre Forschungsgruppe dabei?

Wir schauen uns die Planeten an, und versuchen herauszufinden, wie es dort funktioniert: Ist das Wetter dort heiß oder kalt? Wir versuchen zu verstehen, wie sich ein Planet durch die Zeit verändert. Auch die Erde sah - als sie jung war - ganz anders aus als jetzt. Und in der Zukunft wird sie auch anders aussehen. All das ist wichtig, weil wir unseren eigenen Planeten gerne besser verstehen würden. Denn es wär ja schön zu wissen, was auf uns zukommt.

In unserem eigenen Sonnensystem kommen wir ja mit den Sonden schon ganz gut herum. Die erdähnlichen Planeten sind aber alle in anderen Sonnensystemen. Sehen Sie irgendeine Chance, dass der Mensch jemals einen Roboter dort hinschicken kann, um zu schauen was dort ist?

Wenn Sie "jemals" sagen - auf jeden Fall! Aber es wird einige Zeit dauern. Wenn Sie unser Sonnensystem auf die Größe eines Kekses zusammenschrumpfen, ist der nächste Stern zwei Fußballfelder weit weg. Aber wir können uns Welten, die ganz weit weg sind, schon anschauen - lange bevor wir hinfliegen können.

So können wir uns welche aussuchen, zu denen wir einmal über hunderte von Jahren eine Sonde hinschicken. In der Science Fiction gibt es ja solche Sachen, wie Generationenschiffe - die einfach ewig unterwegs sind. Oder wir finden einmal heraus, wie man schneller als Licht fliegen könnte. Im Moment schaut das allerdings schlecht aus.

Wir können vielleicht mit zehn Prozent der Lichtgeschwindigkeit fliegen, wenn wir Glück haben und alles noch weiterentwickeln, und selbst dann würde es noch vierzig Jahre dauern, um zum nächsten Stern zu kommen. Und dann müsste der auch schon superinteressant sein, damit wir das auf uns nehmen würden.

Das Interview führte Fabian Schmidt

Die Professorin für Astronomie Lisa Kaltenegger ist Direktorin des Carl Sagan Institutes an der Cornell University in New York/ USA.