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Enttarnt: Agenten in Deutschland

Wolfgang Dick17. März 2016

Das Urteil im jüngsten Spionage-Prozess betrifft einen ehemaligen BND-Mitarbeiter. Die Spione der Vergangenheit versuchten stets, die höchsten Stellen der Macht anzuzapfen. 10 enttarnte Agenten im Überblick.

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Auge schaut durch Schlüsselloch . Bild: Korionov Igor
Bild: Colourbox/Korionov Igor

1. Im Bundeskanzleramt war Günter Guillaume vier Jahre lang tätig. Er schaffte es bis zum persönlichen Referenten von Bundeskanzler Willy Brandt und übermittelte sensible Informationen an den Staatssicherheitsdienst der damaligen DDR. Der 1974 aufgeflogene Agent zwang den damaligen Kanzler zum Rücktritt. Bis heute die spektakulärste Spionageaffäre in Deutschland.

2. Im deutschen Bundestag saß Alfred Frenzel für die Sozialdemokraten. Er spionierte für den kommunistischen tschechoslowakischen Geheimdienst (StB), wurde bereits 1961 verhaftet und zu 15 Jahren Haft verurteilt.

3. Im Bundesnachrichtendienst (BND) sammelte Ludwig Spuhler von 1968 bis 1989 so viele Informationen, dass er über 300 westdeutsche Agenten in der DDR enttarnen konnte. Er wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt. 14 Jahre Freiheitsentzug lautete das Urteil für Heinz Paul Felfe, der ebenfalls beim Bundesnachrichtendienst für den russischen KGB spionierte. Sechs Jahre erhielt die Spionin Gabriele Gast, die 1990 aufflog und es sogar bis zur Regierungsdirektorin beim BND geschafft hatte.

4. Beim Bundesamt für Verfassungsschutz war Hansjoachim Tiedge 19 Jahre und als Gruppenleiter für die "Abwehr von DDR-Spionage" tätig. Stattdessen fütterte er die Staatssicherheit der DDR mit geheimen Dokumenten. 1985 lief er über und der russische Geheimdienst KGB flog ihn nach Moskau aus.

5. Bei der Nato in Brüssel arbeitete Rainer Rupp, der unter dem Decknamen "Topas" bekannt wurde, als er 1993 enttarnt und mit zwölf Jahren Gefängnis bestraft wird. Von 1977 bis 1989 übermittelte er militärstrategische Dokumente nach Ostberlin und Moskau.

6. Auch die Presse bleibt nicht verschont. Beim Nachrichtenmagazin "Spiegel" wird mit Diethelm Schröder ein Journalist Anfang der 1990er-Jahre der Spionage für die DDR überführt, beim "Rheinischen Merkur" ist es Lutz Kuche, der über zwanzig Jahre lang angeblich rund 900.000 Mark (heute 450.000 Euro) von der Staatssicherheit der DDR für Spitzeldienste erhalten haben soll.

Viele Spionagetätigkeiten zur Zeit des Kalten Krieges wurden jedoch nicht aufgedeckt. In den letzten zehn bis fünfzehn Jahren hat sich die Szene der illegalen Informationsbeschaffung in Deutschland zudem deutlich geändert, unter anderem durch moderne Computer- und Kommunikationstechnik.

Willy Brandt mit Günter Guillaume 1973. Foto: 15.04.1973
Günter Guillaume (rechts) spionierte im direkten Umfeld von Kanzler Willy BrandtBild: picture-alliance/Sven Simon

Neuer Wind für Agenten

Insbesondere die Russische Föderation, die USA, China, Nordkorea und der Nahe Osten seien heute mit Nachrichtendiensten und Geheimagenten in Deutschland tätig, meldet das Bundesamt für Verfassungsschutz. Es geht jetzt mehrheitlich um Wirtschaftsspionage, um internationale Institutionen und Projekte. Nur einige Beispiele:

7. Informationen über den Hubschrauber "Eurocopter" schmuggelt ein 44-Jähriger von 2004 bis 2006 an den russischen Geheimdienst. Der Täter ist Ingenieur beim Konzern EADS. Prozess im Jahr 2008.

8. Dokumente der EU und der Nato beschaffte ein lange in Stuttgart unauffällig lebendes Paar für den russischen Auslandsnachrichtendienst SWR. Prozess ist im Jahr 2013. Das Strafmaß umfasst Haft zwischen fünf und sechs Jahren.

9. Fotos von Produktionsanlagen und Unterlagen zur Preisgestaltung wollen drei Chinesen bei einem Spionageeinbruch in den Pharma-Unternehmen Fresenius Medical Care und B. Braun beschaffen. Es ginge angeblich um Beweissammlung zu Dumpingangeboten der deutschen Firmen, geben die Täter an. Verfahren im Jahr 2014.

10. Der an diesem Donnerstag zu acht Jahren Haft verurteilte 32-jährige Markus R. sollte angeblich beim Bundesnachrichtendienst noch einen Auftrag für die USA ausführen, der lautete: Er beschaffe Unterlagen zum NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestages. Dazu kam es nicht mehr. Nachdem ihm sechs Jahre lang gelungen war, geheime Informationen aus den Hochsicherheitstrakten zu schmuggeln, stolperte er schließlich über sein Angebot an die russische Seite, seine "Abenteuerlust" und eine Mail, die er unverschlüsselt sendete. Insofern wird - da sind sich Geheimdienstexperten sicher - dieser Mann kaum als Top-Spion in die Geschichte der Spionagefälle eingehen.