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Eine Schule für internationale Führungskräfte

Marlis Schaum29. Juni 2006

Das staatliche Unternehmen InWEnt organisiert im Auftrag deutscher Ministerien oder der EU Weiterbildungen für Führungskäfte, egal ob sie aus der Politik, der Wirtschaft, Verwaltung oder der Zivilgesellschaft kommen.

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Die Zentrale von InWEnt in BonnBild: Michael Funcke-Bartz/InWEnt

Natalija Antipowas Unternehmen produziert Klimaanlagen. Sie ist besonders stolz auf die Belüfter, die bald in Produktion gehen: es werden nämlich deutsch-russische Klimaanlagen sein. Produziert werden sie in Nowosibirsk, gemeinsam von Antipowas Unternehmen und einem Münchner Betrieb. InWEnt macht es möglich, zumindest indirekt: Natalija Antipowa hat an einem Fortbildungsprogramm für russische Manager teilgenommen, das es schon seit 1997 zwischen Russland und westlichen Industriestaaten gibt. InWEnt organisiert die Fortbildung auf deutscher Seite. Und Natalija Antipowa hat danach ihr mittelständisches Unternehmen auf den Kopf gestellt: "Unsere Produktionsabläufe waren komplett anders organisiert als hier in Deutschland und wir haben andere Unternehmensstrukturen. Um mit deutschen Unternehmen gut zusammenarbeiten zu können, haben wir unsere gesamte Produktion und die Produktionsabläufe umstrukturiert und an die der deutschen Unternehmen angepasst."

Natalija Antipowa ist 38 Jahre alt und eine von drei Direktorinnen ihres Unternehmens. Deutschland ist der wichtigste Markt für sie. Während und nach ihrer Fortbildung in Deutschland hat sie bereits Lieferverträge mit deutschen Unternehmen in Höhe von einer halben Million Euro abgeschlossen: "Das Wichtigste an meinem Aufenthalt hier war, dass ich sehr enge Wirtschaftskontakte aufgebaut habe zu deutschen Partnern, zu deutschen Unternehmen."

"Deutsche Methoden als Synonym für 'etwas perfekt machen'"

Referentin von Inwent
Referentin von InWEntBild: DW

Das sieht das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gerne - und gibt deshalb auch das meiste Geld von deutscher Seite aus. Eine wirtschaftliche Investition. Das deutsch-russische Managerprogramm ist aber nur eines von vielen Projekten, die InWEnt organisiert. InWEnt steht für Internationale Weiterbildung und Entwicklung und organisiert Seminare, E-Learning und Dialogveranstaltungen in aller Welt. Ein weiteres Projekt ist das so genannte "Industrielandtraining" für Führungskräfte aus Entwicklungsländern - wie Afaf Ellouali. Sie ist Architektin aus Meknes in Marokko und hat am InWEnt Trainingskurs "Management städtischer Infrastruktur in der Maghreb-Region" teilgenommen: "Unser Ziel war es auch, deutsche Methoden kennen zulernen. Denn deutsche Methoden haben bei uns so einen guten Ruf, dass sie ein Synonym sind für 'etwas perfekt machen'."

Afaf Ellouali hat Deutsch gelernt, drei Monate im Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden gearbeitet und innerhalb eines Jahres viel gelernt über nachhaltige Stadtentwicklung. Direkt umsetzen kann sie das ganze Wissen aber nicht, wenn sie nach Marokko zurückkehrt: "Wir versuchen zuerst, viele Kontakte herzustellen - mit dem Bürgermeister und mit verschiedenen Vereinen."

Programme von InWEnt immer gefragter

Inwent in China, Beijing
Veranstaltung von InWEnt in ChinaBild: DW

Das Terrain vorbereiten - und vor allem, die Kontakte zu Deutschland halten, das ist die Intention der Auftraggeber, wenn sie sich an InWEnt wenden. Bernd Schleich, einer der Geschäftsführer von InWEnt, formuliert das so: "Wir sind gegründet worden mit einer klaren Zielsetzung, diese Rolle als internationaler Bildungsbroker wahrzunehmen. Wenn wir merken, dass unsere Programme nachgefragt werden, dann ist das im Grunde genommen die Erfüllung unseres Unternehmenszweckes."

Und die Programme sind gefragt - neben deutschen Ministerien und den einzelnen Bundesländern wendet sich auch die Europäische Union immer öfter an InWEnt. Fast 55.000 Menschen haben im Jahr 2005 an deren Weiterbildungsprojekten teilgenommen. Rund 140 Millionen Euro Umsatz hat InWEnt gemacht, fast zwei Prozent mehr als im Jahr davor. Ulrich Popp, der Hauptgeschäftsführer ist zufrieden. Zwischen der "Kreditanstalt für Wiederaufbau" (KfW) und der "Gesellschaft für technische Zusammenarbeit" (GTZ) habe sich InWEnt etabliert: "Wir haben für InWEnt den Standort unter den Instrumenten der deutschen Entwicklungszusammenarbeit gefunden. Unsere Spezialität liegt darin, Wissen zu vermitteln, es zielgenau, punktgenau weitergeben zu können."