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"El Chapo" vor Auslieferung in die USA

9. Januar 2016

Sechs Monate nach seiner spektakulären Flucht sitzt der berüchtigte Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán wieder hinter Gittern. Jetzt droht ihm die Auslieferung in die USA. Seine Autobiografie wurde ihm zum Verhängnis.

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Drogenboss Joaquin Guzman Loera wird von einem Mitglied einer Spezialeinheit abgeführt. (Foto: Reuters/E. Garrido)
Bild: Reuters/E. Garrido

"El Chapo" Guzmán wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft in das Hochsicherheitsgefängnis in Altiplano zurückgebracht, aus dem er im Juli entflohen war. Spezialeinheiten hatten "El Chapo" am Freitag in einem Haus nahe der Ortschaft Los Mochis im Nordwesten aufgespürt und festgenommen. Der Ort liegt an der Küste im Bundesstaat Sinaloa, wo Guzmán herkommt. Der Drogenboss wurde wenige Stunden nach seiner Festnahme von Soldaten vom Flughafen in Mexiko-Stadt per Hubschrauber ins Gefängnis in Altiplano zurückgebrachte.

Im Juli war "El Chapo" auf spektakuläre Weise aus dem Hochsicherheitsgefängnis geflohen: Er entkam durch ein Loch in der Dusche seiner Gefängniszelle, das als Zugang zu einem 1,5 Kilometer langen Tunnel diente. Es folgte eine monatelange Großfahndung. Die mexikanische Generalstaatsanwältin Arely Gómez schilderte nun Einzelheiten der Ermittlungen. Eine wichtige Spur seien Filmpläne des Drogenbosses gewesen. Guzmán habe sein Leben verfilmen wollen und sich dazu sogar schon mit Produzenten und Schauspielern getroffen. Ein erster Festnahmeversuch im Oktober sei gescheitert, weil Guzmán damals mit einem Mädchen als Geisel geflohen sei und die Beamten daher nicht das Feuer eröffnen wollten.

Kopf des Sinaloa-Kartells

Seit Dezember überwachten die Ermittler dann das Haus nahe Los Mochis. Am Freitag kam es dort dann schließlich zu einem dramatischen Einsatz. Als die Soldaten das Gebäude stürmten, lieferten sie sich mit bewaffneten Männern nach Angaben der Staatsanwaltschaft einen Schusswechsel. Fünf mutmaßliche Komplizen Guzmáns seien dabei getötet und sechs weitere Verdächtige festgenommen worden. Guzmán und sein Sicherheitschef Orso Iván Gastelum seien zunächst über einen Abwasserkanal entkommen. Als sie an die Erdoberfläche kletterten und in ein Fluchtauto stiegen, wurden sie dann von den Soldaten gefasst.

Guzmán war zeitweise einer der meistgesuchten Verbrecher der Welt. Er baute das berüchtigte Sinaloa-Kartell zur mächtigsten Verbrecherorganisation Mexikos auf und schreckte nicht davor zurück, seine Rivalen ermorden zu lassen. Die Festnahme Guzmáns bedeutet für die Regierung von Präsident Peña Nieto eine große Erleichterung. "Mission erfüllt: Wir haben ihn", erklärte der Präsident. Der Ausbruch im Juli war als Versagen der Behörden wahrgenommen worden.

Fünf Sicherheitskräfte bringen Drogenboss Joaquin Guzman Loera in einen Hubschrauber. (Foto: Reuters/T. Bravo)
Sicherheitskräfte bringen "El Chapo" zurück ins Gefängnis in AltiplanoBild: Reuters/T. Bravo

Die US-Antidrogenbehörde DEA gratulierte den mexikanischen Fahndern zu ihrem Ermittlungserfolg. Die DEA sei "äußert erfreut" über die Festnahme des Drogenbosses, erkärte die US-Behörde. US-Justizministerin Loretta Lynch erklärte, Guzmán werde sich nun "wegen seiner mutmaßlichen Verbrechen verantworten müssen, die so viel Gewalt, Leiden und Korruption verursachten".

Weg frei für "El Chapos" Auslieferung

Nach Einschätzung von Experten spricht einiges dafür, dass "El Chapo" bald in ein US-Gefängnis verlegt wird. Gegen den Mexikaner liegt in mehreren US-Bundesstaaten ein Haftbefehl wegen Drogenhandels vor. Nach seiner Festnahme im Februar 2014 hatte Peña Nieto einer Auslieferung in die USA noch eine Absage erteilt. Die mexikanische Justiz machte inzwischen jedoch den Weg frei für eine Ausweisung Guzmáns.

"Die Frage ist nicht, ob sie ihn ausliefern, sondern wann", erklärte der Sicherheitsberater und frühere mexikanische Geheimdienstmitarbeiter Alejandro Hope. "Ich glaube nicht, dass die mexikanische Regierung das Risiko eines erneuten Ausbruchs in Kauf nehmen will."

pab/uh (afp, dpa)