Entwicklungsminister Müller kandidiert nicht mehr
13. September 2020Bundesentwicklungsminister Gerd Müller hat seinen Rückzug aus der Bundespolitik angekündigt. "Nach 32 Jahren Verantwortung im Europäischen Parlament und im Deutschen Bundestag möchte ich jetzt einen Generationenwechsel einleiten", erklärte der CSU-Politiker. Der 65-Jährige betonte zugleich: "Bis zum Ende der Legislaturperiode werde ich mein Bundestagsmandat und das Amt des Entwicklungsministers mit voller Kraft weiter gestalten."
Einer von dreien
Müller ist neben Andreas Scheuer und Horst Seehofer einer von drei CSU-Ministern im Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Neben Scheuer, Seehofer und Müller wird die CSU in der Bundesregierung noch von Digitalstaatsministerin Dorothee Bär vertreten.
Zuletzt hatte Müller gefordert, Deutschland müsse mehr Migranten aus dem abgebrannten griechischen Flüchtlingslager Moria aufnehmen. Außerdem setzt er sich dafür ein, dass Firmen per Gesetz zum Schutz der Menschenrechte bei ihren Lieferanten im Ausland verpflichtet werden sollen. In beiden Bereichen liegt er damit nicht unbedingt auf CSU-Linie.
Müller sitzt seit 1994 für den Wahlkreis Oberallgäu im Bundestag, davor war er Mitglied des Europäischen Parlamentes gewesen. Von 2005 bis 2013 war er Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Seit Dezember 2013 ist er Bundesentwicklungsminister.
Im schwäbischen CSU-Bezirksverband zeigte man sich nach Informationen des "Münchner Merkur" überrascht von Müllers Schritt, schließlich hatte er bei den zurückliegenden Wahlen stets unumstritten das Direktmandat geholt, selbst 2017 mit knapp über 50 Prozent der Erststimmen.
Der Fußballer bleibt bekannter
Er war der einzige Minister, der in seinem Ressort weitermachte, als Union und SPD im Jahr 2018 für eine erneute Koalition zusammenfanden. Dabei war ihm immer klar, dass er sich anstrengen kann, wie er will: Sein Namensvetter, der "Bomber der Nation", Gerd Müller, der viele Jahre für Bayern München spielte, bleibt berühmter. Der CSU-Politiker, dessen Weltsicht Begegnungen mit einer Näherin aus Bangladesch und einem Jungen auf einer Kakaoplantage mehr geprägt haben als Treffen mit Regierungschefs, nimmt die Übermacht des Namensvetters mit Humor und verteilte in Flüchtlingslagern Fußbälle an Kinder.
haz/uh (dpa, rtr, epd, kna)