Grüne Woche beginnt
14. Januar 2010Grüne Woche, das ist nach so vielen Jahren ein feststehender Begriff, der sich mittlerweile sogar im Duden, dem Wörterbuch der deutschen Sprache findet. 1600 Aussteller aus 56 Ländern präsentieren in 15 Messehallen eine globale Leistungsschau, parallel finden rund 300 Kongresse statt. Damit ist die Grüne Woche weit über das hinausgewachsen, als was sie 1926 an den Start ging. Damals, so erklärt Christian Göke, der Geschäftsführer der Messe Berlin, war es lediglich eine Warenbörse, eine Begleitausstellung zur Wintertagung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft. Viele der Aussteller und ihre Besucher trugen grüne Lodenmäntel, wie sie auch heute noch auf dem Land und auf der Jagd getragen werden. "Diese grünen Mäntel haben dann die städtischen Berliner dazu verleitet, dem eine schnoddrige Bezeichnung zu geben. So entstand der Name Grüne Woche", erzählt Göke.
400.000 Besucher erwartet
Heute ist die Grüne Woche vor allem eine Verbraucherschau und ein Publikumsmagnet. 400.000 Besucher werden 2010 erwartet. So lockt in erster Linie das kulinarische Angebot, das von luftgetrocknetem kanadischen Bisonfleisch über Honig aus der ungarischen Seidenpflanze und Sushi-Kompositionen aus Fernost bis hin zum zarten Emu-Steak aus Australien reicht. In den Gartenhallen erwartet die Besucher eine wahre Blütenpracht - und in den Tierhallen Kühe, Pferde, Schafe, Schweine, Rentiere und die ganze Bandbreite landwirtschaftlich nützlicher Kleintiere.
Parallel dazu ist die Grüne Woche aber auch ein Forum für die Fachleute. Am Wochenende werden fast 60 Agrarminister aus aller Welt erwartet, um über Klimawandel und Welternährung zu diskutieren. Mit dabei ist auch Gerd Sonnleitner, der Präsident des Deutschen Bauernverbandes. Er betont, dass die Landwirtschaft zu den existenziell Betroffenen einer Klimaerwärmung zählt. "Einflüsse auf Anbauregionen, Erträge, Qualitäten, Krankheiten bei Pflanzen und Tieren und besonders die Wetterunregelmäßigkeiten und -auswüchse nehmen extrem zu. Wir Land- und Forstwirte haben deshalb ein vitales Interesse am Klimaschutz", erklärt Sonnleitner.
Weniger Fleisch für den Klimaschutz?
Auf sechs Prozent beläuft sich der Anteil der Landwirtschaft an der Emission klimaschädlicher Gase. Vor allem die Tierzucht gilt wegen des flächen- und düngemittelintensiven Futtermittel-Anbaus als Klimasünder, Rinder produzieren das höchst klimaschädliche Treibhausgas Methan. Umweltverbände fordern daher immer wieder Zurückhaltung beim Verzehr von Fleisch. Dem schloss sich vor Weihnachten auch die deutsche Bundeslandwirtschaftsministerin an. Beim Bauernpräsidenten stieß sie damit nicht auf Gegenliebe. Wer wegen des natürlichen, jedoch klimaschädlichen Methanausstoßes bei Wiederkäuern vom Fleischverzehr abrate, der werde auch keine Milch mehr haben. "Und er vergisst, dass Rinder, Schafe und Ziegen in unserer Region die einzigen sind, die das Gras, das zuvor Kohlendioxid aus der Atmosphäre gebunden hat, zu lebenswichtigem, hochwertigem Eiweiß umwandeln. Verzichtsempfehlungen sind also gewiss der falsche Weg, das Weltklima zu retten."
Ob es an der Kritik lag? Zum Auftakt der Grünen Woche wollte die Landwirtschaftsministerin ihren Appell nicht wiederholen. Man solle sich ausgewogen ernähren und saisonale sowie regionale Produkte nutzen, sagte sie stattdessen. Das sei schließlich auch ein erheblicher Beitrag für mehr Klimaschutz.
Autorin: Sabine Kinkartz
Redaktion: Kay-Alexander Scholz