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El Salvador: Bezahlen mit dem Bitcoin

7. September 2021

Das Parlament des mittelamerikanischen Landes hatte vor drei Monate ein Gesetz verabschiedet, mit dem El Salvador zum ersten Staat der Welt wird, der die Kryptowährung zu einer seiner offiziellen Währungen macht.

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El Salvador Einführung Bitcoin
Bild: Salvador Melendez/AP/picture alliance

Neben dem US-Dollar, der seit 2001 die offizielle Währung des zentralamerikanischen Landes ist, kann jetzt in Geschäften auch mit Bitcoin bezahlt werden. Präsident Nayib Bukele erhofft sich davon Einsparungen von etwa 400 Millionen Dollar, die die Salvadorianer nach Berechnungen der Regierung jährlich an Bank-Provisionen für Überweisungen aus dem Ausland ausgeben. Diese Überweisungen tragen 22 Prozent zur Wirtschaftsleistung des kleinen Landes bei.

Seit heute (07.09.2021) akzeptiert das Land den Bitcoin als Zahlungsmittel - trotz erheblicher Skepsis in der Bevölkerung und Warnungen von Experten. "Zum ersten Mal in der Geschichte werden morgen alle Augen der Welt auf El Salvador gerichtet sein", schrieb Staatspräsident Nayib Bukele am Montagabend im Internetdienst Twitter. Kurz vor Mitternacht Ortszeit hatte er verkündet, gleich werde das Land Geschichte schreiben.

El Salvador Einführung Bitcoin
Die App "Chivo" braucht der Mensch, um mit Bitcoins handeln zu können. Dann spuckt auch die ATM Geld aus - US-Dollars Bild: Salvador Melendez/AP/picture alliance

30 Dollar für jeden

Die Bevölkerung El Salvadors wird vor allem von der großen Schwankungsbreite der ältesten und wichtigsten Digitalwährung abgeschreckt. Im April war der Preis auf über 64.000 Dollar gestiegen, bevor er im Mai dieses Jahres fast bis auf 30.000 Dollar abrutschte.

Um die Skepsis der Bevölkerung abzubauen, steht für Salvadorianer ein Startgeld von 30 Dollar in Bitcoin bereit. Dies sagte Bukele jedem Bürger zu, der sich für eine digitale Brieftasche der Regierung anmelde. Die Behörden stellten zudem Geldautomaten auf, an denen Bitcoin in Dollar umgewandelt und gebührenfrei von der digitalen Geldbörse abgehoben werden können.

"Währung für die Reichen"

Trotzdem schwindet die Skepsis in der Bevölkerung nicht: Mehr als zwei Drittel der 6,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner sprachen sich in zwei verschiedenen Umfragen dafür aus, den US-Dollar als alleinige Währung beizubehalten, der seit 20 Jahren die offizielle Währung ist. Die Befragten zeigten auch kaum Interesse daran, sich die App Chivo, eine Art elektronische Geldbörse herunterzuladen.

Der Bitcoin sei eine Währung, "die nicht existiert" und von der nicht die Armen, sondern die Reichen profitieren würden, sagte der Bürger und Kriegsveteran José Santos Melara, der vergangene Woche an einem Protest gegen die Bitcoin-Währung teilgenommen hatte. "Wie soll ein armer Mensch in Bitcoin investieren, wenn er kaum etwas zu essen hat?"

El Salvador Protest Bitcoin
Das Bitcoin-Gesetz ist alles andere als populär: Die Proteste gegen die Digitalwährung in El Salvador reißen nicht abBild: JOSE CABEZAS/REUTERS

Bitcoin-Coup als Eigentor?

Das Land deckte sich im Vorfeld mit 400 Bitcoins ein und trug damit dazu bei, dass der Preis der digitalen Währung erstmals seit Mai wieder über 52.000 Dollar stieg. Im Handelsverlauf bröckelten die Gewinne aber wieder ab und Bitcoin verbilligte sich um knapp zwei Prozent auf rund 51.120 Dollar. Nach der Verabschiedung des Bitcoin-Gesetzes hatte die Rating-Agentur Moody's die Kreditwürdigkeit El Salvadors herabgestuft. Auch die auf Dollar lautenden Anleihen des Landes gerieten unter Druck.

"Anleger haben unmittelbar nach der offiziellen Einführung der Digitalwährung Bitcoin in El Salvador zunächst Kasse gemacht", sagte Marktanalyst Timo Emden vom gleichnamigen Analysehaus. In der Branche werde die Einführung mit gemischten Gefühlen gesehen. "El Salvador könnte durch den Einsatz des Bitcoins als gesetzliches Zahlungsmittel schlafende Hunde geweckt haben", warnte Emden. "Die wichtigsten Aufsichtsbehörden der Welt werden spätestens heute auf unbequeme Art und Weise daran erinnert, ihr Regulierungsbestreben zu forcieren."

Mit dem Schritt, Bitcoin neben dem US-Dollar zum gesetzlichen Zahlungsmittel zu machen, haben sich die Aussichten für El Salvadors Bemühungen um eine Finanzierungshilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) von mehr als eine Milliarde Dollar eingetrübt. Analysten befürchten, dass die Kryptowährung die Geldwäsche anheizen könnte.

dk/iw (rtr, afp, dpa)