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Politik

Verwandte von Reportern in Xinjiang inhaftiert

2. März 2018

In China sind etliche Verwandte uigurischsprachiger Journalisten des US-Senders Radio Free Asia festgenommen worden. Menschenrechtsgruppen und Journalistenvereinigungen protestieren und fordern deren Freilassung.

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Shohret Hoshur Radio Free Asia Journalist
Auch er ist von den Sanktionen gegen Verwandte betroffen: der RFA-Reporter Shohret Hoshur (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/N. Kamm

Radio Free Asia (RFA) teilte mit, dass die chinesischen Behörden Familienangehörige von mindestens vier Mitarbeitern des uiguirischsprachigen Dienstes des Senders in Gewahrsam genommen hätten. Die Festnahmen von insgesamt mehr als zwei Dutzend Personen legten den Verdacht nahe, dass es sich um eine Kampagne zur Vergeltung und Einschüchterung handele. Die Reporter hatten über repressive Maßnahmen chinesischer Stellen in der nominell autonomen Unruheprovinz Xinjiang berichtet.

Nach Angaben des Senders, der von der US-Regierung finanziert wird und in Washington seinen Sitz hat, hatten die Journalisten die trostlosen Bedingungen in Internierungslagern und Todesfälle während der Haft dokumentiert. "Drangsalierungen sind nichts Neues für RFA-Journalisten, vor allem unter den uigurischen und tibetischen Mitarbeitern mit Familienangehörigen in China", sagte Rohit Mahajan, Direktor für öffentliche Angelegenheiten. Die jüngsten Festnahmen seien aber weit umfangreicher als vorangegangene.

Sorge um erkrankte Angehörige

Bei den vier Journalisten handelt es sich demnach um Shohret Hoshur, Gulchehra Hoja, Mamatjan Juma und Kurban Niyaz. Die ersten drei sind US-Bürger, Niyaz ist Inhaber einer Green Card. Mahajan fügte hinzu, einige der vermissten Familienangehörigen würden in Internierungslagern festgehalten, während andere zu Gefängnisstrafen verurteilt worden seien. Wo sich die übrigen aufhalten, sei unbekannt. Man sei vor allem in Sorge um die Angehörigen, die auf medizinische Behandlungen angewiesen seien, unterstrich Mahajan.

Xinjiang im äußersten Westen Chinas wird immer wieder von Anschlägen erschüttert, für die Peking uigurische Extremisten verantwortlich macht. Hintergrund sind Spannungen zwischen der dort lebenden muslimischen Minderheit der Uiguren und den Han-Chinesen, der größten Volksgruppe in China. Das muslimische Turkvolk fühlt sich wirtschaftlich, politisch und kulturell von den Han-Chinesen unterdrückt. Die Überwachung in der Provinz verschärft sich seit Jahren. 

Fünfter RFA-Journalist betroffen

Nach mehreren Medienberichten über die Festnahmewelle teilte ein fünfter RFA-Journalist mit, dass auch einige seiner Verwandten festgesetzt worden seien. Eset Sulaiman gab an, dass sein älterer Bruder, ein Lehrer in der Tianshan-Region, im Oktober 2017 von Sicherheitskräften abgeführt worden und in ein Umerziehungslager in Qomul City gebracht worden sei. In das gleiche Lager seien auch seine Schwiegermutter Saadet Kichik und sein Schwiegervater Memteli Sopi eingewiesen worden. Sulaiman fügte hinzu, er habe seine Angehörigen seit 2008 nicht mehr persönlich gesehen.

Die Organisation The Committee to Protect Journalists (CPJ) mit Sitz in Washington zeigte sich "alarmiert" wegen der Festnahmen der Verwandten von Journalisten. Der CPJ-Programmkoordinator für Asien, Steven Butler, erklärte: "Die Bestrafung von Familienangehörigen von Journalisten, die sich nicht in Reichweite der chinesischen Regierung befinden, ist eine grausame, wenn nicht gar barbarische Taktik. Die Führung in Peking sollte unverzüglich Rechenschaft ablegen über den Gesundheitszustand, Aufenthaltsort und gesetzlichen Status dieser Menschen und sie freilassen."

Amnesty appelliert

Amnesty International rief derweil China auf, 20 Angehörige der Journalistin Gulchehra Hoja, die seit 17 Jahren für Radio Free Asia arbeitet, freizugeben. Den Angehörigen drohe in der Haft Folter. Hoja hatte auf Facebook mitgeteilt, ihre Mutter, ihr Vater, ihr Bruder sowie weitere Familienmitglieder seien wegen ihrer eigenen Arbeit als Reporterin festgesetzt worden. Amnesty berichtete ergänzend, mindestens acht Cousins der Journalistin seien wegen ihrer Beziehung zu Hoja in Gewahrsam genommen worden.

Wie die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch erklärte, haben die chinesischen Behörden in den vergangenen Monaten in Xinjiang mehrere zehntausend Uiguren in "politische Umerziehungszentren" eingewiesen. Die Maßregelung werde als eine Kampagne der harten Hand gegen angebliche Terroristen und Extremisten dargestellt, bedeute aber im Klartext, dass diejenigen, die ihre religiöse oder kulturelle Identität ausdrückten, zum Ziel würden.

kle/jj (ape, dpa, rfa.org, Washington Post, New York Times, Amnesty International)