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EM 2024: Kann Deutschland wieder Achtelfinale?

25. Juni 2024

Das DFB-Team steht bei der Fußball-EM ungeschlagen in der ersten K.o-Runde. Ein Blick zurück zeigt aber, dass sich die Nationalmannschaft im Achtelfinale bei großen Turnieren oft schwergetan hat.

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Thomas Müller und Kai Havertz gehen nach dem verlorenen EM-Achtelfinale 2021 enttäuscht vom Platz
Beim letzten EM-Achtelfinale standen Thomas Müller (l.) und Kai Havertz (r.) auf dem Platz - und schieden gegen England ausBild: Anke Waelischmiller/SvenSimon/picture alliance

Es gibt schönere Jahrestage. Wenn die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann an diesem Samstag in Dortmund ihr Achtelfinale bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland bestreitet, liegt der bittere Abschied von Joachim Löw exakt drei Jahre zurück.

"Ich übernehme die Verantwortung für dieses Ausscheiden ohne Wenn und Aber", sagte der damalige Nationalcoach am 28. Juni 2021 mit enttäuschter Miene. Das DFB-Team hatte gerade im Wembley-Stadion das EM-Achtelfinale gegen England mit 0:2 verloren und war aus dem Wettbewerb ausgeschieden.

Es war Löws letztes Spiel. Schon vor dem Turnier hatte der Weltmeistertrainer von 2014 seinen Rücktritt angekündigt. Ein kleiner Trost war, dass die Engländer bei jener EM stark aufspielten und im Finale den Titel erst nach Elfmeterschießen den Italienern überlassen mussten.

Zweimal WM-Achtelfinale verpasst

Der letzte Achtelfinalerfolg eines DFB-Teams bei einem großen Turnier liegt acht Jahre zurück: Bei der EM 2016 in Frankreich setzte sich Deutschland gegen die Slowakei souverän mit 3:0 durch. Bei den Weltmeisterschaften 2018 in Russland und 2022 in Katar kam die Nationalmannschaft dagegen gar nicht erst in die erste K.o.-Runde, sondern scheiterte jeweils blamabel bereits in der Vorrunde.

Beim WM-Achtelfinale 2014 köpft Philipp Lahm (r.) im Duell mit Algeriens El Arabi Soudani den Ball weg
Die Algerier machten es im WM-Achtelfinale 2014 den späteren Weltmeistern um Philipp Lahm (r.) schwerBild: Marcelo Machado Melo/Fotoarena International/IMAGO

Doch auch bevor die Krise des deutschen Fußballs begann, versprühten die Auftritte der DFB-Teams in Achtelfinalspielen bei Welt- und Europameisterschaften eher selten Glanz. Häufig waren es knappe Pflichtsiege. So setzte sich Deutschland vor dem WM-Triumph 2014 in Brasilien im Achtelfinale erst nach Verlängerung mit 2:1 gegen Außenseiter Algerien durch.

Drei souveräne Achtelfinals

Nicht zittern musste das DFB-Team bei der EM 2012, als es in der ersten K.o.-Runde gegen Griechenland mit 4:2 gewann. Das Turnier in Polen und der Ukraine war die erste Europameisterschaft, in dem es überhaupt ein Achtelfinale gab. Der Grund: Erstmals spielten 24 statt früher 16 Mannschaften um den Titel.

Zuvor hatte es Achtelfinals nur bei Weltmeisterschaften gegeben. Bei der WM 2010 in Südafrika (4:1 gegen England) und der Heim-WM 2006 (2:0 gegen Schweden) zeigte Deutschland starke Leistungen und zog ungefährdet in die nächste Runde ein.

Nur ein Tor vor

Bei den fünf Weltmeisterschaften zuvor hatte sich das DFB-Team aber jeweils mit nur einem Tor Vorsprung für das Viertelfinale qualifiziert. Bei der WM 2002 in Südkorea und Japan mühte sich Deutschland zu einem 1:0 gegen Paraguay, bei der WM 1998 in Frankreich zu einem 2:1 gegen Mexiko. Ebenfalls knapp war es bei der Endrunde 1994 in den USA, als sich das DFB-Team im Achtelfinale gegen Belgien mit 3:2 behauptete.

Der Aufreger des WM-Achtelfinals 1990: Frank Rijkaard bespuckt Rudi Völler
Der Aufreger des WM-Achtelfinals 1990: Frank Rijkaard bespuckt Rudi VöllerBild: Martina Hellmann/dpa/picture alliance

Vor dem WM-Triumph 1990 in Italien warf Deutschland in der Runde der besten 16 den Erzrivalen Niederlande mit einem 2:1-Erfolg aus dem Rennen. Für einen Skandal sorgte damals der Niederländer Frank Rijkaard, der den damaligen deutschen Torjäger und heutigen DFB-Sportdirektor Rudi Völler anspuckte. Beide sahen die Rote Karte.

Bei der WM 1986 gelang der Nationalmannschaft trotz schlechter Leistung dank eines Freistoßtors von Lothar Matthäus in der Schlussphase ein 1:0-Erfolg gegen Außenseiter Marokko.

Zuvor hatte es - wegen anderer Spielmodi und kleinerer Teilnehmerfelder - nur 1934 und 1938 Achtelfinals gegeben. Beim Turnier 1938 in Frankreich war das damalige Nazi-Deutschland im Wiederholungsspiel mit 2:4 an der Schweiz gescheitert. Vier Jahre zuvor in Italien, bei der zweiten WM überhaupt, hatte sich die deutsche Nationalmannschaft mit 5:2 gegen Belgien durchgesetzt.

Löw: "Es geht darum, sich jetzt zu steigern"

Ex-Bundestrainer Joachim Löw traut dem DFB-Team nun, drei Jahre nach dem EM-Scheitern in London, ein neuerliches "Sommermärchen" bei der Heim-EM zu. "Ich habe das 2006 erlebt, was für eine unfassbare Energie im Land war und was es auch mit der Mannschaft macht", erinnert sich Löw an die Weltmeisterschaft in Deutschland vor 18 Jahren.

Das Turnier fange jedoch mit dem Achtelfinale erst richtig an, sagte der frühere Nationalcoach der Zeitung "Die Welt": "Die Vergangenheit zeigt, dass sich einige Teams, die in der Vorrunde noch etwas zäh agiert haben, mit zunehmendem Turnierverlauf steigern. Darauf kommt es an, darum geht es."

Ihr spielerisches Potential hatte das DFB-Team bereits bei seinen Siegen gegen Schottland und Ungarn gezeigt. Mit Niklas Füllkrugs Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit des letzten Gruppenspiels gegen die Schweiz bewies die Mannschaft, dass auch die Moral stimmt. Das Achtelfinale kann kommen.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter